Bis zu 3,5 Milliarden Euro entgehen dem Staat durch Schattenwirtschaft. Einer aktuellen Studie zufolge dürfte heuer der "Pfusch"-Anteil am BIP auf 8,14 Prozent steigen.
Die wachsende Arbeitslosigkeit und die konstant hohe Steuer- und Sozialabgaben-Last werden den "Pfusch" in Österreich heuer weiter steigen lassen. Die Schattenwirtschaft dürfte 2015 das dritte Jahr in Folge zunehmen und auf 21,35 Milliarden Euro beziehungsweise 8,14 Prozent des BIP klettern, nimmt der Linzer Volkswirtschafts-Professor Friedrich Schneider an. Im Vorjahr waren es noch 7,8 Prozent.
Größter Verlierer beim "Pfusch" sei der Staat, dem dadurch Steuern und Sozialbeiträge in Höhe von 2 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr entgehen, so Schneider. Die Steuerverluste selbst würden sich deshalb in Grenzen halten, da das "schwarz" verdiente Geld sofort wieder im offiziellen Wirtschaftskreislauf ausgegeben werde. Weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die Kosten zusätzlicher Unfälle beziehungweise von Arbeitsunfähigkeit der Pfuschern tragen müssten.
Höchste Werte in Bulgarien und Rumänien
In der EU ist Österreich - in positiver Hinsicht - Schlusslicht beim Anteil der Schattenwirtschaft, gemessen am offiziellen Bruttoinlandsprodukt. Im OECD-Raum weisen nur Neuseeland, die Schweiz und vor allem die USA mit 8 bzw. 6,5 und 5,9 Prozent noch geringere "Pfusch"-Quoten als Österreich auf. Jedoch ist Österreich eines von nur sechs EU-Ländern, in denen der "Pfusch" zunimmt. Deutschland liegt bei 12,2 Prozent. Die höchsten Werte hat Schneider für Bulgarien und Rumänien mit rund 30 Prozent ermittelt.
Baugewerbe und der Handwerksbetrieb (samt Reparaturen) halten in Österreich mit zirka 39 Prozent naturgemäß den größten Anteil beim "Pfusch". 2015 werden hier rund 8,33 Milliarden Euro "schwarz" umgesetzt, schätzt der Ökonom. Es folgen sonstige Gewerbebetriebe und haushaltsnahe Dienstleistungen mit 17 Prozent Anteil bzw. absolut 3,63 Milliarden in Österreich.
Historisch gesehen war der "Pfusch"-Anteil am BIP hierzulande vor einem Jahrzehnt spürbar höher. Von 2003 bis 2005 etwa war der Kuchen jeweils 10 bis 11 Prozent groß.
Schneider für Anreize durch Politik
"Inoffizielle" Aktivitäten könnten nur dann in die offizielle Wirtschaft überführt werden, wenn es attraktiv ist, sich dort verstärkt zu engagieren, erklärt der Linzer Uni-Professor Schneider. Es sei Aufgabe der staatlichen Institutionen, sich für eine anreizorientierte Bekämpfung der Schwarzarbeit einzusetzen, so Schneider.
Geschehen könne dies durch eine befristete Rückvergütung der Mehrwertsteuer bei arbeitsintensiven Dienstleistungen, die Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt (bis zu 2000 Euro pro Haushalt). Niedrigere Lohnnebenkosten würden Schwarzarbeit unattraktiver machen. Zudem sollten Firmen, die "schwarz" arbeiten oder arbeiten lassen, für bis zu fünf Jahre von öffentlichen Aufträgen gesperrt werden.
So wird Schwarzarbeit gemessen
Umsätze in der Schwarzarbeit sind nicht direkt messbar, schließlich finden sie im Verborgenen statt. Deshalb orientieren sich die Experten des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) an bekannten Faktoren, die Auswirkungen auf die Schwarzarbeit haben.
So wird davon ausgegangen, dass Steuer- und Abgabeerhöhungen zu einem Anstieg der Schwarzarbeit führen, denn sie machen eine reguläre Beschäftigung teurer und Schwarzarbeit attraktiver. Eine niedrige Arbeitslosigkeit führt dazu, dass weniger schwarz gearbeitet wird, denn die Menschen finden leicht eine besser bezahlte reguläre Arbeitsstelle.
Die Prognose des IAW und der Universität Linz folgt seit 2002 einer von den Grundlagen her unveränderten Methodik. Dazu zählen etwa Befragungen von Bürgern und Analysen bereits aufgedeckter Fälle von Steuerhinterziehung. Zudem gehen die Fachleute davon aus, dass Aktivitäten in der Schattenwirtschaft Spuren hinterlassen, die wiederum bei der Messung helfen können. Indikatoren sind demnach beispielsweise der Bargeldumlauf großer Banknoten oder der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben von Haushalten.
(APA)