American Football: Der Quarterback Gottes feierte eine Auferstehung

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Keiner scheidet die Geister im US-Sport wie Tim Tebow, der tief religiöse Quarterback der Denver Broncos. Seine Gebete auf dem Spielfeld sind legendär. Nun gelang ihm in den Play-offs auch ein legendärer Sieg.

Denver/red. Im September saß der 24-jährige Tim Tebow noch auf der Ersatzbank. Die Denver Broncos verloren vier der ersten fünf Spiele. In seiner Verzweiflung löste Headcoach John Fox Quarterback Kyle Orton ab und ersetzte ihn durch den unerfahrenen Tebow. Was dann passierte, ist ein kurioses Stück Sportgeschichte. Tebow, Sohn eines Missionars, gewann sieben von acht Spielen. Dabei stellte er sich oft wie ein Tollpatsch an. Seine Passes kamen selten an, der Ball eierte durch die Luft, als hätte ein Anfänger ihn geworfen. „Unwürdig für die NFL“, lästerten Kommentatoren. Doch Tebow gewann. Weil er zum richtigen Zeitpunkt dann doch einen genialen Spielzug aus dem Ärmel schüttelte. „Tebow-Time“ oder „Tebow Magic“ werden diese Momente mittlerweile genannt. Sie ereignen sich am Ende des Spiels oder in der Verlängerung. Auch am Sonntag lag Magie über dem Mile High Stadium von Denver. Denn Tim Tebow führte seine Broncos im Wild-Card-Game gegen die favorisierten Pittsburgh Steelers zu einem furiosen 29:23-Sieg. Furios war wieder das Finish. In der kürzesten Verlängerung der NFL-Geschichte entschied Tebow das Spiel binnen elf Sekunden. So lange dauerte es, dass er einen 80-Yard-Touchdown-Pass warf, den Demaryius Thomas in die Endzone trug. Das Stadium stand Kopf. Und Tebow ging in die Knie.

Denn mehr als sein unorthodoxes Spiel sorgt seine zur Schau getragene Religiosität für Aufsehen. Nach einem Sieg pflegt er Pressekonferenzen mit den Worten zu beginnen: „Ich danke meinem Herrn und Schöpfer und meinen Mannschaftskameraden.“

Tebow wurde mittlerweile sogar zum Politikum. „Ich möchte der Tebow der Vorwahlen sein“, meinte der ultrakonservative Republikaner Rick Perry. Er bezog sich auf den Umstand, dass Tebow zwar von den Experten belächelt, von den Fans aber geliebt wird.

„Tebowing“ – also in die Knie gehen – ist längst Kult in den USA. Auf Long Island blockierten Schüler mit einer Tebowing-Session die Aula und wurden dafür für einen Tag von der Schule ausgeschlossen. Lindsey Vonn kniete nach ihrem Sieg in Beaver Creek nieder. Dass sie eine Affäre mit Tebow hat, bestreitet sie. Tim und sie seien lediglich gute Freunde, sagte sie.

Am Wochenende müssen die Wildpferde aus Denver zu den grandiosen New England Patriots. Dort wird dem Quarterback Gottes wohl nur ein Wunder helfen.





Wild-Card-Games: Houston Texans – Cincinnati Bengals 31:10, New Orleans Saints – Detroit Lions 45:28, New York Giants – Atlanta Falcons 24:2, Denver Broncos – Pittsburgh Steelers 29:23 n. V.

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