Grüne: Schwerpunktschulen für behinderte Kinder

Gruene Schwerpunktschulen fuer behinderte
Gruene Schwerpunktschulen fuer behinderte(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Die Grünen kritisieren den "Stillstand" bei der Abschaffung von Sonderschulen. Sie fordern inklusiven Unterricht und regen die Einrichtung von Schwerpunktschulen an.

Vier Jahre ist es her, seit sich Österreich mit der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung dazu verpflichtet hat, Kinder "nicht aufgrund von Behinderung" vom Schulbesuch auszuschließen. Die Grünen orten bis heute "Stillstand", eine für das Frühjahr in Aussicht gestellte Behandlung im Parlament werde stets aufgeschoben. Bei einer Pressekonferenz erneuerte die Grüne Behindertensprecherin Helene Jarmer deshalb ihre Forderung nach einem inklusiven Unterricht und regte die Errichtung von Schwerpunktschulen für unterschiedliche Formen von Behinderung an.

Seit 1993 besteht grundsätzlich die Wahlfreiheit für Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) zwischen Sonderschul- oder Integrationsklasse. ÖVP- und Grünen-Mandatare sowie Interessensvertretungen kritisieren seit jeher das zweigleisige System, in dem es u.a. an Ressourcen, unterstützendem Personal, Weiterbildung für Lehrende und baulichen Maßnahmen für Barrierefreiheit fehle und bei dem Kinder auf der Strecke blieben.

Mit einem Inklusionsfahrplan, der die Errichtung von Sonderpädagogischen Zentren "als Anlaufstelle für Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen" vorsieht, wollen die Grünen optimale Bedingungen für Kinder mit SPF schaffen. Erreicht werden soll das mit der Errichtung von Schwerpunktschulen: "Pflichtschule A" könne beispielsweise komplett barrierefrei für Schüler mit Mobilitätseinschränkungen geführt werden, während "Pflichtschule B" auf hörbeeinträchtige Kinder spezialisiert ist. Ziel sei die österreichweite Erreichbarkeit zumindest einer spezialisierten Schule im Umkreis von 30 Minuten, während größere Schulstandorte auch mehrere Schwerpunkte anbieten sollen.

Als Vorbild fungiert Südtirol, wo das integrative Schulsystem bereits seit 35 Jahren "sehr erfolgreich" praktiziert wird, so Erica Fassa, Inspektorin für den technisch-berufsbildenden Bereich in Bozen. "Lehrpersonen planen hier gemeinsam mit Eltern unter Berücksichtigung der Behinderung den Bildungsweg des Kindes", so Fassa. Für jedes Schuljahr würden Ziele gesteckt, alle Kinder absolvieren die Schule bis zur Matura bzw. einem differenzierten Abschluss und "haben so einen einfacheren Einstieg in die Arbeitswelt". In Österreich endet die Betreuung von Kindern mit SPF hingegen mit Polytechnischen Schulen bzw. einjährigen Haushaltungsschulen nach der Pflichtschulzeit.

Mithilfe von Best-Practice-Modellen wollen die Grünen bei einer Experten-Tagung der Grünen Bildungswerkstatt Wien sowie des Grünen Parlamentsklubs am Donnerstagabend ihren Forderungen einen "Feinschliff" verpassen, so Jarmer. Beim Unterrichtsausschuss kommende Woche will sie diese vorlegen und die Einrichtung eines eigenen Unterausschusses fordern. Der UN-Behindertenrechtskonvention widmet sich auch die Interessensvertretung sozialer Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderung (IVS Wien) im Rahmen ihrer Tagung "Wien wird anders - Inklusion und Vielfalt im Sozialraum Wien". Am 25. und 26. Juni werden Ideen von Fachleuten eingeholt, die schließlich in Forderungen und Impulsen für Politik, Sozialpartner und Dienstleister münden sollen.

(APA)

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