Entführte Luxusjacht: Gewaltsame Befreiung steht bevor

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Vor Somalia haben Piraten eine französische Luxusjacht mit 32 Besatzungs-Mitgliedern gekapert. Bei einem Anlege-Versuch ist es zu Kämpfen mit Anwohnern gekommen. Eine französische Spezialeinheit hält sich in Dschibuti bereit.

Französische Spezialeinheiten sind am Montag für eine gewaltsame Befreiung einer von Piraten gekaperten Segeljacht am Horn von Afrika in Stellung gegangen. Ein Sonderkommando der Gendarmerie (GIGN) ist in der Nacht aus Paris nach Dschibuti geflogen, wie aus Kreisen des Verteidigungsministeriums mitgeteilt wurde.

In Somalia sprach sich der Gouverneur der Region Puntland, vor deren Küste die Luxusjacht bis zum Montag gelegen hatte, für "einen Angriff französischer und amerikanischer Kriegsschiffe" aus.

»"Es ist lebenswichtig, die Piraten zu töten und mit ihnen Schluss zu machen, damit in somalischen Gewässern Frieden herrscht"«

Musa Ghelle Yusuf, Gouverneur von Puntland (Somalia)

Angesichts des drohenden Eingriffs des Sonderkommandos lichteten die Piraten am Montag die Anker und steuerten gen Süden. Bei ihrem Versuch, in einem Dorf an Land zu gehen, ist es dann offenbar zu Kämpfen mit örtlichen Anwohnern gekommen, bei denen zwei Menschen getötet worden sind.

Am Freitag gekapert

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Die 88 Meter lange Luxusjacht "Le Ponant" war am Freitag im Indischen Ozean, am Eingang des Golfs von Aden, von rund einem Dutzend Piraten gekapert worden. An Bord waren 32 Besatzungs- mitglieder. Das gekaperte Schiff wurde seit dem Wochenende von einer französischen Fregatte verfolgt. Nach Angaben eines Generalstabs- Sprechers in Paris ist die Fregatte stets in Sichtweite des entführten Luxusschiffs geblieben.

Gesetzlosigkeit durch Bürgerkrieg


Den Schiffsbesatzungen vor Somalia wird generell geraten, 200 Seemeilen von der Küste entfernt zu bleiben. Im schmalen Golf von Aden ist dies jedoch nicht möglich. Im März hatten somalische Piraten einen russischen Schlepper sechs Wochen lang in ihrer Gewalt gehabt und schließlich gegen 450.000 Euro Lösegeld freigegeben. In der vergangenen Woche war ein japanischer Chemietanker von Männern mit Maschinenpistolen und Granatwerfern angegriffen worden, ein Schiff der multinationalen Antiterror-Truppe Task Force 150 kam den Angegriffenen jedoch zu Hilfe und verjagte die Piraten.

Angelegenheit "kann aber lange dauern"

Die Odyssee der "Le Ponant" könnte nach Einschätzung von Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner lange dauern. Er hatte am Sonntag erklärt, Frankreich habe Kontakt zu den Entführern hergestellt, die Angelegenheit "kann aber lange dauern". Die nach Dschibuti entsandte Gendarmerieeinheit GIGN ist auf Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiungen spezialisiert. Bekannt wurde sie 1994, als sie ein Flugzeug befreite, das von algerischen Islamisten nach Marseille entführt worden war. Die Täter hatten gedroht, die Maschine in den Eiffelturm zu fliegen.

Gefährliche Küste

Angriffe somalischer Piraten im Golf von Aden sind häufig. In Somalia herrscht seit 1991 Bürgerkrieg, vor der 3.700 Kilometer langen Küste des Landes besteht Gesetzlosigkeit. Meist bringen die Täter ihre Beute in den zahlreichen kleinen Häfen der Südküste in Sicherheit. Eine internationale Behörde zum Kampf gegen die Piraterie verlangte am Montag mehr Patrouillen durch die multinationale Anti-Terror-Truppe, die in Dschibuti stationiert ist. "Der UN-Sicherheitsrat muss irgendwie aktiv werden, um diesen Piraten das Handwerk zu legen, die unschuldige Seefahrer angreifen", sagte Noel Choong vom Piracy Reporting Centre in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.

(APA)

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