Staatsanleihen: Investieren in der Schuldenkrise

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Wer beim Kauf von Staatstiteln auf Sicherheit setzt, bezahlt das momentan mit rekordverdächtig niedrigen Zinsen. Lohnende Alternativen sind jedoch rar.

Wien. Die Schuldenberge der Euroländer und die Angst vor einem Abkühlen der Wirtschaft haben den Markt für Staatsanleihen zuletzt ordentlich in Bewegung gebracht. Die als ausfallsicher geltenden zehnjährigen deutschen Bundesanleihen bringen derzeit eine Rendite von knapp 2,2 Prozent – so wenig wie nie. Den umgekehrten Rekord erreichten dagegen zehnjährige Anleihen Griechenlands in der vergangenen Woche mit über 18 Prozent.

Anleger im Euroraum haben es derzeit nicht leicht, sich zwischen diesen zwei Extremen zu bewegen. Vor allem dann, wenn beim Kauf nicht der Kursgewinn einer Anleihe, sondern deren laufende Verzinsung im Vordergrund steht. Und die ist nur mehr außerhalb der Euro-„Kernländer“ attraktiv: So werfen zehnjährige Anleihen aus Spanien und Italien momentan knapp über fünf Prozent pro Jahr ab.

Beide Länder verfügen bei der Ratingagentur Standard&Poor's zumindest noch über ein AA- bzw. A-Rating. „Ramsch“-Status haben Anleihen offiziell ab einer C-Note. Das ist in der Eurozone nur in Griechenland der Fall. Die Papiere aus Hellas sollten Anleger trotz einer Rendite von über 17 Prozent also tunlichst meiden. Harald Preißler, Chefökonom und Anleihenexperte der Bantleon Bank, rät, auch einige andere Länder zu umgehen. „In Griechenland haben wir gesehen, wie schnell sich die Situation verschlechtern kann. Da ist nichts unmöglich.“ Die Rede ist insbesondere von Portugal und Irland, aber auch von Spanien und Italien.

Wer zuversichtlicher ist, könne aber auch spanische Anleihen mit kurzer Restlaufzeit kaufen und so den Zinsvorteil mitnehmen, sagt Harald Besser von der Kathrein Bank. Probleme gebe es in diesem Fall nur, sollte es zu einem Zahlungsausfall Spaniens kommen. Sinkt ein Land in der Gunst der Anleger, schlägt sich das im Kurs seiner Anleihen wieder. 100 Euro portugiesische Schulden, die im Jahr 2016 zurückgezahlt werden, kosten so an der Börse gut 70 Euro. Geht es dem Land besser, steigen die Kurse. So geschehen im Fall von Irland, dessen Anleihen seit Mitte Juli um 30 Prozent zugelegt haben. Zusammen mit dem Kupon, einem fixen Zins, ergibt sich die tatsächliche Rendite.

Lohnt es sich also, jetzt noch deutsche Anleihen zu kaufen und auf Kursgewinne zu hoffen? Dass die Kurse bald sinken, sei zumindest unwahrscheinlich, sagt Preißler. Solange die Probleme im Euroraum nicht ausgestanden sind, sieht er bei den Renditen sowohl nach unten als auch nach oben Luft für neue Rekorde. Auch langfristig sei nicht mit höheren Zinsen zu rechnen, denn der demografische Wandel werde die Wirtschaft bremsen und so das Zinsniveau dauerhaft drücken.

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Euroanleihen aus Peru

Wer Sicherheit nicht missen will, aber ein Maximum an Rendite wünscht, dem bieten Anleihen von staatlichen Unternehmen eine Option. So wie jene der deutschen KfW-Bank. „Da gehen die Zinsen in letzter Zeit auseinander, obwohl die Anleihen genau wie Bundesanleihen vom deutschen Staat garantiert werden“, sagt Dirk Poelmann von der Vermögensverwaltung KBC.

Eine weitere Alternative sieht Preißler in Anleihen aus Emerging Markets wie Peru oder Südafrika, die in Euro aufgelegt werden. Von Vorteil seien dabei zum einen die vergleichsweise stabilen Haushalte, zum anderen das höhere Zinsniveau. Das Risiko liege darin, dass bei einem Abkühlen der Weltwirtschaft Investoren wie in der Finanzkrise Kapital aus den Schwellenländern abziehen könnten. Das würde die Kurse der Staatspapiere nach unten drücken.

Was Sie beachten sollten bei... Staatsanleihen

Tipp 1

Zinsniveau. Dass die Kurse von ausfallsicheren Staatsanleihen bald wieder sinken, glauben die Experten nicht. Gründe dafür sind ein Abkühlen der Wirtschaft und die Schuldenkrise. Selbst bei deutschen Anleihen sehen Experten noch Luft nach oben. Auch langfristig müssen sich Anleger bei sicheren Anlagen wohl auf niedrige Zinsen einstellen.

Tipp 2

Krisenländer. Renditen von zehn Prozent klingen zunächst reizvoll, auch wenn es sich beim Schuldner um Portugal handelt. Angesichts des griechischen Schicksals sollten sich Anleger aber genau überlegen, ob sie dieses Risiko eingehen. Wer zuversichtlich ist, kann etwa zu spanischen Titeln mit kurzer Restlaufzeit greifen.

Tipp 3

Alternativen. Etwas höhere Zinsen bieten staatliche Unternehmen. Obwohl die Anleihen wie im Fall der deutschen KfW-Bank vom deutschen Staat garantiert werden, werden (geringe) Risikoaufschläge gezahlt. Auch bei Euroanleihen aus Schwellenländern können Anleger höhere Zinsen ohne Währungsrisiko mitnehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2011)

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