Günter Netzer attackiert Jürgen Klinsmann

Klinsmann
Klinsmann(c) EPA (ANDREAS GEBERT)
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Der Weltmeister von 1974 und TV-Experte sieht den Bayern-Trainer "als einzigen Irrtum der Klubführung". Klinsmann wies die Kritik im Deutschen Sportfernsehen postwendend zurück.

MÜNCHEN (red). Dass der ehemalige Teamspieler Günter Netzer stets für kritische Aussagen zu haben ist, ist in Deutschland allseits bekannt. Bei keinem Länderspiel findet der für ARD als Co-Kommentator und Experte tätige Vermarkter von TV-Rechten nicht einen Punkt, der ihm Unbehagen bereitet hätte. Auch die Spiele in der Bundesliga und der Champions League verfolgt er mit Argusaugen und nach den Bayern-Pleiten in Barcelona (0:4) und Wolfsburg (1:5) hat Netzer ein „Opfer“ gefunden: Jürgen Klinsmann.

Mit ungewöhnlich harten Worten verschaffte sich Netzer vor dem heutigen Rückspiel der Bayern gegen Barcelona Gehör. „Jürgen Klinsmann ist bei Bayern gescheitert“, teilte Netzer über die „Bild am Sonntag“ mit und warf „Klinsi Arroganz und Selbstüberschätzung“ vor. Seine Schlussfolgerung: „Bayern und Klinsmann – ein einziger Irrtum.“

„Hat seine Mannschaft verloren“

Klinsmann wies die Kritik im Deutschen Sportfernsehen postwendend zurück. Netzer schreibe über Dinge, die er gar nicht beurteilen könne, auch über seine Zukunft mache er sich (noch) keine Sorgen: „Ich bin davon überzeugt, dass ich auch im nächsten Jahr Trainer des FC Bayern bin.“

Netzer jedoch ist sich seiner Sache sicher. Während sich in anderen deutschen Zeitungen die Stimmen häufen, dass Klinsmanns Ära in München mit Saisonende (eine Abfindung in Höhe von zehn Millionen Euro wird kolportiert) enden soll, glaubt Netzer, dass Klinsmann schon jetzt „die Mannschaft verloren hat. Er hat nichts von dem erfüllt, was ihm als Ruf vorausgeeilt war.“

Klinsmann sei mit dem Anspruch angetreten, jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Doch auch diesen „groß angekündigten Vorsatz“ könne man als misslungen verbuchen, sagt der 64-jährige Welt- und Europameister. Dass der umstrittene Coach davon sprach, noch „viele, viele Jahre“ bei den Bayern bleiben zu wollen, beweist für ihn nur eines: „Klinsmann hat den Sinn für die Realität verloren!“

Auch Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge hat von Klinsmanns Reformen genug. „Jetzt muss er retten, was noch zu retten ist!“ Ob es den Bayern heute gegen Barcelona gelingt?

In der Münchner Gerüchteküche brodelt es jedenfalls bereits. Unzählige Namen, unter anderem Ottmar Hitzfeld und Arsene Wenger, werden als neue Bayern-Trainer genannt. Jürgen Klinsmanns Tage bei den Bayern sind gezählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2009)

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