Fußball: Alaba, der teuerste Verteidiger der Welt

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David Alaba wird den Ballon d'Or, die Wahl zum Weltfußballer, nicht gewinnen. Dafür wurde Pep Guardiolas Musterschüler im Bayern-Dress zum wertvollsten Abwehrspieler der Welt.

London/München. In der 59 Namen umfassenden Vorauswahl für die Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres 2015 ist der Name David Alaba noch aufgeschienen. Unter den nun verbliebenen 23 Kandidaten auf der Shortlist der Fifa und der Fachzeitschrift „France Football“ findet sich kein Verteidiger mehr, also auch nicht Österreichs Fußballstar. Seit 2008 machen sich Lionel Messi und Cristiano Ronaldo den Sieg untereinander aus, auch diesmal sind beide Torjäger die ersten Titelanwärter.

Der letzte Abwehrspieler, dem diese Ehre zuteil wurde, war Fabio Cannavaro 2006. Der italienische Weltmeister war zu diesem Zeitpunkt 15 Millionen Euro wert – gerade einmal ein Drittel von Alabas aktuellem Marktwert. Der Plattform transfermarkt.at zufolge ist der Österreicher nun der wertvollste Verteidiger der Welt. Ob der überzeugenden Auftritte in der EM-Qualifikation mit Österreich oder beim FC Bayern kletterte der Marktwert des 23-Jährigen auf 45 Millionen Euro.

Keiner schlägt mehr Pässe

Alaba ließ dabei keine Geringeren als Teamkollegen und Weltmeister Jerome Boateng, Real-Madrid-Abwehrchef Sergio Ramos und Triple-Sieger Gerard Pique aus Barcelona (je 40 Millionen Euro) hinter sich. Zum Vergleich: Kiew-Verteidiger Aleksandar Dragović – mit neun Millionen Euro der teuerste österreichische Transfer – scheint mit einem Marktwert von 13 Millionen Euro in der Liste der teuersten Abwehrspieler auf Platz 72 auf. Unter den Linksverteidigern, jener Position, auf der Alaba bei den Bayern einst der Durchbruch gelungen ist, befindet sich nur der spanische Europameister Jordi Alba (Barcelona/35 Millionen) in ähnlichen Sphären.

Wie kaum ein anderer verkörpert Alaba die Philosophie seines Trainers Pep Guardiola. Der Österreicher kann getrost als einer der Schlüsselspieler im System der Bayern bezeichnet werden. Guardiolas Ballbesitzfußball funktioniert nur mit ausgezeichneten Technikern. 726 Pässe hat Alaba in dieser Saison in der Bundesliga an den Mann gebracht, das sind mehr als jeder andere Spieler in den fünf besten Ligen Europas.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller meinte unlängst, einen Fußballer mit einer solch hohen Spielintelligenz wie Alaba habe er „noch nie gesehen“. Darum und weil es dem Teamspieler nicht an Einsatz und Ehrgeiz fehlt, wurde er auch zu Guardiolas Musterschüler. Wertschätzung und Lob des Katalanen sind Alaba gewiss – egal, auf welcher Position er gerade eingesetzt wird. Der ÖFB-Star ist so etwas wie eine „Universalwaffe“ beim deutschen Rekordmeister geworden.

Neue Rolle, grandiose Leistung

Der Linksverteidiger, der mit dem dauerverletzten Franck Ribéry die wohl beste Außenbahn der Welt gebildet hatte, wurde schon in der vergangenen Saison immer öfter im zentralen Mittelfeld der Bayern eingesetzt, jener Position, in der sich Alaba selbst am wohlsten fühlt und wo ihn auch Koller am liebsten sehen würde. Mit Bastian Schweinsteigers Abgang im Sommer schien Alaba dessen logischer Nachfolger in der Zentrale.

Doch vor Saisonbeginn wurde der Allrounder von Guardiola aufgrund personeller Engpässe kurzerhand zum Innenverteidiger umgeschult. Alaba überzeugte auch auf dieser Position. Er verlor kaum Zweikämpfe, diktierte mitunter wie ein Libero das Geschehen von hinten. Die Bayern wechseln nun fließend zwischen Dreier- und Viererkette, legten einen perfekten Saisonstart hin, gewannen jedes Spiel.

Alaba stand dabei stets in der Startelf, absolvierte jede einzelne Minute. Guardiola stimmte zu einer seiner Lobeshymnen an: „Er spielt sämtliche Positionen. Er kann ohne Zweifel einer der besten Innenverteidiger der Welt werden. Er ist schnell, kann gut aufbauen, ist immer hundertprozentig konzentriert.“ Abwehrspieler, die den Spielaufbau beherrschen, waren auch schon in Barcelona für Guardiolas Erfolg mitverantwortlich.

In der Champions League kommt es heute zum Aufeinandertreffen der Stürmerstars Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimović. Paris St. Germain empfängt Real Madrid (20.45, live ORF eins). (joe)

CHAMPIONS LEAGUE 3. SPIELTAG

Gruppe A: Malmö – Schachtar Donezk, Paris St. Germain – Real Madrid Gruppe B: ZSKA Moskau – Manchester United, Wolfsburg – Eindhoven Gruppe C: Atletico Madrid – Astana, Galatasaray – Benfica Gruppe D: Juventus – Gladbach, Manchester City – Sevilla

AUF EINEN BLICK

David Alaba ist nicht mehr unter den finalen 23 Kandidaten für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2015.
Nicht jeder der Verbliebenen erscheint als würdiger Gewinner des Ballon d'Or.
Die Kandidaten:
Neuer, Müller, Robben, Lewandowski, Vidal (je Bayern), Kroos, Bale, Benzema, Ronaldo (TV), Rodriguez (je Real), Agüero, De Bruyne, Toure (je ManCity), Hazard (Chelsea), Ibrahimović (Paris), Iniesta, Mascherano, Messi, Neymar, Rakitic, Suárez (je Barcelona), Pogba (Juventus), Sanchez (Arsenal FC).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2015)

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