Polens Wodka erobert die USA

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Symbolbild.(c) AP (JOCKEL FINCK)
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Die Polen trinken weniger, in der EU macht sich "Bananen-Wodka" breit. Aber auf fernen Märkten punkten die Hersteller. Zum Anstieg der Verkaufszahlen in Amerika hat wohl auch Bruce Willis einen Teil beigetragen.

Warschau. Die Polen lieben Wodka. Das ist eine jahrhundertealte Tatsache. Allerdings scheint die Liebe zu dem hochprozentigen Nationalgetränk in den modernen Zeiten exotischer Mixgetränke allmählich nachzulassen. Seit Jahren beklagen die einheimischen Hersteller, dass ihre Landsleute immer weniger Wodka trinken, weshalb sich die polnischen Produzenten verstärkt auf die Suche nach neuen Absatzmärkten im Rest der Welt machen.

Auf dem hart umkämpften europäischen Markt tun sich die polnischen Wodka-Hersteller allerdings zunehmend schwer. Die Absatzzahlen stagnieren oder sinken in einigen Ländern sogar. Ein Schlag war es, als die EU vor knapp zwei Jahren das von Polen vehement geforderte „Reinheitsgebot“ für Wodka ablehnte.

Traditionell wird das Getränk aus Kartoffeln und Getreide hergestellt. In Deutschland und Frankreich aber wird Wodka oft auf der Basis von Trauben, Früchtemischungen sowie Zuckerrübenmelasse und Soja gebrannt.

Nicht nur aus Erdäpfeln

Diese Unternehmen dürfen nach dem Willen der EU ihre Produkte auch weiterhin Wodka nennen, müssen die Zutaten allerdings gut lesbar auf dem Etikett angeben. „Der Kampf ist verloren“, jaulte die polnische Presse nach dem Spruch aus Brüssel auf, „macht euch bereit für den Bananen-Wodka.“

Weltweit werden mit Wodka jedes Jahr mehr als neun Milliarden Euro umgesetzt. Wichtigste Produktionsländer des seit fast 500 Jahren bekannten Getränks sind Russland, Finnland, Schweden, die Ukraine – und Polen. Die Suche der polnischen Hersteller nach neuen Märkten scheint erfolgreich zu sein: In den vergangenen vier Jahren stieg der Export von knapp 56 Millionen Euro auf 80 Millionen Euro im Jahr 2009.

Mit Bruce Willis in die USA

Zum Anstieg der Verkaufszahlen in Amerika hat wohl auch Bruce Willis einen Teil beigetragen. Der Hollywood-Star wirbt mit seinen markanten Gesichtszügen für die Traditionsmarke „Sobieski“ – an der er über den französischen Mutterkonzern Belvédère seit einigen Monaten auch Unternehmensanteile besitzt.

Belvédère, der siebentgrößte Wodka-Hersteller der Welt, erhoffte sich durch den medienwirksamen Einstieg des Schauspielers einen Ausweg aus der finanziellen Misere, in die sich das Unternehmen mit der Übernahme des polnischen Wodka-Herstellers manövriert hat. Vier Jahre lang soll Willis nun den Werbeträger für Sobieski mimen. Das soll der Firma den Eintritt auf den Markt in Nordamerika erleichtern, wo die Flaschen aus dem polnischen Stammland immer häufiger über den Ladentisch gereicht werden.

In den USA verkaufte Sobieski 2008 rund 2,5 Millionen Liter Wodka, ein Jahr darauf über doppelt so viel – und wohl bald schon wird die Zehn-Millionen-Marke durchbrochen sein. Nach diesem Erfolg soll nun der kanadische Markt aufgerollt werden.

Dazu wird vor allem im Internet eine Werbeoffensive gefahren. Allerdings tummelt sich dort bereits ein aus der Heimat bekannter Konkurrent: Zubrowka. „Im Jahr 2009 haben wir 35Prozent mehr Wodka verkauft als im Jahr zuvor“, erklärt Katarzyna Plonska, die in der Unternehmensgruppe CEDC für den Export zuständig ist. In diesem Jahr soll die Steigerung 20 Prozent betragen.

Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten haben beide Unternehmen auch ein Auge auf Asien geworfen. „Ein großes Potenzial sehen wir in China und Indien“, erklärt Marciej Meyer, Sprecher der Sobieski-Gruppe. Das Unternehmen hofft, in zwei bis drei Jahren dort mehrere Millionen Liter jährlich verkaufen zu können.

auf einen Blick

Polens Wodka-Hersteller sind auf der Suche nach neuen Märkten. Während sie in Europa mit stagnierenden Verkaufszahlen zu kämpfen haben, hat sich ihr Absatz in Nordamerika in den vergangenen Jahren deutlich erhöht – nicht zuletzt dank prominenter Werbeträger wie dem Schauspieler Bruce Willis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2010)

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