Let's make money: Notenbank und Autoaktien

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Warum die US-Notenbank die Börsen diesmal nicht beflügeln konnte und wie deutsche Autoaktien trotz Krise mächtig Gas geben. Gar nicht mehr schön präsentiert sich der Indexchart der Technologiebörse Nasdaq.

Eigentlich hätte es diese Woche ein Kursfeuerwerk geben müssen: Die US-Notenbank Fed hat erneut den Geldhahn aufgedreht und mehr oder weniger angekündigt, dass es zumindest in den nächsten drei Jahren keine Zinserhöhungen geben wird. Liquiditätsschwemme verbunden mit negativen Realzinsen – das ist genau das, was Aktionäre normalerweise lieben.

Tatsächlich haben die Märkte ziemlich euphorisch reagiert – aber nur für zwei Stunden. Danach gab es wieder business as usual.

Auch das ist derzeit nicht übertrieben schlecht, aber ein wenig enttäuscht sind die Anleger schon gewesen. Offenbar kommt jetzt ein wenig zu viel auf einen Fleck zusammen. Wenn die anhaltende Angst vor einem Absturz über die amerikanische „Fiscal Cliff“ mit einem nach dem Ansteigen des letzten Monats doch schon reichlich überkauften Markt zusammentrifft, dann ist das eben kein besonders fruchtbarer Boden für Kursexplosionen.

Wobei: Schlecht sieht die Gesamtlage immer noch nicht aus. Vor allem in Europa nicht, wo der deutsche Leitindex Dax (und seinem Gefolge diesmal auch der österreichische ATX) in einem sauberen Aufwärtstrend stecken und eine echte Jahresendrallye aufs Parkett zaubern. Der wird jetzt aber wohl nach und nach die Luft ausgehen, denn die kursbestimmenden Großinvestoren beginnen schön langsam, ihre Bücher zu schließen.

Wobei: Auch, wenn es sich heuer nicht mehr ausgehen dürfte, ist der sehr stabil laufende deutsche Börsenindex dabei, auf sein Allzeithoch bei 8100 Punkten aufzulaufen.

Bis es so weit ist, dürfte es in dem völlig überkauften deutschen Markt zwar noch den einen oder anderen Rücksetzer geben, aber die Anleger sind offenbar wild entschlossen, die Rekordmarke bald einmal zu knacken: Jeder kleine Rückfall der Kurse wird in Frankfurt derzeit sofort für neue Käufe genutzt.

Nicht mehr ganz so gut sieht es in den USA aus. Dort ist der Rallye doch ein wenig die Luft ausgegangen. Gar nicht mehr schön präsentiert sich der Indexchart der Technologiebörse Nasdaq. Die leidet besonders unter dem Absturz ihres Superschwergewichts Apple(ISIN US0378331005). Der „Apfel“-Kurs knickte am Freitag noch einmal deutlich ein, nachdem die UBS das Kursziel von 780 auf 700 Dollar gekürzt hatte und aus den chinesischen Apple-Stores Nachrichten von einem eher müden iPhone5-Debüt gekommen waren. Wie es aussieht, wird der Wiedereinstieg in Apple deutlich unter der 500-Dollar-Marke möglich sein.

Aufgezeigt hat am Freitag der Softwarehersteller Adobe(ISIN US00724F1012). Der hat Potenzial. Ein Einstieg in US-Aktien ist aber erst sinnvoll, wenn eine Lösung der „Fiscal Cliff“-Problematik in realistische Nähe rückt.

In Deutschland ist der Zuliefer- und Rüstungskonzern Rheinmetall(ISIN DE000703009) auf dem Radarschirm der Anleger aufgetaucht. Die Berenberg Privatbank hat das Papier mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 52 Euro versehen, was vom derzeitigen Kurs von etwas mehr als 36 Euro aus doch einiges Potenzial bietet. Der Rheinmetall-Kurs hat Mitte November einen beeindruckenden Umkehrschwung hingelegt, die Kurve zeigt seither steil nach oben – und in der Vorwoche hat die Aktie einen wichtigen charttechnischen Widerstand auf dem Weg geknackt. Das sieht nach Kauf aus.

Eine Überraschung erlebt man, wenn man auf die Charts der deutschen Autohersteller blickt: Eigentlich haben wir ja eine europäische Autokrise mit Markteinbrüchen von teilweise 20 Prozent und mehr. Aber die deutschen Autoproduzenten geben an der Börse mächtig Gas. Daimler(ISIN DE0007100000) beispielsweise hat seit Mitte November einen sehr steilen, sauberen Aufwärtstrendkanal ausgebildet und hat rein charttechnisch noch einigen Platz nach oben. Der Münchener Konkurrent des Mercedes-herstellers, BMW (ISIN DE0005190003), ist noch flotter unterwegs und wird demnächst an sein Allzeithoch bei knapp 74 Euro stoßen. Das ist zweifellos eine Barriere. Aber wenn die durchbrochen wird, dann sind zehn bis 15 Prozent Kurspotenzial locker drin.

Weniger erfreulich sieht derzeit der Goldpreis aus: Der läuft seit Langem seitwärts dahin und hat große Mühe, sich in der Gegend von 1700 Dollar je Feinunze zu halten. Die euphorischen Prognosen von 2300, 2400 oder 2500Dollar im kommenden Jahr sind unterdessen Makulatur, viele Analysten haben ihre Vorhersage auf unter 2000Dollar zurückgenommen.

Jetzt warnen Hedgefonds-Manager in den USA vor einer ziemlich scharfen Preiskorrektur. 2013 sei mit einer Preisbandbreite von 1400 bis 1800 Dollar zu rechnen. Wenn das eintritt, dann stehen wir derzeit am Rande des oberen Bandbreitenviertels – und es kann eigentlich nur bergab gehen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2012)

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