Wall Street: Visa legt fulminantes Börsendebüt hin

(c) AP (Paul Sakuma)
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Größter Börsegang der US-Geschichte: Knapp 18 Mrd. Dollar Emissionserlös. Visa-Aktie schoss gleich zu Handelsbeginn um 35 Prozent nach oben.

New York. Der mit Spannung erwartete Börsengang des weltgrößten Kreditkarten-Konzerns Visa Inc. bringt dem Unternehmen 17,9 Mrd. Dollar (11,5 Mrd. Euro). Dies ist die mit Abstand größte Erstemission, die die Wall Street je erlebt hat. Der bisherige Rekord war vor sieben Jahren beim Börsengang der Mobilfunkfirma AT&T Wireless mit knapp elf Mrd. Dollar aufgestellt worden. Der bisher größte Börsengang weltweit war die Erstemission der Industrial & Commercial Bank of China mit knapp 22 Mrd. Dollar vor zwei Jahren gewesen.

Visa verkaufte bei seiner Erstemission 406 Mio. Aktien zum Einstandspreis von 44 Dollar je Stück. Das lag deutlich über der ursprüngliche angepeilten Spanne von 37 bis 42 Dollar. Die Nachfrage war nach Darstellung von Wall-Street-Maklern enorm. Und auch das Börsedebüt am Mittwoch verlief trotz der derzeit extrem stürmischen Zeiten sehr erfolgreich. Gleich zu Handelsbeginn schoss die Aktie um 35 Prozent nach oben. Wegen der extrem guten Nachfrage können noch weitere 40,6 Mio. Aktien verkauft werden, die Emission käme damit auf ein Volumen von 19,7 Mrd. Dollar.

Größtes Kreditkartensystem

Visa gehörte bisher rund 13.000 US-Banken, die etwas mehr als die Hälfte ihrer Anteile bei dem Börsengang veräußern und dabei groß abkassieren. Die größten Einnahmen verbucht JP Morgan Chase mit rund 1,1 Mrd. Dollar.

Visa Europe ist nicht in den Börsengang eingeschlossen und bleibt weiter eine ihren Mitgliedsbanken gehörende separate Vereinigung, die mit der Visa Inc. Marken- und Technologie-Lizenzvereinbarungen unterhält.

Visa unterhält das weltgrößte Kreditkarten-Abrechnungssystem und profitiert damit von der zunehmenden Plastikgeld-Verwendung durch Konsumenten und Geschäftsleute in aller Welt. Die Gesellschaft vergibt keine Kredite, sondern führt nur die elektronische Abrechnung von Käufen der Visa-Kartenbesitzer bei Millionen Geschäften, Restaurants und anderen Firmen in aller Welt durch.

Dies ist ein fast risikofreies und sehr lukratives Geschäft. Die Kreditrisiken bei Kreditkartenkäufen auf Pump tragen die Banken und anderen Kreditkarten-Herausgeber.

Es gibt weltweit etwa 1,5 Mrd. Visa-Kreditkarten. Damit werden jährlich rund 44 Mrd. Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 3,2 Billionen Dollar durchgeführt. Visa erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von mehr als fünf Mrd. Dollar. Allein im Schlussquartal 2007 hat sich der Konzerngewinn auf 424 Mio. Dollar verdoppelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2008)

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