Geiselkrise: Plant Algerien eine militärische Befreiungsaktion?

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Im Wiener Außenamt bestehen offenbar Befürchtungen, Algerien könnte eine militärische Aktion zur Befreiung der beiden österreichischen al-Qaida-Geiseln Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber starten.

Wien/Bamako. Gegenüber der algerischen Zeitung „An-Nahar“ zeigte sich Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal besorgt über Bewegungen des algerischen Militärs, über die algerische Medien berichteten.

So schreibt das Blatt „El-Khabar“ unter Berufung auf Sicherheitskreise von einer Truppenverstärkung an den Grenzen zu Mali, Niger und Libyen. Es wird vermutet, dass sich die am 22. Februar in Tunesien verschleppten Österreicher und ihre Entführer im malisch-algerischen Grenzgebiet aufhalten. Algeriens Linie ist offenbar nach wie vor, dass die Geiseln nicht auf seinem Territorium sind: Mit der Truppenverstärkung wolle man verhindern, dass die Geiseln nach Algerien verbracht werden, heißt es in „El Khabar“ weiter.

Im Gespräch mit der „Presse“ betonte Launsky-Tieffenthal nur, die Unversehrtheit der Geiseln habe absolute Priorität. Österreich hat die Staaten der Region ersucht, von einer Befreiungsaktion abzusehen. Die Entführer drohten wiederholt, ein Befreiungsversuch gefährde das Leben der Geiseln.

Die Kidnapper fordern die Freilassung militanter Islamisten aus algerischen und tunesischen Gefängnissen und haben ein Ultimatum bis Sonntag gesetzt. Experten glauben aber, dass sie sich letztlich mit Lösegeld zufrieden geben könnten – auch wenn Österreich dies zumindest offiziell ablehnt.

Terroristen in Finanznöten

Algerien hat indes kein Interesse, dass an „al-Qaida im islamischen Maghreb“ Geld fließt – sofern die Truppe tatsächlich hinter der Entführung steckt. Die Vorgänger-Organisation hatte 2003 mit der Entführung von 32 Sahara-Touristen ihre knappen Kassen gefüllt und damit angeblich Maschinengewehre und Granatenwerfer erworben. Wenn die Gruppe, die laut algerischen Medien erneut in finanziellen Nöten ist, Geld erpresst, werden die damit gekauften Waffen hauptsächlich gegen algerische Sicherheitskräfte eingesetzt.

Österreichs Honorarkonsul in Mali, Peter A. Klein, gab sich gegenüber der „Presse“ grundsätzlich optimistisch: Da in dem muslimischen Land am Donnerstag aber der Geburtstag des Propheten gefeiert werde, rechnete er gestern mit keinen neuen Entwicklungen. Zunächst war spekuliert worden, gerade dieser traditionelle Amnestie-Tag könnte den Geiseln zugute kommen. Kleins Hoffnung, die Österreicher könnten noch vor Ostern freikommen dämpfte das Außenamt: Man wolle nicht etwas kommentieren, „was nicht in unserer Hand liegt“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2008)

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