Wie und wann auch Pflanzen zocken

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Erbsen haben gelernt, mit Risken umzugehen: Wenn es ums Überleben geht, setzen sie alles auf eine Karte.

Können Pflanzen denken? Darwin war der Idee nicht abgeneigt, er sah Wurzeln „von etwas gleich dem Gehirn niederer Tiere“ geleitet. Und mit einer Pflanze experimentierte er so intensiv, dass seine Frau um seinen Verstand fürchtete: „Er behandelt den Sonnentau wie eine lebende Kreatur, und ich vermute, dass er beweisen will, dass es sich um ein Tier handelt.“ Die Analogie legt auch die Venusfliegenfalle nahe, die zählt mit und schnappt erst zu, wenn Mechanosensoren ihrer Fangblättern mehrfach berührt wurden, dann ist es Beute und nicht etwa ein Blatt.

Und nun zeigt eine Pflanze, dass sie sogar zocken kann: Alex Kacelnik (Oxford) hat Erbsen in Töpfe mit unterschiedlich nahrhaftem Boden gesetzt: Je mehr Nährstoffe darin waren, desto üppiger sprossen die Wurzeln. Na ja, das ist nichts Besonderes. Aber dann platzierte der Forscher Erbsen so, dass die eine Hälfte der Wurzeln in einen Topf ging, und die andere in einen anderen. In beiden war in Summe die gleiche Nahrung, aber im einen war konstant etwas da, im anderen schwankte das Angebot extrem.

Was tut die Erbse nun? Das kommt auf eines an: Gibt es Nahrung im Überschuss, bleibt sie auf der sicheren Seite und treibt Wurzeln nur im dauerversorgten Topf. Herrscht hingegen Mangel, setzt sie aufs Ganze und sucht ihr Glück im Zufallstopf, dort könnte ein Gewinn ihr Leben retten (Current Biology 30. 6.). „Wir schließen nicht, dass Pflanzen eine Intelligenz wie Menschen oder Tiere haben“, erklärt Kacelnik: „Sie haben in der Evolution einfach gelernt, mit Risken umzugehen.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2016)

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