Was sich Van Gogh bei den Sonnenblumen dachte

Ausschnitt aus Vincent van Gogh ''Portrait of the Artist Without Beard''
Ausschnitt aus Vincent van Gogh ''Portrait of the Artist Without Beard''(c) AP
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Briefe und Bilder von Vincent van Gogh werden auf einer neuen Website vereint. Sie gewähren einen Einblick in die Gedankenwelt des Malers. Zeitgleich gibt es eine Ausstellung zu "Van Goghs Briefen" in Amsterdam.

Der August 1888 stand für Vincent van Gogh ganz im Zeichen der Sonnenblume, er hätte am liebsten nichts anderes auf die Leinwand gebracht und alle möglichen Wände mit Sonnenblumen bemalt. Das weiß man vom Meister selbst - aus Vincent van Goghs Briefen. Er male die Blumen "mit der Begeisterung eines Marseillers, der Bouillabaisse isst" schreibt er.

Seit vergangenem dem Wochenende sind die Briefe auf der Website www.vangoghletters.org weltweit zugänglich, systematisch geordnet und verbunden mit Abbildungen sämtlicher Werke, eigenen und fremden, auf die Van Gogh jemals in seiner Korrespondenz Bezug nahm. Die 902 Briefe, die im Original niederländisch oder französisch geschrieben wurden, sind vollständig auch ins Englische übersetzt.

Teuerstes Forschungsprojekt zu Van Gogh

Vorzeichnung zu ''The Sower''
Vorzeichnung zu ''The Sower''AP Photo/Van Gogh Museum, HO)

15 Jahre haben Experten des Van Gogh Museums und der Königlichen Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften an diesem größten und teuersten Forschungsprojekt gearbeitet, das dem genialen Mitbegründer der Modernen Malerei jemals gewidmet wurde. Van Goghs Werke, seinen Schaffensprozess, seine Gedanken- und Lebenswelt wurden für ein globales Publikum zugänglich gemacht. Mit der Suchfunktion lassen sich Briefpassagen leicht finden, ein Klick holt Hintergrundinformationen und die jeweils angesprochenen der weit mehr als 2000 Werke auf den Bildschirm.

"Niemals zuvor waren wir in der Lage, Van Gogh derartig nahe zu kommen, als Künstler wie als Mensch", sagt der Direktor des Van Gogh Museums, Axel Rüger. "Besucher werden Zeuge seiner Träume und seiner Enttäuschungen, seiner Freund- und Feindschaften, seines Kampfes gegen die Krankheit und seiner alles verschlingenden Passion, Kunst zu schaffen, die die Zeiten überdauert."

"Sunflowers" in 55 Briefen

Gemälde ''The Sower''
Gemälde ''The Sower''AP Photo/Van Gogh Museum

Auf "Sunflowers" (Sonnenblumen) wird in 55 Briefen Bezug genommen. So berichtet Van Goghs Bruder Theo kurz vor Weihnachten 1889 aus Paris, zwei von Vincents Sonnenblumen-Bildern seien in der Galerie Tanguy auf wohlwollendes Interesse gestoßen. Ein echter Trost war das für den damals noch weitgehend verkannten Van Gogh freilich nicht. "Wir leben in Zeiten", beklagte er in einem Brief an Bruder Theo, "in denen es keinen Markt gibt für das, was wir tun ... Und ich fürchte, daran wird sich in unserer Lebenszeit kaum etwas ändern."

Zeitgleich mit dem Online-Start wurde die sechs Bände umfassende Gesamtausgabe der Korrespondenz Van Goghs veröffentlicht. Und bis zum 3. Jänner 2010 zeigt die Ausstellung "Van Goghs Briefe - Der Künstler hat das Wort" in Amsterdam 120 ausgewählte Briefe jeweils in Kombination mit den darin erwähnten Gemälden und Zeichnungen. Viele der fragilen Schriftstücke aus dem Museumsfundus waren schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Original zu sehen.

(Ag.)

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