Skandal an der Budapester Staatsoper

Skandal Budapester Staatsoper
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Minister feuert Direktor Lajos Vass wegen "Geldverschwendung". Wechselt Ioan Holender doch nach Budapest?

Der Generaldirektor der Budapester Oper, Lajos Vass, ist mit sofortiger Wirkung von Freitag entlassen worden, berichteten ungarische Medien am Wochenende. Auch der Wirtschaftsdirektor des Hauses, Attila Szabo, musste den Hut nehmen. Als Grund wurden "Regelwidrigkeiten" angeführt, zu denen es in den vergangenen Wochen gekommen sei. Als Nachfolger Vass' war jüngst immer öfter der Name des scheidenden Wiener Staatsoperndirektors Ioan Holender gefallen.

Vass und sein Wirtschaftsdirektor hätten "äußerst verschwenderisch gewirtschaftet". Es sei bereits ein Minus von 1,3 Milliarden Forint (4,72 Mio. Euro) festgestellt worden. Gelder wurden "unbegründet ausgegeben", berichtete Gabor H. Hardy, Vorsitzender des Kontrollausschusses für Finanzen und Wirtschaft des Staatlichen Opernhauses.

Vass hatte 2006 den Generaldirektor der Oper, Arpad Jutocska Hehyi, abgelöst. Dieser war von dem damaligen sozialistischen Kultusminister Istvan Hiller entlassen worden. Hiller ernannte mit Vass seinen bisherigen Staatssekretär zum neuen Opernchef. Sein Vertrag war bis zum Jahre 2012 befristet.

Die belastenden Dokumente seien dem Minister für Nationale Ressourcen, Miklos Rethelyi, vorgelegt worden, der nach Konsultation mit Juristen zum dem Schluss kam, dass diese Dokumente für die Entlassung von Vass und Szabo ausreichen. Laut Hardy läge es nicht im Interesse der Betroffenen, als Angestellte im Opernhaus zu bleiben.

Seit September leitet Opernsänger Adam Horvath als Regierungsbeauftragter die operativen Angelegenheiten des Hauses. Zur Durchleuchtung der Tätigkeiten am Haus war ein Kontrollausschuss mit Experten gegründet worden.

Wie die Internetzeitung "Magyar Nemzet" berichtete, seien im Büro von Vass nach dessen Entlassung "Dokumente in großer Menge durch den Reißwolf geschickt worden". Darüber hinaus hätte das Opernhaus auch bereits die 90 Millionen Forint EU-Gelder (326.857 Euro) ausgegeben, die es für die Eröffnungsfeier der ungarischen EU-Präsidentschaft im Jänner 2010 erhalten hatte.

Vass hatte im Dezember 2009 in der Onlinezeitung "Pester Lloyd" seinen Balanceakt zwischen Qualitätsanspruch und Budgetnöten betont. Die Staatsoper selbst befände sich nicht in einer Krise, "wohl aber steht die Finanzierung hart an deren Rand". Da die Oper ein staatlich finanzierter Kulturbetrieb sei und ihr Budget bereits vor mehr als vier Jahren bestätigt wurde, "kämpfen wir zusammen mit dem Ministerium für Kultur um den Abbau unseres beträchtlichen Defizits von mehr als einer Milliarde Forint".

Nach den Parlamentswahlen und dem Zwei-Drittel-Sieg des rechtskonservativen Fidesz-MPSZ gibt es kein Kulturministerium mehr. Zuständig ist nun der Minister für Nationale Ressourcen.

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