Ein Ausstellungsgelände für 187 Mio. Schilling

Ansichtskarte WIG 64, 1964
Ansichtskarte WIG 64, 1964(c) Wien Museum
  • Drucken

Das Wien-Museum widmet der Gartenschau von 1964 eine eigene Ausstellung – von der Idee über die Umsetzung (und die Kosten) bis zur heutigen Nutzung des Donauparks.

Dass ein Projekt wie die Wiener Internationale Gartenschau (WIG) in dieser Größenordnung heute noch so einfach durchgezogen werden könnte, darf bezweifelt werden. Zwar mag in Sachen Sicherheit und Zukunft noch eine gewisse Autoritätsgläubigkeit gegenüber den Regierenden herrschen, in Sachen Großprojekte und Stadtentwicklung haben sich die Bürger jedoch von der Rolle des begeisterten Zusehers und Beklatschers zunehmend emanzipiert. Eine Bürgerinitiative wäre sicher schnell aufgestellt, eine wie auch immer geartete Form der Bürgerbeteiligung organisiert. Und am Ende müsste das Projekt wohl auch noch bei einer Befragung bestehen.

In den 1960er-Jahren war das noch anders. Da konnte die Stadt mit einer solchen Initiative noch Euphorie auslösen. Wie sehr diese ausgeprägt war, wie sie durch massive Medien- und Öffentlichkeitsarbeit befeuert wurde, und welche Rolle die Ausstellung für das Bewusstsein der Stadt spielte, beleuchtet ab Donnerstag, 10.April, eine Ausstellung im Wien-Museum.

„WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne“ widmet sich der Gartenschau aus den verschiedensten Blickwinkeln. Von den Vorbildern in Deutschland über die Vision einer „Weltstadt im Grünen“ bis zur Nutzung des Areals, bevor die Blumenbeete einzogen.


WIG in Zahlen. Und auch spannende Zahlen werden im dazugehörigen Ausstellungsführer mitgeliefert: Auf 850.000 Quadratmetern wurde die Gartenausstellung seinerzeit hochgezogen, sieben Kilometer Wasserkünetten wurden gegraben, für Licht und Telefon sogar 45 Kilometer. Insgesamt besuchten 2.115.797 Gäste die Gartenschau, rund 594.000 fuhren auf den Donauturm, 601.805 Menschen drehten mit dem Sessellift ihre Runden über die Blumenbeete. Geradezu unvorstellbar moderat wirken die Herstellungs- und Umsetzungskosten: 187 Millionen Schilling (13,59 Millionen Euro) kostete die Errichtung des Donauparks, der Donauturm wurde für 60Millionen Schilling (4,36 Millionen Euro) errichtet. Und die Durchführung der Gartenschau kostete 19Millionen Schilling (1,38 Millionen Euro).

Das Wien-Museum beendet die Aufarbeitung aber nicht mit dem Ende der WIG, sondern widmet sich auch der Entwicklung des Areals in den Jahrzehnten danach. Von der Fertigstellung der UNO-City 1979 über die Eröffnung des Austria Center 1987 bis zur Bebauung der Donau City ab 1993. Der Donaupark verändert sich. Viele Dinge, die es während der Gartenschau gegeben hat, sind verschwunden.

Dafür sind neue Facetten dazugekommen, hat sich die Nutzung gewandelt. Die emotionale Bedeutung, die das Gelände einst für die Menschen gehabt hat, mag mit den Generationen geschrumpft sein. Doch mit der Ausstellung im Wien-Museum wird ein Teil dieser emotionalen Nähe wieder sichtbar gemacht.

Ausstellung

„WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne“. Von 10.April bis 31.August 2014, Wien-Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien. Di–So, Feiertag: 10–18 Uhr.
www.wienmuseum.at

Buch.Ausstellungsführer von Ulrike Krippner, Lilli Liăka, Martina Nußbaumer (Hg.). Metro Verlag, 24 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sessellift und Che Guevara

33 Fakten über den Donaupark


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.