Robert Downey, Jr.: "Kaputter Typ, aber gut erhalten"

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Er hat, wie er sagt, »ungefähr schon sieben Leben« hinter sich: »Iron Man« Robert Downey, Jr. über seinen aktuellen Höhenflug, die Zusammenarbeit mit seiner Frau, seine Schwäche für Garderobe - und darüber, wie er zum Experten für schlechte Filme geworden ist.

Sie haben eine interessante Modewahl getroffen: Lederhosen. Warum?

Robert Downey, Jr.: Das habe ich für meine Mutter Elsie getan; sie hatte gestern ihren 79.Geburtstag. Ihre Vorfahren stammen aus Deutschland, und auf diese Wurzeln bin ich sehr stolz.

Haben Sie denn eine Schwäche für extravagante Garderobe?

Für modische Kleidung auf jeden Fall. Als ich 20 war und meine ersten tausend Dollar verdient hatte, gab ich alles für ein Sakko von Gaultier aus und lud meine Freunde zum Sushi ein – prompt war ich wieder pleite. Auf jeden Fall halte ich es für wichtig, dass ich bei Interviews nicht wie ein Penner daherkomme.

Ganz so absurd ist dieser Vergleich ja nicht. Wegen Ihrer Drogensucht landeten Sie sogar im Gefängnis. Jetzt muss man sich hoffentlich keine Sorgen mehr um Sie machen?

Ganz sicher. Jeder steigt einmal wie Phönix aus der Asche. Der Ursprung meiner Probleme war hausgemacht, der lag in meinem Kopf, und ich habe meine Gedanken- und Gefühlswelt voll unter Kontrolle. Abgesehen davon habe ich mein Kung-Fu, das ich mit großem Einsatz betreibe und das mir enorm hilft. Und privat ist auch alles in bester Ordnung.

Mögen Sie es eigentlich noch, über die düsteren Zeiten von damals zu sprechen?

Das ist ein gefühltes Leben lang her. Ich will nicht leugnen, dass das passiert ist, aber diese Erinnerungen haben keine Relevanz mehr für mich. Ich bin auf einer komplett anderen Wellenlänge. Ich betrachte andere auch nicht aus der Perspektive „Was mögen sie wohl in der Vergangenheit erlebt haben?“

Der vielleicht wichtigste Baustein Ihres neuen Lebens ist Ihre Frau. Was erklärt, dass diese Beziehung gehalten hat?

Ich weiß einfach ihre Qualitäten zu schätzen, habe extrem großen Respekt vor ihr. Natürlich mag es Momente geben, wo wir uns streiten, aber die sind bei Weitem nicht so wichtig, und ich zeige ihr dann, wie viel sie mir bedeutet. Meine Frau hat mir so viele Dinge beigebracht. Zum Beispiel bin ich jetzt nicht mehr so auf mich fixiert, bin viel mehr Teamspieler geworden.

Sie produziert auch Ihre Filme. Sorgt es nicht für Stress, Job und Beruf zu mischen?

Natürlich gibt es bei einem Dreh stressige Situationen, und es besteht die Gefahr, dass du sie an dem Partner auslässt. Aber meine Frau ist ein außerordentlicher Mensch, und wir haben solche Kommunikationsprobleme längst hinter uns gelassen – gerade weil wir selbst schon viele Stressmomente in unseren Jobs erlebt haben. Deshalb machen wir die Arbeit miteinander zu einem Vergnügen.

Haben Sie eigentlich eine Erklärung für Ihre aktuellen Erfolge? Zu „Iron Man“ kommen auch Ihre Auftritte als Sherlock Holmes.

Ich bin eben ein ziemlich smarter Typ. Und ich bin deshalb smart, weil ich in so vielen Filmen aufgetreten bin, die Müll waren. Und weil ich mit vielen Regisseuren gearbeitet habe, die sich a) auskannten, b) auskannten, aber nicht in diesem Bereich oder c) in keiner Hinsicht eine Ahnung hatten, aber mir gegenüber dennoch total herablassend waren. Durch diese Erfahrungen habe ich mich zu einem Experten bei der Frage entwickelt, wie man keinen schlechten Film macht.

Sie stehen dadurch im Fokus wie nie zuvor.

Es ist nicht so extrem, wie Sie denken. Ich kann immer noch unerkannt in die Öffentlichkeit gehen. Wenn mich die Leute doch erkennen, dann flippen sie nicht aus. Nur wenn ich zu einer Premiere erscheine, und da stehen sie schön brav hinter der Absperrung. Ich mache kein großes Getue um mich. Letztlich bin ich doch nicht wirklich wichtig, auch wenn ich es im Einzelfall auch mag, im Zentrum zu stehen. Ich habe ungefähr schon sieben Leben gehabt, und jedes Mal dachten die Leute was anderes von mir. Da lässt mich das kalt. Alles, was zählt: Ich bin 48, habe jetzt eine wirklich gute Strähne und die Frau meines Lebens, und darüber freue ich mich schlicht und ergreifend.

Mit 48 haben ja manche ihre Karriere schon hinter sich. Wie fühlen Sie sich?

Egal, wie du aussiehst, du kannst dein Alter nicht verleugnen. 1965 begann die Uhr für mich zu ticken. Um einen Vergleich zu wählen: Wenn ich ein Auto wäre und scharf um die Ecke biege, dann fliegt eben schon einmal eine Reifenkappe weg. Wenn ich mich beschreiben müsste, dann würde ich sagen: Ich bin ein ziemlich kaputter Typ mittleren Alters – aber gut erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2013)

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