Raich über Hirscher: "Marcel ist der Mann der Zukunft"

Marcel Hirscher
Marcel Hirscher(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Mario Kneisl)
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Der 22-jährige Marcel Hirscher gilt seit seinem Sieg-Hattrick als ernsthafter Kandidat auf den Gewinn des Gesamtweltcups. Der Salzburger selbst wehrt aber die Lobeshymnen noch ab.

Spätestens seit seinem lupenreinen Sieg-Hattrick innerhalb von nur vier Tagen ist klar, dass Marcel Hirscher ein ernsthafter Kandidat auf den Gewinn des alpinen Ski-Gesamt-Weltcups 2011/12 ist. Der 22-Jährige gibt sich zwar auf der Piste offensiv und rotzfrech, bei den Rechenspielen aber weiter sehr defensiv. "Da fahren noch viele gute Skirennläufer den Berg hinunter, bis das ein Thema ist", sagte der Salzburger.

Der ÖSV-Shootingstar hat sich seine Bescheidenheit während der Zwangspause nach seinem im Februar 2011 erlittenen Kahnbeinbruch angeeignet. "Durch die Verletzung habe ich einen ziemlich guten Bezug zur Realität und ein bisschen Distanz zum Sport bekommen. Ich habe das Verbissene 'Ich muss, ich muss' abgelegt. Wenn es nicht funktioniert, bin ich trotzdem noch der gleiche Marcel", meinte Hirscher.

Größter Polster seit 2005

Auch diese Einstellung macht ihn derzeit in Slalom und Riesentorlauf zum Mann der Stunde. Und die Zahlen sprechen mittlerweile eine deutliche Sprache. Hirscher hat in seinen bisher nur zehn Saisoneinsätzen vor allem dank fünf Siegen bereits 725 Punkte gesammelt. Damit weist der Annaberger 230 Zähler Vorsprung auf den zweitplatzierten Titelverteidiger Ivica Kostelic auf. Einen derart großen Polster zu diesem Zeitpunkt der Saison hat es seit 2005 nicht mehr gegeben.

Damals führte Bode Miller nach Adelboden 298 Punkte vor Benjamin Raich, am Ende der Saison wurde der US-Amerikaner mit fast 200 Zählern Vorsprung Gesamt-Weltcup-Gewinner. Hirscher wäre der erste ÖSV-Triumphator seit Raich (2006). Auch Raich prophezeit Hirscher noch viele weitere Erfolge: "Unglaublich, was er leistet. Ich kann nur den Hut ziehen. Marcel ist bereits jetzt sehr erfolgreich und konstant. Er weiß, was er kann, und fährt unbekümmert drauflos. Marcel ist der Mann der Zukunft, das muss und kann man sagen."

Kampflos will der 33-jährige Raich, der lange Zeit das ÖSV-Aushängeschild war, das Feld aber nicht räumen. "Natürlich sind meine Tage gezählt und irgendwann werde ich aufhören, aber sobald wird das nicht sein. Aber Marcel wird ganz sicher schon heuer ein gewaltiges Wörtchen um den Weltcup mitplaudern."

Kostelic kennt Hirschers aktuelles Erfolgsgeheimnis wohl am besten, schließlich ist der Kroate vor genau einem Jahr von Sieg zu Sieg geeilt und hat damit die Basis für den Gesamt-Weltcup-Erfolg gelegt. "Marcel reitet derzeit auf der Siegeswelle. Er gewinnt jedes Rennen, bei dem er an den Start geht. Das gibt Selbstvertrauen und dann ist alles viel leichter. Das ist eine Kopfsache", beschrieb Kostelic jenes Gefühl, dass er in seinem unglaublichen Jänner 2011 mit 999 eingefahrenen Weltcup-Punkten hatte.

Kostelic glaubt an Hirschers Chance

Dass man mit Starts in nur zwei Disziplinen am Ende die Nase vorne haben kann, glaubt Kostelic auf jeden Fall. "Es ist möglich. Ich habe schon vor Saisonbeginn gesagt, dass Marcel ein Anwärter ist, wenn er in den beiden Disziplinen dominiert. Derzeit ist er sehr schwer zu schlagen. Die Frage ist, ob er bis zum Saisonende dominieren kann." Kostelic glaubt weiter fest an seine Chance, neuerlich den großen Coup zu landen. "Ich fahre sehr gut und setze auf meine Beständigkeit."

Hirscher gönnte sich nach Adelboden eine kleine Auszeit daheim mit Freundin Laura, seinem neuen Hund Timon und dem Lieblings-Computerspiel DiRT3 - natürlich ein Rennspiel, um die Batterien wieder aufzuladen. Auch seine Mutter Sylvia benötigte Zuspruch, schließlich ist die Niederländerin beim Skilehrern in der heimischen Skischule in Annaberg gestürzt und hat sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen.

Neuer Einsatzplan für Hirscher?

Mitte der Woche geht es wieder zum Training, wahrscheinlich in die Schweiz, wo für Hirscher am Sonntag der Slalom in Wengen auf dem Programm steht. Einsätze in anderen Disziplinen sind vorerst nicht geplant, derzeit gilt der Fokus voll und ganz den Slaloms in Wengen, Kitzbühel und Schladming. Danach könnte sich der Einsatzplan Hirschers aber durchaus verändern, das bestätigte auch Herren-Cheftrainer Mathias Berthold.

"Nach Schladming werden wir uns anschauen, wie wir den Rest der Saison anlegen. Wir haben schon darüber geredet, ob Marcel eventuell den einen oder anderen Super-G oder eine Super-Kombination bestreitet", sagte Berthold. Diesen Plan mit Hirscher würde auch Hermann Maier verfolgen. "Ich bin überzeugt, dass er auch im Super-G seine Möglichkeiten hat", sagte der "Herminator" im Ö3-Interview. Maier muss es wissen, schließlich hat er in seiner Paradedisziplin 24 Siege gefeiert, mehr als jeder andere in der Weltcup-Geschichte.

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(APA)

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