Reform bei Wiener Wohnen Umstrittener Leiter abgelöst

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Gemeindebau(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Chef der städtischen Hausbetreuung muss gehen. Zur Ablöse von Herbert Jansky hatten umstrittene Vorgänge bei der Wiener-Wohnen-Tochter geführt

WIEN (stu). „Mir ist wichtig, dass das Unternehmen wieder in Ruhe arbeiten kann.“ Mit diesen Worten besiegelte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am Wochenende das Schicksal von Herbert Jansky, dem heftig kritisierten Chef der Hausbetreuungsfirma von Wiener Wohnen. Jansky (er ist der Bruder von Werner Faymanns Ex-Pressesprecher und wurde vom damaligen Wohnbaustadtrat und heutigen Bundeskanzler Faymann als Chef der Wiener Wohnen Hausbetreuung eingesetzt) war Vorwürfen wegen Vetternwirtschaft und Missmanagement ausgesetzt. Derzeit wird der Dienstvertrag des Leiters der Stadt-Wien-Tochterfirma (900 Mitarbeiter) durchforstet, um die Trennung rasch zu vollziehen. „Es hat sich alles auf die Person von Herbert Jansky fokussiert und letztlich war es auch sein eigener Wunsch, das Unternehmen zu verlassen“, lautet die Begründung der „einvernehmlichen Lösung“.

Zur Ablöse von Herbert Jansky hatten umstrittene Vorgänge bei der Wiener-Wohnen-Tochter geführt, die (zumindest) eine schiefe Optik ergaben – selbst wenn derzeit keine strafrechtlich relevanten Dinge auf dem Tisch liegen.

Aufträge an den Schwager

Dass sich der Chef der städtischen Hausbetreuungsfirma ein überaus teures Luxusdienstauto (Audi Q7) genehmigte, sorgte bereits vor einiger Zeit für Unverständnis. Dass die Wiener Hausbetreuung, die ein Monopol bei der Gemeindebaubetreuung besitzt, unter Jansky überfordert war, ist ein weiterer Mosaikstein. Dass Jansky wegen dieser Überforderung Aufträge an spezielle Subfirmen vergab, womit die Kosten für die Gemeindebaumieter förmlich explodierten, war ein weiterer Teil dieses Bildes, wie „Die Presse“ am 3. Juni 2008 aufgezeigt hatte. Denn die empörten Mieter stiegen auf die Barrikaden und zeigten Janskys Firma bei der Staatsanwaltschaft wegen Wucherei an (die Anzeige wurde aus formalen Gründen zurückgelegt).

Dazu kam nun der Vorwurf der Vetternwirtschaft, die das Magazin „Datum“ aufgezeigt hatte: Janskys Schwager erhielt von Janskys Firma einen lukrativen Subauftrag im Rahmen der elektronischen Nachrüstung von Gemeindebauwaschküchen. Ein Auftrag soll auch an die Firma einer SP-Gemeinderätin gegangen sein. Und zuletzt wurde der Vorwurf laut, dass Bauarbeiten in Janskys Haus von dessen Schwager durchgeführt werden; womit die Situation im Raum stand, dass jene Firma, die von Jansky (über Umwege) einen lukrativen Auftrag erhielt, dessen privates Wohnhaus umbaut.

Herbert Jansky hatte diese Vorwürfe immer heftig dementiert und von einem „Hinrichtungsverfahren“ gesprochen. Er werde gezielt bombardiert und beschossen; sein Unternehmen gehöre zu den meistgeprüften der Stadt und den Subauftrag an seinen Schwager habe nicht er, sondern der Gewinner der völlig korrekt abgelaufenen Ausschreibung erteilt.

Neben den jüngsten Vorwürfen war der kommende Bericht des Kontrollamts jener Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wie im Rathaus zu hören ist, ist zwar noch unklar, was das Kontrollamt, das derzeit Janskys Firma prüft, genau finden wird; „allerdings findet das Kontrollamt immer etwas und dann kocht die ganze Geschichte wieder auf“, ist zu hören. Deshalb sei nun die Notbremse gezogen worden, bevor der Kontrollamtsbericht vorliegt.

Hausbetreuung neu organisiert

Die Folgen für Wiener Wohnen: In Kürze soll der Job als Geschäftsführer der Wiener Wohnen Hausbetreuungs GmbH neu ausgeschrieben werden. Gleichzeitig wird eine Neustrukturierung des Unternehmens in Angriff genommen, das in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist. Im Gegensatz zu anderen Ablösen, beispielsweise der Asfinag, wird Jansky „sicher keinen Golden Handshake bekommen“, wird im Wohnbauressort betont: „Das ist sicher nicht vorstellbar.“

Der Rücktritt Janskys sorgt für Freude bei der Opposition. Der grüne Stadtrat David Ellensohn bezeichnete den Schritt als „längst überfällig“ und fordert, dass den Vorwürfen der Vetternwirtschaft weiter nachgegangen wird. FP-Gemeinderat Herbert Madejski heftet sich den Rücktritt als Erfolg auf seine Fahnen, weil sie die laufende Kontrollamtsprüfung veranlasst hat; die VP fordert eine bessere Kontrolle der städtischen ausgegliederten Firmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2009)

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