Bernhard Görg: Wenn Politik zum Theater wird

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach dem ausverkauften Theaterstück „John Wayne“ setzt der Ex-Politiker noch eines drauf. Dabei wollte er Schlagersänger werden.

Eigentlich war der Weg des jungen Bernhard Görg schon vorgezeichnet. Das Mikrofon in der Hand, eine Schallplattenfirma an der Angel und Elvis Presley bzw. Peter Kraus als Vorbild. „Es ist aber an meiner jugendlichen Arroganz gescheitert“, meint der ehemalige IBM-Personalchef und Ex-Politiker heute zur „Presse“: „Ich wollte eine große Plattenfirma haben, um meine selbst komponierten Schlager selbst zu singen.“

Die kleine Plattenfirma war Görg zu klein, eine größere biss nicht an – die Karriere als Schlagersänger ging den Bach hinunter. Also musste sich der junge Bürgerliche einen anderen Job suchen.

Im Laufe der Jahre führte der Weg über IBM (Personalchef) ins Wiener Rathaus, wo Görg als Vizebürgermeister während der rot-schwarzen Koalition für Stadtplanung zuständig war. „In der Wirtschaft braucht man ein gewisses Maß an Charakterlosigkeit“, erinnert sich Görg. In der Politik auch, wenn man an die Spitze wolle: „Ohne Egomanie geht es nicht.“

In der Pension muss sich der Ex-Politiker nicht mehr mit Intrigen und persönlichen Angriffen herumschlagen, die Görg in dieser Zeit zur Genüge kennen gelernt hatte. Weniger durch den politischen Gegner, als durch die eigenen Partei, die Wiener ÖVP, wo das Sägen am Obmannsessel damals ein Volkssport war. Den Wahlkampf beobachtet der Ex-Politiker also recht entspannt.

Hochspannung löst bei Görg dagegen der Donnerstag aus. Dann feiert das zweite Stück des Neo-Theater-Autors, „Die Annonce“, seine Premiere im Gloria Theater. Wie das Erstlingswerk „Wie kommt John Wayne ins Altersheim?“ ist das Stück „eine leichte Komödie“, so Görg. Die Handlung spielt in der Zeitungsbranche, umgesetzt mit prominenten Namen wie Gerald Pichowetz (Regie und Schauspiel) und Günter Tolar.

Inhalt: Der neue Herausgeber einer wenig erfolgreichen Zeitung will die Auflage durch mehr Berichte über Sex & Crime steigern. Da sich die Redaktion dagegen wehrt, beauftragt der Herausgeber vertraulich einen Redakteur, der sich auf Annoncen von anlehnungsbedürftigen Damen melden und daraus eine große Story machen soll.

Eine ehrgeizige Jungjournalistin kommt auf dieselbe Idee und gibt (ohne jemandem etwas zu sagen) eine Single-Annonce auf. „Wie der Zufall so will, treffen die beiden Kollegen aufeinander“, erklärt Görg, „weil sonst wäre es ja keine Verwechslungskomödie.“

Wenn das Stück im Journalisten-Milieu spielt: Folgt nun die Abrechnung mit jenen Journalisten, von denen sich der damalige VP-Obmann nicht gut behandelt gefühlt hatte? „Nein“, erklärt Görg: „Ich bin nicht nachtragend.“

Apropos nachtragend: Kommentare zur aktuellen politischen Lage, speziell zur ÖVP, verweigert Görg in Interviews generell. „Ich habe damals viel Prügel von der eigenen Partei bekommen, weil ich als Wiener VP-Obmann Positionen vertrat, die nicht Parteilinie waren.“ Damals sei diese Diskussion in Ordnung gewesen; heute wäre es feig, aus der Pension Kritik zu üben. Denn Görg will nur mehr eines: „Ich möchte als Theater-Autor ernst genommen werden.“
Infos: „Die Annonce“, Gloria Theater, Prager Straße 9, 1210 Wien. Karten: 01/278 54 04 täglich (außer Sonntag) von 13 bis 19 Uhr. Das Stück läuft bis 12. Oktober 2008.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2008)

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