Am 7. November dieses Jahres, zwei Tage vor dem 70. Jahrestag des Novemberpogroms, als Tausende Juden verhaftet und ihre Geschäfte verwüstet wurden, organisierten mehrere Teilorganisationen der Grünen Wien einen Rundgang durch die Hauptstadt auf den Spuren Verfolgter und Unterdrückter.Im Bild: Franz Joseph, der die Tour moderierte.
Norbert Nowak
Die Tour fand im Vorfeld großen Anklang, der andauernde Regen machte den Organisatoren und Moderator Franz Joseph allerdings einen Strich durch die Rechnung. Lediglich etwa 50 Personen versteckten sich unter Schirmen und Kapuzen.
Norbert Nowak
Erste Station der Tour war der Stadtpark, wo im Jahr 2003 der Mauretanier Cheibane Wague bei einer Polizeiaktion ums Leben gekommen war. Umrisse eines Körpers sowie Wagues Todesdatum wurden auf den Boden gesprayt. Der Regen störte jedoch auch bei dieser Aktion den geplanten Ablauf.
Die Tour ging weiter in Richtung Dr.-Karl-Luegerplatz an der Ringstraße. Wiens ehemaliger Bürgermeister Lueger war bekennender Antisemit. Aus diesem Grund wollen die Grünen den Platz umbenennen. Als neue Namensgeberin wurde Friedl Dicker-Brandeis auserkoren, eine Wiener Künstlerin, die im Konzentrationslager mit Kindern malte, um ihnen die Härte der Realität zu erleichtern.
Die neue Tafel enthüllte der Wiener Stadtrat David Ellensohn.
Die nächste Station auf der Tour durch Wien war in der Innenstadt: Vor dem Gebäude von Human Life International, einer bekannten Anti-Abtreibungs-Organisation, referierte die Monika Vana, Frauensprecherin der Wiener Grünen, über Frauenverfolgung damals und heute.
Norbert Nowak
Der Marsch durch den Regen führte die etwa 50 Personen, von denen wohl ein Großteil selbst den Grünen angehörte, auf den Morzinplatz, wo seit vier Jahren ein Mahnmal stehen sollte, das an die Verfolgung Homosexueller erinnern sollte. Birgit Meinrad-Schiebel und Marco Schreuder von den Grünen Andersrum enthüllten nun ein provisorisches Denkmal...
Norbert Nowak
... in Form eines rosa Dreiecks - in den Konzentrationslagern während des Nationalsozialismus war dies das Erkennungszeichen für Homosexuelle.
Die nächste Station führte in Richtung Karmeliterviertel, das vor dem zweiten Weltkrieg das Herz des jüdischen Wiens war. Damit führte die Tour zum eigentlichen Auslöser dieser Mahn- und Erinnerungstour: Dem Jahrestag der Reichskristallnacht und der Verfolgung, die die Juden Wiens in dieser Zeit erdulden mussten.
Norbert Nowak
Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek, selbst in der Herminengasse wohnhaft, erzählte von ihrer Kindheit, in der sie nichts davon erfuhr, dass in ihrem Heimatbezirk früher das jüdische Leben pulsierte.
Norbert Nowak
Auch in der Herminengasse wurde ein Mahnmahl hinterlassen. Direkt am relativ neu eröffneten Ubahn-Ausgang der U2 wurde provisorisch eine Tafel enthüllt, die daran erinnert, wieviele Juden damals allein in der Herminengasse wohnten. Im Gemeinderat liegt bereits ein entsprechender Antrag für die dauerhafte Anbringung einer solchen Tafel.
Norbert Nowak
Die letzte Station der Tour der Grünen sollte der Deutschmeisterplatz bei der Rossauer Kaserne sein. Lukas Wurz, Vizelandesvorsitzender der Wiener Grünen, sollte vor dem dortigen Kriegerdenkmal sprechen. Da man den Zuschauern ein weiteres Warten im Regen jedoch nicht antun wollte, wurde diese letzte Rede abgesagt. Interessantes Detail am Rande: Gegen Schluss der Veranstaltung gingen mehr Menschen mit als am Anfang, trotz des suboptimalen Wetters.
Norbert Nowak
Mit offenen Augen durch Wien
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