"May-Day" macht Anleger nervös

APA/AFP/MOHD RASFAN
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An den europäischen Börsen haben Anleger am Dienstag wenige Stunden vor einer Grundsatzrede der britischen Premierministerin Theresa May über den Austritt ihres Landes aus der EU den Rückzug angetreten.

Die Brexit-Angst ist zurück:  Dax und EuroStoxx50 verloren am Dienstag Vormittag jeweils gut ein halbes Prozent auf 11.486 und 3281 Punkte. Auch in London machten Anleger Kasse. Der Leitindex "Footsie" verlor 0,3 Prozent auf 7303 Punkte, nachdem er in den Tagen zuvor noch von einem Rekord zum anderen geeilt war. "Die Unsicherheiten im Hinblick auf den Brexit nehmen wieder zu", sagte ein Aktienhändler. "Anleger haben das Thema lange verdrängt und gehen nun in Deckung, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden."

Am Mittag will May ihre konkreten Pläne für den Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) vorstellen. Bislang hat sie sich dazu kaum geäußert. In Medienberichten hieß es, May wolle einen so genannten "harten" Brexit durchsetzten. Das würde bedeuten, Großbritannien würde aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aussteigen und dafür die Kontrolle über die Grenzen zurückgewinnen. Das Pfund Sterling, das nach den Medienberichten am Montag auf den tiefsten Stand seit drei Monaten gefallen war, erholte sich wieder und lag im Vorfeld der May-Rede ein Prozent im Plus bei 1,2160 Dollar. Dabei halfen auch überraschend hohe britische Inflationsdaten. Sollte es dabei bleiben, dass May einen "harten" Brexit erwäge, wäre das Risiko eines neuerlichen Pfund-Absturzes gering, sagte Commerzbank-Devisenanalystin Esther Reichelt.

Die Briten stimmten im vergangenen Juni in einer Volksbefragung für den Ausstieg aus der EU. An den Börsen hatte das damals zu schweren Turbulenzen geführt, der Dax verlor knapp sieben Prozent, der EuroStoxx50 war noch stärker eingebrochen. Doch der Schock hielt nicht lange an, schon nach wenigen Tagen holten die Börsen die Verluste wieder auf und wandten sich dem Tagesgeschäft zu.

ZALANDO ENTTÄUSCHT ANLEGER TROTZ MILLIARDEN-UMSATZ

An der Börse in Deutschland schossen Lufthansa am Dienstag mit einem Plus von 5,3 Prozent an die Dax-Spitze, nachdem die italienische Zeitung "Il Messaggero" über einen Zusammenschluss mit Etihad Airways berichtet hat. Ohne Angaben von Quellen schrieb sie, Etihad wolle einen 30 bis 40 prozentigen Anteil an der Lufthansa kaufen. In einem zweiten Schritt sei dann eine vollständige Fusion möglich. Eine Lufthansa-Sprecherin lehnte einen Kommentar ab. Ethiad war zunächst nicht erreichbar.

In die Röhre schauten dagegen Anleger von Zalando. Der größte Online-Modehändler Europas knackte zwar erstmals in einem Quartal die Milliarden-Umsatzgrenze, kam damit aber nicht an die hohen Erwartungen von Börsianern heran. Die Titel fielen um 4,2 Prozent und waren der schwächste Wert im Nebenwerteindex MDax.

MEDIASET SCHLUSSLICHT AN MAILÄNDER BÖRSE

Auch Aktionäre von Alstom reagierten verschnupft, weil Kunden im vergangenen Quartal weniger bestellt hatten als erwartet. Die Aktien des französischen Zugherstellers und Siemens -Konkurrenten verloren an der Börse in Paris 3,5 Prozent.

In Italien gaben Mediaset mehr als vier Prozent nach und bildeten das Schlusslicht im Mailänder Auswahlindex. Die Medienaufsicht AGOM braucht länger für die Prüfung des Einstiegs der französischen Mediengruppe Vivendi, die an Mediaset inzwischen 28,8 Prozent hält. Nach italienischen Recht muss sie ein der Überschreitung eines 30-Prozent-Anteils ein Übernahmeangebot vorlegen. Vivendi-Titel verloren 0,9 Prozent.

(Reuters)

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