Post erhöht das Porto: Zwei Euro mehr pro Haushalt

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Der Post-Konzernchef Georg Pölzl begründet die neue Tarifstruktur mit den um 25 Prozent gestiegenen Arbeitskosten. Im Europavergleich liege Österreich mit seinen Posttarifen weiterhin in der unteren Hälfte.

Wien/Eid. Die Österreicher halten die Post mehrheitlich für zuverlässig und sind auch mit ihrem Briefträger zufrieden. Wie aus einer bundesweiten Kundenbefragung hervorging, sprechen sie dem gelben Riesen aber die Innovationsfähigkeit ab. Dabei fordern sie durch die Bank ein besseres Service, beispielsweise die Wahl des Zustellorts, eine Abendzustellung oder eine einfachere Tarifstruktur. Letzteren Wunsch erfüllt die Post mit 1.Mai – vor allem bringt sie aber höhere Tarife.

Statt 14 gibt es künftig fünf Portoklassen. Sie richten sich nach Gewicht und Format des Briefes. Für Privatkunden gibt es nur einen Tarif: Sie zahlen für den Standardbrief 62 statt 55 Cent (siehe Grafik), eine Erhöhung um 12,7 Prozent. Der Brief wird „premium“ am nächsten Werktag zugestellt. Dazu ist die Post per Gesetz als Universaldienstleister verpflichtet.

Billiger, aber langsamer

Geschäftskunden haben die Wahl, je nach Zustellgeschwindigkeit. Das Premium-Produkt kostet ebenfalls 62 Cent (Standardbrief). Wem „economy“ – Zustellung in zwei bis drei Tagen – genügt, zahlt ab 1000 Briefen 57 Cent pro Stück.

Kritik, unter anderem von den „Grünen“, dass die Post ihre Marktmacht ausnütze und das Angebot verteuere, ließ Post-General Georg Pölzl am Dienstag nicht gelten. „Das ist die erste Portoanhebung seit 2003“, sagte Pölzl mit Hinweis auf andere Kosten: Strom habe sich in diesem Zeitraum um 38 Prozent, Diesel um 42 Prozent und die Müllabfuhr um 26 Prozent verteuert. „Unsere Arbeitskosten sind um über 25 Prozent gestiegen.“

Für den Durchschnittshaushalt, der jährlich 18 Euro für Briefporto ausgibt, bedeutet die vom Postregulator am Montag genehmigte Preiserhöhung Mehrausgaben von zwei Euro. Österreich liegt in der unteren Hälfte Europas: In Norwegen koste ein Standardbrief 1,06 Euro, in Finnland 80 Cent und in der Schweiz 75 Cent.

Die Erosion im Briefgeschäft von drei bis fünf Prozent, für die vor allem das Internet verantwortlich ist, werde man mit der Portoerhöhung nicht wettmachen, aber einbremsen, meinte Pölzl. Eigentlich müssten die Preise infolge der Liberalisierung doch sinken? „Ja, die Durchschnittspreise aller Postleistungen schon.“ Der Haken daran: Briefe seien ein Hochpreissegment, die Zustellung in einem Gebirgstal koste dreimal so viel wie in Wien. Deshalb würden sich Konkurrenten die Rosinen herauspicken, zumal die Zustellinfrastruktur sehr teuer sei. Pölzl: „Wie wollen Sie die Post duplizieren?“

Paket in der Box

Künftig soll das Service verbessert werden. Angedacht sind Selbstabholboxen für Wohnhausanlagen, in denen der Postler die Pakete hinterlegen kann, wenn der Adressat nicht da ist. Die Kunden bekommen eine Benachrichtigung inklusive eines Codes, mit dem sie die Box öffnen können. Der Vorteil: Der Gang mit dem gelben Zettel zum nächsten Postamt entfällt. Von einer Paketzustellung könnten Kunden auch via SMS informiert werden. Noch nicht fix ist die seit Langem diskutierte Abendzustellung. Außerdem will die Post die Wartezeiten in den Ämtern verkürzen, indem sie den Personaleinsatz optimiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)

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