E-Mail-Flut legt deutsches Parlament lahm

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GERMANY GOVERNMENTEPA (Rainer Jensen)
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Eine versehentlich an knapp 4000 Adressen verschickte Nachricht blockierte die Server. Der Vorfall wird inzwischen als "Kürschnergate" bezeichnet. Die Mitarbeiter nahmen es mit Humor.

Eine versehentlich an alle verschickte Mitteilung hat am Mittwoch eine Mail-Lawine im Bundestag ausgelöst und der Absenderin zu unfreiwilliger Prominenz verholfen. Nach einer Antwort aus den Reihen der SPD-Fraktion - ebenfalls wieder an alle Abgeordneten und Mitarbeiter - entwickelte die ungewohnte Kommunikation ihre Eigendynamik. Zahllose Mails, meist mit schmunzelndem Unterton, gingen hin und her. "Ich möchte über diesen Weg meine Mami grüßen! Hallo!", schrieb eine Mitarbeiterin laut Spiegel Online. Ein anderer antwortete: "Also, ich find die Sache bisher großartig. Wir sollten das einmal im Monat durchführen, das verbindet!"

Weniger erfreut war die IT-Abteilung. Der Mail-Verkehr kam zeitweise zum Erliegen, Nachrichten trudelten mit einer halben Stunde Verspätung ein. Mehrere Dienst-iPads sollen aufgrund der Massen-Kommunikation abgestürzt sein. Die Techniker verschickten daraufhin "aus gegebenem Anlass" eine Nachricht, dass der E-Mail-Verteiler des Bundestags ausschließlich für dienstliche Zwecke genutzt werden dürfe. Naturgemäß ging aber auch diese Meldung an alle rund 4000 Adressen des Bundestags.

E-Mail-Hoppala

"Es ist halt passiert", sagte Babette Schulz, Wahlkreis-Mitarbeiterin der grünen Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl aus Karlsruhe, noch leicht geknickt. Eigentlich wollte sie nur Kollegen in der Fraktion bitten, ihr ein neu erschienenes Bundestagshandbuch, den "Kürschner", mitzubringen. Nach dem ersten Schrecken habe sie noch auf E-Mails dazu geantwortet. "Als dann die Mail-Lawine ihre skurrile Eigendynamik entwickelte, wurde mir das etwas unheimlich - bis die überwiegend netten humorvollen Mails auch mich sehr zum Lachen brachten." Viele hätten ihr auch parteiübergreifend Verständnis bekundet - es habe sogar den Vorschlag gegeben, sie zur Mitarbeiterin des Monats zu wählen.

Herzhaft gelacht wurde auch im Internet. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter häuften sich die amüsierten Kommentare mit den Hashtags (Schlagwörtern) "Babette" und "Kürschnergate" - gebildet aus Kürschner, dem Bundestagshandbuch und Watergate, dem Inbegriff peinlicher Pannen. Der Hamburger PR-Berater Markus Mayr schrieb in Anlehnung an ein Jesu-Zitat im Neuen Testament: "Wer nie eine E-Mail an alle geschickt habe, werfe den ersten Stein."

(Ag.)

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