Arbeitslosigkeit in Österreich zum dritten Mal rückläufig

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Im August waren in Österreich mit 218.398 Menschen um 8,3 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Experten haben den Faktor Leiharbeit unterschätzt, sagt IHS-Ökonom Hofer.

Wien (b.l.). Zu Jahresbeginn waren Wirtschaftsforscher, Arbeitsmarktservice (AMS) und Sozialministerium noch von einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um 20.000 Personen im Jahresschnitt ausgegangen. Inzwischen sieht es nach einem leichten Rückgang aus. Ende August waren in Österreich 218.398 Menschen arbeitslos gemeldet, um 8,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Rechnet man die 62.865 Schulungsteilnehmer dazu, betrug der Rückgang 5,1 Prozent– es war der dritte in Folge.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) glaubt, dass die Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher für heuer zu niedrig angesetzt waren. Auch AMS-Chef Johannes Kopf rechnet mit einem Wachstum von „deutlich über zwei Prozent“. Das Wifo ging in seiner Juli-Prognose von 1,2 Prozent, das IHS von 1,5 Prozent aus. Am 24. September werden die aktualisierten Prognosen veröffentlicht.

„Eine Senkung der Prognose ist sehr unwahrscheinlich“, meint IHS-Arbeitsmarkt-Experte Helmut Hofer. Ob ein Zweier vor dem Komma stehen werde, sei aber noch fraglich.

Noch wenige Neuzugänge

Einen Rückschluss von den Arbeitslosenzahlen auf das Wirtschaftswachstum hält Hofer für unzulässig. Die Formel, dass man drei Prozent Wirtschaftswachstum brauche, damit die Arbeitslosigkeit zurückgehe, habe noch nie gestimmt. Ein wichtiger Faktor sei auch, wie viele neue Leute zusätzlich in den Arbeitsmarkt drängten. Im Jahr 2007 etwa stieg das Angebot an Arbeitskräften um fast 50.000Personen (Frauen, Ältere, die länger auf dem Arbeitsmarkt blieben, Ausländer).

Sie alle erhielten einen Job, zusätzlich ging die Arbeitslosigkeit um 17.000 Personen zurück. „Dafür brauchte man auch ein entsprechend hohes Wachstum“, stellt Hofer fest. Derzeit kämen nicht so viele Menschen auf den Arbeitsmarkt. „Jedenfalls noch nicht“, so Hofer. Im August gab es im August 3,46 Millionen unselbstständig Beschäftigte, 1,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der zweite Grund, warum man nicht mit einem so starken Rückgang der Arbeitslosigkeit rechnete, war, dass man den Faktor Leiharbeit unterschätzt habe: Entgegen den Erwartungen hätten die Unternehmer nach der Krise nicht mit Neueinstellungen gezögert, sondern auf die Möglichkeit der Leiharbeit zurückgegriffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2010)

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