Analyse: Wahlkampf herrscht am Fuße der Karawanken

(c) APA (Markus Leodolter)
  • Drucken

Jörg Haider hat mit einem Brief an die Kärntner den Wettlauf um den Sessel des Landeschefs eröffnet. SPÖ und ÖVP schwächeln gewaltig.

Klagenfurt. Wenn die Kärntner von ihrem Landeshauptmann Post bekommen, wissen sie aus Erfahrung, was in der Luft liegt: Wahlkampf. Obwohl die nächste Landtagswahl noch fast ein Jahr entfernt liegt, hat Jörg Haider zur Feder gegriffen, um seine Landsleute wissen zu lassen, wie wohlgeordnet und schön doch alles sei in ihrem Heimatland. Die anderen Parteien spucken Gift und Galle, weil Haider für seinen Brief das offizielle Landeshauptmann-Papier verwendet hat und weil noch niemand deutlich gesagt hat, wer das Porto für die mehr als 200.000 Briefe bezahlt hat.

Aber trotzdem scheint der BZÖ-Chef mit Aktionen dieser Art zu punkten. Die letzte verfügbare Wähler-Befragung, nämlich jene von Imas im Auftrag der „Kronenzeitung“, sieht Haider und seine Orangen weit vorne in der Wählergunst. Auf die berühmte Sonntagsfrage, wem sie denn bei der nächsten Landtagswahl ihre Stimme geben würden, antworteten 44 Prozent der Kärntner mit BZÖ. Dabei hat der im südlichsten Bundesland so geliebte Landesfürst seine neuerliche Kandidatur noch nicht einmal definitiv zugesagt. Allerdings zweifelt in Kärnten niemand daran, dass sich „der Jörg“ im nächsten Jahr der Wiederwahl stellt.

Seine Gegner werden ihm die Entscheidung erleichtern. Denn sowohl SPÖ wie auch ÖVP schwächeln gewaltig. SPÖ-Chefin Gaby Schaunig wird sich sehr anstrengen müssen, um ihre Ankündigung („der nächste Landeshauptmann ist eine Frau“) erfüllen zu können. Zu sehr leidet ihre Partei noch unter den negativen Auswirkungen der Unregelmäßigkeiten bei der Wiederwahl des mittlerweile zurückgetretenen Klagenfurter Stadtparteiobmannes Ewald Wiedenbauer. Darüber hinaus wiederholt die „rote Gaby“ einen Fehler, den die schwarze Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher bei der letzten Wahl begangen hat. Sie fährt einen resoluten Anti-Haider-Kurs und gibt dem Landeshauptmann nicht mehr die Hand, weil er ihre Familie beleidigt habe. Aber so etwas wird im Land nicht goutiert. Denn als persona non grata wollen die Kärntner ihren Landeschef nicht qualifiziert wissen.

38,4 Prozent der Wählerstimmen konnte die SPÖ 2004 auf sich vereinen, laut Umfrage sind es jetzt nur noch 34. Das ist ziemlich wenig für eine Partei, die über Jahrzehnte hinweg mit absoluter Mehrheit das Land regiert hat. Aber noch viel schlechter geht es der ÖVP, die in Kärnten traditionell eine viel unbedeutendere Rolle spielt als in anderen Bundesländern.

Um in der Öffentlichkeit zumindest hin und wieder vorzukommen, gefällt es dem schwarzen Landeschef Josef Martinz seit einigen Monaten, mit Jörg Haider gemeinsame Sache zu machen. Beim Verkauf der Hypo Alpe-Adria hat er mit diesem Kurs aber Schiffbruch erlitten, denn es wurde bekannt, dass der Steuerberater von Martinz, der mit dem Verkauf betraut wurde, ein Honorar von zwölf Millionen Euro, das später auf sechs Millionen herunterverhandelt wurde, erhalten sollte, was für heftige Kritik auch innerhalb der ÖVP sorgte.

ÖVP muss bangen

Martinz kann sich nur mangels eines Nachfolge-Kandidaten an der Spitze der Partei halten. Doch er muss jetzt sogar darum bangen die Einstiegshürde in den Landtag von zehn Prozent zu schaffen. Das letzte Mal erreichte die ÖVP 11,4 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.