Böses Blut im weitläufigen Mandela-Clan

Zindzi Mandela, former South African president Nelson Mandela's daughter, attends the BAFTA Los Angeles Britannia Awards in Beverly Hills
Zindzi Mandela, former South African president Nelson Mandela's daughter, attends the BAFTA Los Angeles Britannia Awards in Beverly HillsREUTERS
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Die „Leichenfledderei“ begann bereits vor seinem Tod. Die halbe Welt erweist Mandela die letzte Ehre.

Johannesburg/Wien. Zindzi ereilte die Nachricht vom Tod ihres Vaters in einem Londoner Kino, an der Seite von Prinz William und seiner Frau Kate. Sie wohnten einer Filmpremiere eines Spielfilms über die Mandela-Biografie bei: „Mandela – der lange Weg zur Freiheit“. Noch vor Beginn beruhigte Zindzi das Premierenpublikum: „Meinem Vater geht es gut. Er ist 95 Jahre alt und sehr schwach. Aber wir hoffen, ihn öfter zu sehen.“

Zu dem Zeitpunkt lag Nelson Mandela tatsächlich schon im Sterben, und ein Teil des engsten Familienkreises versammelte sich um das Sterbebett im Haus im Johannesburger Stadtteil Houghton, um Abschied zu nehmen. Noch zu Lebzeiten war eine erbitterte Fehde innerhalb des weitschweifigen Clans um das Erbe des „Vaters der Regenbogennation“ entbrannt. Als er im Juni auf der Intensivstation der Herzklinik in Pretoria lag, begann bereits die „Leichenfledderei“.

Die Familie ist heillos zerstritten. Kinder und Enkel liegen sich in den Haaren, sie schlachten den Namen Mandela gewinnträchtig aus. Makaziwe Mandela, die älteste Tochter, versuchte mit ihrer Halbschwester Zenani, Südafrikas Botschafterin in Argentinien, den Zugriff auf den Mandela-Fonds zu erlangen. Angeblich wollte sie auch die Exklusivrechte für die Begräbnisfeierlichkeiten meistbietend an CNN verhökern. Zwei Enkelinnen versuchten ihr Glück in der TV-Show „Being Mandela“.

Streit um Grabmal

Auf die Spitze trieb es deren Cousin Mandla. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ der 39-jährige Politiker und Clanchef die Gebeine dreier Mandela-Kinder – darunter seines an Aids verstorbenen Vaters – aus Qunu in der Provinz Ostkap exhumieren, um sie im nahen Mvezo zu bestatten. Im Geburtsort seines Großvaters plante er ein Kongresszentrum, eine Pilgerstätte für Mandela-Fans – selbstverständlich samt dessen Grab. Nur hatte Nelson Mandela bereits einen Hügel in Qunu, den in seiner Autobiografie idyllisch beschriebenen Ort seiner Kindheit, als Grabmal ausersehen.

Dies sorgte für böses Blut innerhalb der Familie, die selbst „Madibas“ mitunter in Wallung brachte. Ein Gericht zwang ihn, die Gebeine wieder umzubetten. Nelson Mandela wird nun übernächsten Sonntag dort seinen Frieden finden, wo er einst Kühe hütete – nach einem pompösen Staatsbegräbnis am Dienstag im Johannesburger Fußball-Stadion, bei dem ihm die halbe Welt die letzte Ehre erweisen wird, darunter angeblich alle fünf lebenden US-Präsidenten. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2013)

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