Hauseinbrüche: 100 Prozent Anstieg

(c) APA (Helmut Fohringer)
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532 Einbrüche in Einfamilien-Häuser in Wien im heurigen Jänner und Februar. Speziell die Bezirke Favoriten, Liesing und Donaustadt sind ein Dorado für Täter.

"Der Hauseinbruch ist heuer in den ersten beiden Monaten ganz stark angestiegen. Das ist wirklich eklatant." Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl verhehlt im Gespräch mit der „Presse“ nicht, dass die Exekutive seit zumindest zwei Monaten ein gehöriges Problem hat. Von 1.Jänner bis 28.Februar dieses Jahres verzeichnete die Polizei in ganz Wien 532 Einbrüche in Einfamilienhäuser. In den Monaten Jänner und Februar 2008 waren es 266 Delikte. Somit gab in den ersten beiden Monaten dieses Jahres exakt doppelt so viele Einbrüche wie im Jänner und Februar 2008.

Besonders stark betroffen sind derzeit die Bezirke Donaustadt und Liesing. Im 22. Bezirk wurden 152 Häuser geknackt, somit kommen zehn Einbrüche auf 10.000 Einwohner. Im 23. Bezirk stiegen Täter in 101 Wohnhäuser ein, es kommen elf Einbrüche auf 10.000 Einwohner. In Hietzing, wo im Bezirksteil Speising seit mittlerweile zwei Jahren die Bürgerinitiative „proNachbar“ in Zusammenarbeit mit der Polizei für mehr Sicherheit sorgt, sind es sieben. In den westlichen Außenbezirken Penzing und Ottakring gab es hingegen nur einen relativ geringen Anstieg. In Hernals und Währing sogar leichte Rückgänge an Wohnhauseinbrüchen. Den höchsten Anstieg verzeichnet die Polizei aber in Favoriten. Im zehnten Bezirk wurden in den ersten 59 Tagen dieses Jahres 62 Einbrüche in Einfamilienhäuser registriert. Im selben Zeitraum 2008 waren es lediglich zwölf. Über die Ursachen des Anstiegs an Wohnhauseinbrüchen kann Polizeichef Pürstl derzeit nicht viel sagen. „Die Zeit für Analysen ist noch zu kurz.“ Allerdings spiele sicher das Phänomen der Dämmerungseinbrüche mit. Von Oktober bis März wähnen sich Einbrecher im Schutz der Dämmerung sicher. Sie steigen in Häuser ein, wenn die Bewohner noch bei der Arbeit oder nach der Arbeit in Einkaufszentren sind. Kripoexperten weisen darauf hin, dass besonders Häuser und Siedlungen gefährdet sind, die in der Nähe von hochrangigen Straßen stehen. Das würde auch erklären, dass der 23. Bezirk zwischen Süd- und Außenringautobahn besonders belastet ist.

Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit hofft die Exekutive, dass die Einbruchszahlen wieder zurückgehen. Dennoch will Pürstl den Kontrolldruck in den nächsten Wochen steigern. Schwerpunktaktionen sollen potenzielle Täter verunsichern. Für die Exekutive ist aber klar, dass sich Hausbesitzer selbst um einen vernünftigen Schutz ihres Eigenheimes kümmern müssen. „Wir sehen, dass in Zeiten, in denen wenig passiert, die Bereitschaft für Vorsorgemaßnahmen relativ gering ist“, meint Pürstl.

Opfer mehrfach belastet

Nicht zuletzt aufgrund der jetzigen Einbruchswelle starteten Polizei und Rathaus Sicherheitsveranstaltungen in allen Bezirken. Dort wird über die Möglichkeiten für Einbruchsschutz und finanzielle Unterstützungen dafür informiert. „Natürlich stört es die Leute, wenn sie ihr eigenes Geld investieren müssen, um ihr Haus einbruchssicher zu machen“, sagt Karl Brunnbauer. Er ist Initiator von „proNachbar“. In Speising unterstützt die Organisation die Polizei, indem Bewohner verdächtige Wahrnehmungen melden, sich untereinander vernetzen und Tipps zur Prävention weitergeben. Mit der Polizei steht die Initiative in ständigem Informationsaustausch. „Wenn man mit Wohnungsbesitzern spricht, wissen die meisten ja gar nicht, wie sie sich effektiv schützen können“, berichtet Brunnbauer.

Die Psychologin Susanne Schubert-Lustig arbeitet mit Menschen, die Opfer von Einbrüchen geworden sind. „Abseits der Einbruchszahlen merke auch ich, dass die Unsicherheit steigt“, meint die Psychologin. „Zu mir kommen Opfer, die sagen, ich habe nicht daran gedacht, mich einfach nicht darum gekümmert, mein Haus besser zu schützen – oder ich habe es halt nicht gewusst. Durch diese Schuldgefühle sind diese Menschen mehrfach belastet“, so Schubert-Lustig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2009)

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