Karl Daxbacher: "Rapid-Trainer – warum nicht?"

Karl Daxbacher
Karl Daxbacher(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Er begann seine Spielerkarriere bei Statzendorf, 1971 wechselte er zur Austria. Auch ein Wiener Derby verfolgt Daxbacher auf der Betreuerbank im Trainingsanzug. Im Rampenlicht fühlt sich der 56-jährige eher unwohl.

Welchen Stellenwert hat für Sie das Wiener Derby?

Karl Daxbacher: Für mich war das immer schon das Spiel des Jahres in Wien. Und daran hat sich kaum etwas geändert. Ich habe selbst einige solcher Schlachten als Spieler mitgemacht, einmal haben wir 0:4 verloren, aber bereits wenige Tage später 6:2 gewonnen. Das gibt es eben nur im Fußball. Und ich habe auch erlebt, wie selbst ein Techniker wie Fiala in einem Derby bis zum Umfallen gekämpft hat. Einige Tore habe ich auch in Derbys geschossen, ich glaube, es waren fünf Stück.

Wären Sie auch einmal bereit, auf der Rapid-Trainerbank Platz zu nehmen? Ein Hans Krankl beispielsweise würde ja nie die Farben tauschen...

Gute Frage. Ich sage jetzt einmal grundsätzlich ja. Es ist doch bitte nur Sport, wir reden hier von einem Spiel. Hier geht es weder um einen Glaubenskrieg noch um sonst irgendeine eine Auseinandersetzung.

Angenommen, Sie hätten einen Wunsch frei, dürften sich drei Rapid-Spieler aussuchen. Welche nimmt der Austria-Trainer?

Das ist eine unfaire Frage. Ich nehme gar keinen. Wobei Rapid natürlich einige sehr talentierte Burschen im Kader hat. Vor allem den nicht nur von mir hoch geschätzte Jimmy Hoffer. Möglich, dass ihn Rapid wirklich schon im Sommer verliert. Ich traue ihm eine ordentliche Karriere im Ausland absolut zu. Dass bei den Hütteldorfern vieles über Steffen Hoffmann oder Branko Boskovic läuft, das braucht man ja nicht extra zu erwähnen. Und der Maierhofer ist auch immer für ein Tor gut. Aber ich bleibe bei meinen Austrianern.

Ihre Lieblingsspieler in der Mannschaft?

Nicht zu beantworten. Da gibt es zu viele unterschiedliche Charaktere. Und auch zu viele verschiedene Qualitäten. Manche bringen eine tolle Einstellung mit, andere stehen sich wieder selbst im Weg. Das ist eben dann die Kunst eines Trainers, das alles unter einen Hut und auf Schiene zu bringen.

Warum gewinnt die Wiener Austria das Derby?

Rapid ist im Hanappistadion natürlich Favorit. Aber wenn Sturm Graz dort gewinnen kann, dann kann das auch die Austria. Im Herbst haben wir das Derby nach drei Niederlagen gewonnen, „Die Presse“ hat dann von Rapid-Tugenden geschrieben. Wir sind in der Lage, Vorurteile zu widerlegen.

Sie werden auch im Derby im Trainingsanzug auf der Bank sitzen. Stehen Sie mit der Mode auf Kriegsfuß?

Ich fühle mich im Trainingsanzug am wohlsten. Das ist meinem Typ entsprechend. Ich würde mir im Anzug und mit Krawatte ein wenig seltsam vorkommen – ich trage das nicht, nur um den Schein zu wahren. Ich bin so, wie ich nun einmal bin.

Können Sie sich noch an Ihre Anfänge bei der Wiener Austria erinnern?

Na sicher. Das war im Jahr 1971, Karl Stotz hat mich damals geholt. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, für mich war das eine große Umstellung. Ich war nur Halbprofi, habe gar nicht gewusst, ob ich mich bei der Austria überhaupt durchsetzen kann. Darum habe ich in Wien auch meine Lehre zum Elektriker fertig gemacht. Und auf einmal war ich dann der Shootingstar. Nach nur sieben Bundesliga-Spielen war ich schon im Nationalteam (gegen Malta, 4:0). Insgesamt sind es aber dann nur sechs Länderspiele geworden. Bereut habe ich den Wechsel natürlich nie, ich hätte mir nie träumen lassen, dass es 14 Austria-Jahre werden würden. Und es waren schon schöne Erfolge dabei: sieben Meistertitel, vier Cup-Gewinne und das Europacup-Finale 1978 gegen Anderlecht. Ich war eben eine klassische Nummer 6, habe einem Gasselich oder Prohaska den Rücken freigehalten. Ich war der richtige Mann am richtigen Platz. Heute wird diese Position immer wertvoller.

Und warum wollten Sie Trainer werden?

Ich hatte ein zweites Standbein mit den beiden Stroh-Tankstellen in Krems und in der Wachau. Nach einer Bandscheibenoperation musste ich meine Karriere beenden, aber ich wollte dem Fußball erhalten bleiben. Der Durchbruch ist mir dann beim Lask geglückt, geholt wurde ich als Meister mit den Austria-Amateuren. Der Wechsel nach Wien im Sommer 2008 war dann wie eine Heimkehr.

Welche Hobbys haben Sie?

Alles dreht sich um Fußball – ich lese auch unheimlich viel Fachliteratur. Tennis und Ski hält mein Knie nicht mehr aus, also spiele ich Schach am Computer. Einen Garten gibt es auch noch, aber Rasenmähen darf bitte nie zum Hobby werden.

Wer gewinnt die Champions League?

Meine Bewunderung gehört Barcelona. Als die Bayern München zerlegt haben, habe ich mich gefragt: Wie hätten wir wohl gegen Messi ausgesehen?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2009)

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