Der Österreicher gewinnt erstmals ein Match bei einem Grand-Slam-Turnier- trotz der typischen Schimpfattacken und Schläger-Zerstörungen. "Das hätte ich mir sparen können", gab Köllerer zu.
NEW YORK. Der Aufschrei war auch auf den angrenzenden Tennisplätzen deutlich zu hören. Nachdem Daniel Köllerer den Matchball gegen den Portugiesen Rui Machado verwertet hatte und erstmals in die zweite Runde eines Grand-Slam-Turniers einzog, ließ er einen lauten Schrei los. Das Ende war symptomatisch für ein emotional geführtes Spiel, das der für seine Eskapaden bekannte Köllerer mit 6:2, 6:4, 2:6, 6:2 gewann.
Verwarnung für beide Spieler
Der 26-Jährige spielte von Beginn an konzentriert und zwang dem Portugiesen sein kraftvolles Grundlinienspiel auf. Machado fand in den ersten beiden Sätzen kaum Chancen vor, alles deutete auf einen klaren Sieg des in der Weltrangliste auf Position 62 stehenden Oberösterreichers hin. Doch als Machado im dritten Satz aufkam, zeigte Köllerer, warum er in der Tennisszene eher für seine Mätzchen als seine zuletzt ansteigenden Leistungen bekannt ist.
Vor den Augen von Daviscup-Kapitän Gilbert Schaller beschimpfte er eine Linienrichterin und ein Ballkind, beschwerte sich mehrmals beim Schiedsrichter, zerstörte ein Tennisracket und fluchte bei Fehlern lautstark. Machado trug seinen Teil zur aufgeheizten Stimmung bei, indem er Köllerer mit leiser Stimme immer wieder beschimpfte. Schließlich erhielten beide Spieler eine Verwarnung, Köllerer beruhigte sich im vierten Satz und gewann das Spiel souverän.
Köllerer ist momentan in der Weltrangliste der zweitbeste Österreicher. Trotzdem berücksichtigte ihn Schaller für den Ende des Monats stattfindenden Länderkampf in Chile nicht. Als Grund nannte der Daviscup-Kapitän „Disziplinlosigkeiten“ bei einem Turnier im Vormonat. In New York wollte Schaller die Vorfälle nicht kommentieren. Köllerer sprach von einem „guten Verhalten“. Nur die Schimpfwörter „hätte ich mir sparen können“, sagte er.
Melzer besiegt Safin
Ebenfalls in die zweite Runde eingezogen ist Österreichs Nummer eins, Jürgen Melzer. Vor den Augen seiner Freundin, der Schwimmerin Mirna Jukic, besiegte er den ehemaligen Weltranglistenersten Marat Safin (Russland) in vier Sätzen. In der zweiten Runde wartet auf Melzer der Argentinier Juan Martin del Potro, Köllerer spielt gegen Pablo Cuevas aus Uruguay.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2009)