Die Preise an den Tankstellen sinken – aber nicht schnell genug

Treibstoffpreise
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Die Senkungen an den Tankstellen fallen wesentlich geringer aus als an der Rohstoffbörse in Rotterdam – dort fiel der Preis für Diesel seit dem Sommer um fast die Hälfte.

Wien. Die globale Finanzkrise bringt seit einigen Wochen auch einen positiven Effekt: Der Ölpreis und in seinem Windschatten die Treibstoffpreise sinken. An der Zapfsäule nähern sich Superbenzin und langsam auch Diesel wieder der psychologischen Schwelle von einem Euro je Liter. Seit den Höchstständen von Anfang Juli (1,36 Euro je Liter Super, 1,45 Euro je Liter Diesel) ist der Preis für Treibstoffe um etwa ein Viertel gesunken. Allerdings fallen die Senkungen an den Tankstellen wesentlich geringer aus als an der Rohstoffbörse in Rotterdam – dort fiel der Preis für Diesel seit dem Sommer um fast die Hälfte.

Viel „Aufholpotenzial“

Vergleicht man die Entwicklung der Nettopreise an der Tankstelle (ohne Mineralöl- und Mehrwertsteuer) mit jener in Rotterdam, dann ergibt sich ein deutliches „Aufholpotenzial“ der heimischen Preise. So gab der Preis für Diesel in Rotterdam seit dem Höchststand im Juni um 47,7 Prozent nach, an der Zapfsäule reduzierte sich der Preis bislang nur um 34,8 Prozent. Ein noch drastischeres Bild gibt es beim Superbenzin (siehe Grafik).

Beim Tanken müssen die Fahrer von Dieselautos derzeit etwa 90 Prozent des Nettopreises vom Jahresanfang zahlen. Die Ölkonzerne bezahlen in Rotterdam inzwischen aber nur noch etwa 77 Prozent vom Wert des Jahresanfangs. Auch bei Super ergibt sich diese Schere: Der Liter kostet netto an der Zapfsäule 74 Prozent so viel wie am Jahresanfang, in Rotterdam aber nur noch 57 Prozent.

Die Ölfirmen haben allerdings auch die rasanten Preissteigerungen zur Jahresmitte nicht im vollen Ausmaß an ihre Kunden weitergegeben. Im April und Mai hatte sich der Tankstellenpreis jedoch schneller als in Rotterdam verteuert.

Von den Autofahrerklubs ARBÖ und ÖAMTC gibt es seit langer Zeit massive Kritik an den Ölkonzernen. Auch die Ankündigung der Wettbewerbsbehörde, sich den Tankstellenmarkt hinsichtlich seines Wettbewerbs zu untersuchen, soll nichts geändert haben, monieren die Klubs. Aktuell müssten laut ARBÖ die Preise für Super um 15,5 Cent und für Diesel um 6,5 Cent sinken. Da jeden Tag 21 Mio. Liter Diesel und sieben Mio. Liter Benzin getankt werden, würden diese Differenzen den Ölkonzernen ein „Körberlgeld“ von rund 2,5 Mio. Euro pro Tag bringen.

„Man tankt in Österreich günstig“

„Im europäischen Vergleich sind wir bei den Preisen im Gleichklang. Prinzipiell tankt man in Österreich im EU-Vergleich seit Jahren günstig“, meint dazu Christoph Capek vom Fachverband der Mineralölindustrie. Seit vergangener Woche liegt der heimische Nettopreis für Diesel jedoch erstmals über dem europäischen Durchschnitt. Superbenzin liegt noch leicht unter dem EU-Schnitt.

(c) Die Presse / GK

Zuletzt lagen die Tankstellenpreise im März 2007 auf dem gegenwärtigen Niveau. Damals kostete der Treibstoff in Rotterdam aber rund 30 Prozent mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2008)

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