Deutscher Ex-Bundespräsident Herzog ist tot

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Der konservative frühere Verfassungsrichter und Staatschef starb im Alter von 82 Jahren. Seine "Ruck-Rede" bleibt den Deutschen in Erinnerung.

Der frühere deutsche Bundespräsident Roman Herzog ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren. Das bestätigte das Bundespräsidialamt am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Herzog stand von 1994 bis 1999 an der Spitze der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war der Jurist Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Der CDU-Politiker hatte unermüdlich vor Reformmüdigkeit im Land gewarnt. Herzog machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen". In der Rede forderte er die Deutschen auf, von "liebgewordenen Besitzständen" Abstand zu nehmen.

APA/dpa/Andreas Altwein

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Vorgänger am Dienstag in einer Mitteilung als "markante Persönlichkeit, die das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat". Als Minister, Verfassungsrichter und Präsident seien für Herzog "die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe" gewesen, betonte Gauck. "Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein."

"Das Volk bewegt sich nicht"

Herzog setzte sich auch kritisch mit den Bürgern auseinander. "Das Volk bewegt sich nicht", sagte er im Frühjahr 2008 der "Bild"-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, "aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren".

Seine politische Karriere hatte das CDU-Mitglied als Bildungs-und als Innenminister in Baden-Württemberg begonnen. 1994 wählte ihn die Bundesversammlung zum ersten Staatsoberhaupt nach der deutschen Wiedervereinigung.

Nach seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident saß Herzog in verschiedenen Kommissionen. Dazu gehörte der Konvent für Deutschland, ein Expertengremium, das sich unter anderem mit den Themen Föderalismusreform und Finanzverfassung beschäftigte.

Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau Alexandra Freifrau von Berlichingen zuhause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben.

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