Der Rückzug von Nagl-Kritiker Werner Miedl ebnet den Weg für Frau in ÖVP-Regierungs-Team. Als Kandidaten gelten Eva-Maria Fluch und die derzeitige Nationalrätin Adelheid Fürntrath.
GRAZ (hoe). „Graz war und ist mein Lebensmittelpunkt“, beteuerte Werner Miedl. Dass er dennoch die letzte Zeit hauptsächlich in einem Einfamilienhaus in der Grazer Umlandgemeinde Seiersberg gewohnt haben soll, hat jetzt zu einem abrupten Ende seiner Karriere als Grazer ÖVP-Stadtrat geführt. Miedl hat gestern seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik angekündigt.
Auslöser waren Medienberichte, wonach Miedl zwar seinen Hauptwohnsitz in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Graz gemeldet hat, aber dort laut Nachbarn nur selten anzutreffen ist. „Meine Wohnsituation stellt rechtlich kein Fehlverhalten dar“, verteidigt sich Miedl. Tatsächlich ist für eine Kandidatur als Gemeinde- oder Stadtrat nur ein gemeldeter Hauptwohnsitz in Graz Voraussetzung.
Die Optik bleibt freilich auf zwei Ebenen zumindest schräg: Zum einen, dass sich just der als Law-and-order-Politiker angeschriebene ehemalige Polizist Miedl „erwischen“ ließ. Zum anderen eröffnet der Zeitpunkt der Affäre wilde Spekulationen um eine VP-interne Intrige. Erst am Donnerstag ließ man den vermeintlichen Stadtrat-Fixstarter Miedl eine Verzichtserklärung für einen Gemeinderatssitz unterzeichnen. Vier Tage später erfolgte der politische Todesstoß. Nach einem Gespräch mit dem Grazer VP-Obmann Siegfried Nagl und Landesparteichef Hermann Schützenhöfer strich Miedl Montag früh die Segel. Der ehemalige ÖVP-Nationalrat will aber Grazer ÖAAB-Obmann bleiben.
Der personelle Aderlass erleichtert Nagl das Einhalten seines Versprechens, eine Frau in sein Regierungsteam zu holen. Als Kandidaten gelten Eva-Maria Fluch und die derzeitige Nationalrätin Adelheid Fürntrath.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2008)