Guido Westerwelle ist am Ziel: "Wir wollen Deutschland jetzt mitregieren", rief der Parteichef der FDP am Wahlabend in der Berliner Parteizentrale. Umringt von der Parteiführung trat der Spitzenkandidat vor die jubelenden Liberalen, nachdem die Hochrechnungen gezeigt hatten, dass die FDP ein Regierungsbündnis mit der Union eingehen kann. Nach vergeblichen Versuchen 2002 und 2005 schafft Westerwelle nun aller Voraussicht nach im dritten Anlauf den Sprung an die Macht.
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Dass der FDP-Chef für das von ihm offenbar angestrebte Auswärtige Amt eine gute Besetzung wäre, muss Westerwelle wegen seiner geringen Erfahrung in der Außenpolitik erst noch unter Beweis stellen. Gerne möchte er sich in einer Reihe mit den früheren FDP-Außenministern Walter Scheel, Hans Dietrich Genscher und Klaus Kinkel sehen.
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Diesmal hat es also geklappt. Auf das Rauschmittel der guten Umfragen waren die Liberalen aber schon einmal hereingefallen: 2005 reichte es im Bund trotz deutlicher Zugewinne nicht, denn der Wunschpartner CDU/CSU konnte nicht halten, was die Vorhersagen versprachen.
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Zu Westerwelles Aufstieg beigetragen hat sicher auch, dass er in den vergangenen Jahren das Image des Spaßpolitikers abgelegt hat. Denn für frühere Aktionen wie seinen Auftritt im Big-Brother Container oder der Wahlkampftour mit dem "Guido-Mobil" hatte er viel Spott geerntet.
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"Ich habe in meinen jungen Jahren schon mal daneben gelangt", räumt der Parteichef heute mit Blick auf das "18-Prozent-Ziel" ein, das er sich 2002 auf seine Schuhsohle schreiben ließ. Er habe aus Fehlern gelernt, sagt der 47-jährige promovierte Jurist.
Nichts geändert hat sich an Westerwelles politischer Strategie, an der er lange gearbeitet hat. Schon als Generalsekretär räumte er frühzeitig mit dem Image der FDP als "Partei der Besserverdienenden" auf.
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Und seine diesjährige Kampagne richtete der 47-Jährige mehr denn je auf die nach seinen Worten "gekniffene Mitte der Gesellschaft" aus. Auf sie zielte die Kampagne für breite Steuerentlastungen ab, die im Mittelpunkt seines Wahlkampfes stand. Die wirklich Reichen, so seine Standard-Formulierungen im Wahlkampf, könnten sich hingegen aussuchen, in welchem Land sie ihre Steuern bezahlen. Landauf, landab rührte der begabte Redner mit einfachen, kurzen Sätzen die Werbetrommel für das FDP-Programm.
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Selbstbewusst geht Westerwelle mit seiner Homosexualität um, die seit dem Auftritt mit seinem Lebensgefährten beim 50. Geburtstag von CDU-Chefin Angela Merkel öffentlich bekannt ist. Gerne erwähnt er die Partnerschaft mit seinem Lebensgefährten Michael Mronz: "Mein Partner und ich leben ganz unaufgeregt unser Leben", bekannte er freimütig.
Seine Homosexualität hat ihn auch nie daran gehindert, zielstrebig an der eigenen Karriere zu basteln. Mit gerade mal 32 Jahren wurde der am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef geborene Sohn eines Rechtsanwaltes Generalsekretär der FDP - zwei Jahre, bevor er als Nachrücker erstmals in den Bundestag einzog. 2001 übernahm er nach schwierigen Auseinandersetzungen von Wolfgang Gerhardt den Parteivorsitz.
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Obwohl damals eine "Tandem-Lösung" vereinbart wurde und Gerhardt Fraktionschef blieb, übernahm Westerwelle 2006 auch diesen Posten. Damit wurde er endgültig zur unangefochtenen Nummer eins bei den Liberalen, und der Erfolgskurs setzte sich fort: Die FDP erzielte Wahlerfolg nach Wahlerfolg, nach der Koalitionseinigung in Sachsen regiert sie nun in den sechs bevölkerungsreichsten Bundesländern mit.
dpa/lnw
Nach dem erfolgreich absolvierten Wahlkampf stehen Westerwelle jetzt unbequeme Zeiten bevor: Er muss in den Koalitionsverhandlungen der Union ein Steuerkonzept schmackhaft machen, das bei CDU und CSU als unseriös kritisiert worden ist. An dieser Frage wird Schwarz-Gelb nicht scheitern, doch ein Einknicken brächte den Liberalen erste Minuspunkte im neuen Regierungsbündnis.
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Der FDP-Chef am Ziel
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