15 Jahre Srebrenica: Gedenkmarsch für Massaker-Opfer

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Jahre Srebrenica Gedenkmarsch fuer(c) AP (AMEL EMRIC)
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Das Massaker im bosnischen Srebrenica jährt sich zum 15. Mal. Zur Gedenkfeier wird auch der serbische Präsident Tadic erwartet. Ein Denkmal soll die UNO erinnern, bei Völkermord nicht tatenlos zuzusehen.

Rund 5000 Menschen haben am Donnerstag im Osten von Bosnien einen dreitägigen Gedenkmarsch gestartet, um den 15. Jahrestag des Massakers von Srebrenica im Juli 1995 zu gedenken. Die Teilnehmer des knapp 120 Kilometer langen "Marsch des Todes - Weg des Friedens", darunter auch Vertreter mehrerer serbischer Organisationen, gehen jene Route zurück, auf der die Bewohner Srebrenicas aus der von der UNO geschützten bosniakischen (muslimischen) Enklave vor den serbischen Truppen geflohen waren.

Der Marsch beginnt in dem Dorf Nezuk bei Tuzsla. Am Freitag wird ein Friedensmarsch in Richtung Srebrenica auch aus der früheren muslimischen Enklave Zepa, ebenfalls in Ostbosnien, starten.

Auf dem Erinnerungsfriedhof in Potocari bei Srebrenica werden am Sonntag 775 Opfer des Massakers beigesetzt, darunter zum ersten Mal auch ein Kroate. Dort soll nach einem Vorschlag der Hinterbliebenen eine "Säule der Schande" aufgestellt werden. Das Mahnmal soll aus 16.744 Schuhen bestehen, die an 8372 Massaker-Opfer erinnern und in Form der Buchstaben UN die UNO zu mahnen, im Fall von Völkermord nicht tatenlos zu bleiben.

Serbischer Präsident bei Gedenkfeier

Zur Gedenkfeier werden nach Angaben der Veranstalter rund 50.000 Hinterbliebene der Srebrenica-Opfer und zahlreiche ausländische Delegationen erwartet. Zum zweiten Mal wird der Gedenkfeier auch der serbische Präsident Boris Tadic beiwohnen. Serbien hatte im März in einer Parlamentserklärung das Massaker schärfstens verurteilt, es allerdings nicht als Völkermord bezeichnet.

Vor der Gedenkfeier hat ein Verband von Familienangehörigen der Massaker-Opfer um den Erinnerungsfriedhof Plakate aufgestellt, auf denen unter anderem auch die Umsetzung des Urteils des Internationalen Gerichtshofs aus dem Jahre 2007 verlangt wird, in dem das Massaker als Völkermord definiert wurde.

Keine Srebrenica-Erklärung in Banja Luka

Das Parlament des kleineren bosnischen Landesteils, der Serbischen Republik (Republika Srpska), hatte es am Mittwoch abgelehnt, auf Antrag der bosniakischen Abgeordneten auf die Tagesordnung der laufenden Parlamentssitzung auch eine Srebrenica-Erklärung aufzunehmen.

Die ehemalige UNO-Schutzzone Srebrenica gehört seit dem Kriegsende zum kleineren bosnischen Landesteil. Die früheren Einwohner sind nach dem Kriegsende mehrheitlich nicht zurückgekehrt. Serben stellen heute die Bevölkerungsmehrheit in der Kleinstadt.

Massaker von Srebrenica

Die ostbosnische Stadt Srebrenica war im April 1993 zur UNO-Schutzzone erklärt worden. Am 11. Juli 1995 fiel das Gebiet in die Hände der bosnisch-serbischen Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladic. Sie trennten unter Duldung niederländischer UNO-Soldaten die Frauen und Kinder vom Rest der Bevölkerung und ermordeten in den folgenden Tagen zwischen 7000 und 8000 Männer. Das Massaker in Srebrenica gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass an dem Massaker auch eine serbische Sondereinheit beteiligt war, bewies 2005 ein Video.

(APA/Red.)

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