Champions League: "Rote Teufel" und ihre Angst vor Deutschen

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Noch nie konnte Manchester United in einem K.-o.-Duell eine deutsche Mannschaft eliminieren. Trainer Alex Ferguson warnt daher vor dem vermeintlichen Außenseiter Schalke 04 beim Halbfinalduell am Dienstag.

Gelsenkirchen/Ag/Sb. Manchester United hat seine Torflaute wohl gerade rechtzeitig überwunden. Nach zuletzt zwei Spielen in Folge ohne eigenen Treffer brach Javier Hernandez am Wochenende mit dem 1:0-Siegtor über Everton den Bann. Die gute Form des Mexikaners lässt die Engländer vor dem heutigen Halbfinalduell mit dem FC Schalke 04 (20.45 Uhr, live Sat.1 und Sky) auch den Ausfall von Dimitar Berbatow vergessen. Der Bulgare fällt wegen Leistenbeschwerden aus. „Javier übertrifft alle Erwartungen“, meinte Trainer Alex Ferguson. Damit lastet ein bisschen weniger Druck auf Wayne Rooney. Der bullige Mittelstürmer geizt in dieser Spielzeit mit Toren, doch wenn er einnetzt, dann sind es wichtige Treffer. Seine zwei einzigen Tore in der heurigen Champions-League-Saison brachten den „Red Devils“ zwei 1:0-Auswärtssiege bei den Glasgow Rangers und beim FC Chelsea.

>>> Zum Video: Schalke - Auf dem Papier keine Chance

Rivalen statt Kollegen

Heute trifft Rooney auf einen Gegenpart, der im Sommer fast sein Teamkollege geworden wäre. Da stand nämlich die spanische Legende Raúl vor einem Wechsel auf die Insel. „Wir haben mit seinem Berater gesprochen“, bestätigte Manchester-Manager Alex Ferguson. Doch aus dem Transfer wurde nichts und deshalb schlüpfte Raúl ins Trikot des FC Schalke. Der Spanier war mit bisher fünf Toren hauptverantwortlich für die makellose Heimbilanz der Deutschen in der „Eliteliga“: In fünf Spielen gab es ebenso viele Siege. Mit jetzt 71 Toren ist Raúl der erfolgreichste Spieler der Champions-League-Geschichte, eine Vertragsverlängerung bei Schalke steht kurz bevor.

Ein Finale wie ein Titel

„Ein Finaleinzug wäre schon wie ein Titelgewinn. Man müsste uns dafür schon einen Pokal geben, einen kleinen Pokal“, ist sich der Rekordtorschütze der Außenseiterrolle der Königsblauen bewusst. Die Torjägerqualitäten des Spaniers sind auch in Manchester in schmerzhafter Erinnerung geblieben. 2000 hat Real Madrid dank zweier Raúl-Tore im Old Trafford die „Red Devils“ aus der Champions League geworfen.

So erfahren ist Teamkollege Alexander Baumjohann noch nicht: „Es ist ein Traum, im Champions-League-Halbfinale gegen Manchester spielen zu dürfen. Vielleicht gelingt uns eine weitere Überraschung“, meint er respektvoll. Schalke-Trainer Ralf Rangnick liegt mit seinem Team in der Liga nur auf Rang zehn, in Champions League und DFB-Pokal (Finale gegen Duisburg) gibt es aber noch Titelchancen.

Für Kapitän Manuel Neuer wäre das ein perfekter Abschied. Er wird Schalke nach 20 Jahren verlassen. „Wir haben auch gegen Manchester sicher eine Chance“, sagte der Torwart, der vor einem Wechsel zu den Bayern steht.

Die Angst vor K.-o.-Spielen

Apropos Bayern: Aus den zahlreichen Duellen Manchesters mit deutschen Klubs sticht eines nach wie vor gewaltig heraus. Das Endspiel 1999 gegen Bayern, das dank zweier Tore in der Nachspielzeit einen 2:1-Sieg für die Ferguson-Elf brachte, ist immer noch unvergessen. In K.-o.-Duellen mit Hin- und Rückspielen hat Manchester United jedoch in der Champions League in bisher allen vier Versuchen gegen Bundesligateams den Kürzeren gezogen. Zuletzt im vergangenen Jahr, als man am FC Bayern scheiterte. „Die deutschen Teams zeigen immer Entschlossenheit, das wird auch am Dienstag so sein“, meinte der erfahrene Ferguson.

Auf die Abwehr ist Verlass

Der Schotte ist sich aber trotz der eindrucksvollen Leistungen der Schalker gegen Inter Mailand im Viertelfinale sicher, dass sein Team für die Partie in Gelsenkirchen bestens gerüstet ist. Seine Mannschaft hat in der laufenden Champions League auswärts noch keinen einzigen Gegentreffer kassiert. „Unsere Erfahrung und unsere Bilanz in Auswärtsspielen der vergangenen Jahre ist herausragend.“ Nicht viel schlechter ist die Heimbilanz Manchesters mit nur drei kassierten Toren. Deshalb würde Ferguson wohl auch mit einem Remis „auf Schalke“ gut leben können. Noch besser könnte er wohl mit einer Torspende Rooneys leben.

Zum Auftakt der Halbfinal-hinspiele der Champions League empfängt der FC Schalke 04 heute Manchester United. Morgen steigt das „Clásico“-Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Die Rückspiele finden am 3. (Barcelona gegen Real) bzw. 4. Mai (Manchester gegen Schalke) statt. Anpfiff ist jeweils um 20.45 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2011)

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