Glasfaser: Litauens Datenautobahn an EU-Spitze

Glasfaser Litauens Datenautobahn EUSpitze
Glasfaser Litauens Datenautobahn EUSpitze(c) Clemens Fabry
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In Litauen sind 18 Prozent aller Haushalte mit Glasfaser verbunden, die ersten vier Länder Europas liegen durchwegs über zehn Prozent. Die großen Staaten Deutschland und Großbritannien "hinken weiter hinterher“.

Wien(p.m.). Die Datenautobahn ins Wohnzimmer ist in vielen Ländern noch Utopie. Nicht so in Litauen: Der baltische Staat hat es geschafft, die mit Telekommunikation traditionell gut versorgten skandinavischen Länder zu überholen. Es ist die absolute Nummer eins Europas, wenn es um Glasfaserverbindungen bis zu den Endkunden geht, vor Schweden und Norwegen.

„Fiber to the Home“ (FTTH) nennt die Branche die Hochleistungsverbindung bis in die Wohnung, „Fiber to the Building“ (FTTB) jene, die wenigstens in die Häuser geführt wird. Vergangene Woche wurde bei der FTTH-Konferenz in Lissabon deutlich, wo Österreich dabei steht: Es kommt auf der Landkarte jener Länder, die mehr als 200.000 Glasfaserkunden oder ein Prozent Abdeckung haben, nicht einmal vor. Die Telekom Austria hat Pläne für ein „Next Generation Network“, wartet aber noch auf Rahmenbedingungen.

Nicht so die meisten Staaten des einstigen Ostblocks, in denen die Infrastrukturen nach der Wende teilweise abenteuerlich waren. Anders als ihre westeuropäischen Nachbarn können sie nun gleich Glasfaserkabel verlegen, statt erst von Kupferdrähten umsteigen zu müssen.

Auch Slowenien, bisher hinter Schweden und Norwegen die Nummer drei, sowie die Newcomer Bulgarien und Tschechien gehören zur Vorhut. So wie Frankreich und Portugal gehören auch sie neuerdings zu den „FTTH-Ländern“.

Der Vormarsch der Kleinen und vor allem der Osteuropäer ist laut Karel Helsen, des Präsidenten des FTTH-Europarates, ermutigend. In Litauen sind 18 Prozent aller Haushalte mit Glasfaser verbunden, die ersten vier Länder Europas liegen durchwegs über zehn Prozent. Der alte Kontinent hat 2,5, einschließlich Russlands 3,5 Mio. Glasfaserkunden. Aber: 77 Prozent von diesen lebten in nur sieben Ländern.

Die großen Staaten Deutschland und Großbritannien bzw. die EU als Ganzes „hinken weiter hinterher“. Was das im Weltvergleich bedeutet, macht Helsen traurig. Nach einer Studie der Marktforscher von Idate rangieren die Europäer nach der Zahl der FTTH-Kunden unter „ferner liefen“. In die asiatische Phalanx von Japan, China, Südkorea und Taiwan haben es nur die USA auf Platz vier geschafft. In diesen fünf Ländern sind heute noch 90Prozent aller Glasfaserkunden zu Hause.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2010)

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