Anna Fenninger: Die kompletteste Skifahrerin der Welt

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Anna Fenninger gewann mit starken Leistungen in Abfahrt und Slalom die Superkombination vor der Slowenin Tina Maze. Die Schwedin Anja Pärson holte Bronze und damit ihre 18. Medaille.

Garmisch-Partenkirchen. Elisabeth Görgl hatte eine Vorahnung gehabt. Die Super-G-Weltmeisterin 2011 hatte vor der Superkombination gesagt: „Vergesst's mir auf die Anna nicht.“ Görgl sollte recht behalten: Die 21-jährige Salzburgerin fuhr zum Sieg und holte im zweiten Damenbewerb dieser WM die zweite Goldmedaille für den ÖSV.

Elisabeth Görgl selbst verpasste die Chance auf eine zweite Medaille im letzten Moment. Nach der Abfahrt auf der Kandahar-Piste war sie vor der Schweizerin Dominique Gisin und der Schwedin Anja Pärson in Führung gelegen. Doch auf dem Slalomkurs auf dem Gudiberg büßte sie zu viel Zeit auf Fenninger ein, die nach der Abfahrt Vierte gewesen war, und wurde Fünfte. Görgl hatte „die Skier zu wenig freigegeben“. Am Sonntag aber werde sie in der Abfahrt wieder voll angreifen.

Neben Fenninger fanden zwei andere Allrounderinnen den Weg auf das Podest: Tina Maze (SLO) holte dank der zweitbesten Slalomzeit mit neun Hundertstelsekunden Silber, die Schwedin Anja Pärson behielt den dritten Rang.

Für Pärson war es bereits die 18.Medaille bei einem Großereignis. Ob sie Jagd auf den Rekord von Kjetil André Aamodt machen wolle, der bei 20 Medaillen hält? „Es ist mir fast unangenehm, darüber zu sprechen, mich mit ihm zu vergleichen“, sagt Pärson bescheiden. Den nächsten Podiumsplatz bei dieser WM aber hat sie bereits für die Abfahrt am Sonntag eingeplant: „Wenn ich ohne Fehler bleibe, gewinne ich.“

Lara Gut: Spektakulärer Abflug

Für die spektakulärste Einlage auf dem Slalomhang, der unmittelbar neben der Olympiaschanze liegt, sorgte die Schweizerin Lara Gut. Als Fünfte nach der Abfahrt war sie im Slalom mit Zwischenbestzeit unterwegs, als sie durch eine Unachtsamkeit gegen die Stange der letzten Haarnadel fuhr, ausgehebelt wurde, sich zweimal überschlug und mit voller Wucht auf der Schulter landete. Gut, die vor knapp zwei Jahren im Training eine Hüftluxation erlitten hatte, kam aber ohne gröbere Blessuren davon und war im Ziel als erste Gratulantin bei Fenninger.

Die beiden anderen Österreicherinnen hatten bereits in der Abfahrt jede Chance auf Spitzenplätze vergeben. Nicole Hosp verbesserte sich im Slalom von Platz 27 auf Rang zwölf, Michaela Kirchgasser kam vom 22. noch auf den 13.Platz. Kirchgasser resümierte pragmatisch: „Mit der Kandahar-Piste kann ich mich einfach nicht anfreunden.“ Immerhin sei sie gesund ins Ziel gekommen. „Aber das hilft mir jetzt auch nix.“

Nicole Hosp konnte ihrer Leistung wesentlich mehr positive Aspekte abgewinnen. „Die Abfahrt war eine deutliche Steigerung zum Training.“ Ihr Rückstand auf die Halbzeitführende Görgl hatte aber immer noch 4,68 Sekunden betragen. Mit dem Slalom war sie allerdings zufrieden: „Es taugt mir, dass ich die schnellste Zeit ins Ziel gebracht habe, das gibt Auftrieb für den Spezialslalom.“ Jetzt fühle sie sich jedoch einigermaßen müde, schließlich war der Freitag der elfte Tag auf Skiern in Folge. Die Abfahrt lässt Hosp aus, die sich nun ein paar Tage Österreich-Urlaub gönnen möchte.

Während Lokalmatadorin Maria Riesch – obwohl noch immer von einer Virusgrippe geschwächt – beide Durchgänge der Superkombination bestritt, nützte die US-Amerikanerin Lindsey Vonn den Bewerb lediglich für einen weiteren Trainingslauf in der Abfahrt. Ob sich das gelohnt hat, wird sich am Sonntag zeigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2011)

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