"So wie Du bist": Ein Brautpaar mit Down-Syndrom

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bist Brautpaar DownSyndrom(c) ORF (Milenko Badzic)
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In Wien wurde soeben die Tragikomödie "So wie Du bist" abgedreht. Sie handelt von einem sensiblen Thema: Sollen Behinderte heiraten?

Selten war das Ja-Wort so mühsam. Sebastian Urbanski, fein gekleidet in einem edlen Dreiteiler mit weißen Rosen in der Brusttasche, steht vor der Piaristenkirche in Wien-Josefstadt und kurz davor, seine Freundin zu heiraten. Ein paar Mal haben sie es an diesem Vormittag schon versucht, aber jedes Mal, als sie „Ja“ sagen wollten, kamen die Unterbrechungen. „Danke“ oder „Pause“ wurde geschrien.

Von Regisseur Wolfgang Murnberger. Zwar will Urbanski seine Freundin lediglich im Film „So wie Du bist“ heiraten; aber der Dreh streckt sich bisweilen in die Länge, die Spannung steigt umso mehr und „ich hoffe, dass die mich mal heiraten lassen“, seufzt Urbanski. Freilich, die einzelnen Szenen müssen perfekt im Kasten sein. Aber gerade aus Rücksicht auf die Hauptdarsteller Urbanski (33) und Juliana Götze (25) dreht Regisseur Murnberger keine langen „Massenszenen“, die einen „Mehraufwand erfordern, um Konzentration zu erzeugen“.

Denn: Urbanski und Götze haben Down-Syndrom (Trisomie 21). Die bisherigen Dreharbeiten haben die zwei trotzdem mühelos hinter sich gebracht. Was auch damit zusammenhängt, dass es sich bei den Freunden um Profis handelt: Sie sind in ihrer Heimatstadt Berlin Mitglied der Theatergruppe „RambaZamba“. Urbanski ist zudem als Synchronsprecher tätig, Götze war in einer Folge der deutschen Krimiserie „Polizeiruf 110“ zu sehen. Hier verkörpert sie eine Schwangere, die auf Wunsch ihrer Mutter abtreiben soll.

Auch im Film „So wie Du bist“ müssen die Alter Egos der beiden viele Hürden überwinden, damit sie endlich vor den Traualtar treten können. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit, wobei die Geschichte bei der Adaptierung ein wenig weitergesponnen wurde (das Drehbuch stammt von Uli Brée): Die taffe Richterin Helene Offer (Gisela Schneeberger) steht kurz vor ihrer Pensionierung, als sie unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht und den Vater von Michalina (Götze) schwer verletzt. Notgedrungen kümmert sich Offer um Michalina, erst widerwillig, später aber mit ganzem Einsatz. Denn Michalina will ihren Freund Sebastian (Urbanski) heiraten, die Hochzeit stößt aber auf rechtliche Grenzen und gesellschaftliche Vorbehalte. Unverständlich für die beiden Hauptdarsteller, denn dass auch Menschen mit Down-Syndrom heiraten dürfen/sollen, sei eine Selbstverständlichkeit.

Urbanski habe während dem Dreh sogar „Lust bekommen, in echt zu heiraten.“ Mit ihren Filmfiguren und deren Kämpfen um Anerkennung können sich Götze und Urbanski bisweilen nicht identifizieren. In eine Schauspielerfamilie geboren, war der Einstieg für Urbanski zwar mühsam, aber nicht utopisch. Er habe stets Unterstützung erfahren, erzählt er in der Drehpause vor dem Ja-Wort. Das gilt auch für Götze: „Privat kämpfe ich nie.“

Privat, aber auch beruflich, ist die bayrische Schauspielerin Gisela Schneeberger („Monaco Franze“) noch nie mit Menschen mit Down-Syndrom in Berührung gekommen – und: „Ich habe bisher alle über einen Kamm geschoren.“ Bis die Dreharbeiten gezeigt haben, wie intelligent und witzig sie sein können. Überhaupt habe sie in den vergangenen Wochen sehr viel von Urbanski und Götze gelernt. Dass man ganz normal mit ihnen sprechen kann zum Beispiel – und nicht in „Kindersprache“.

Auch die Vorbehalte von Regisseur Murnberger haben sich schnell in Luft aufgelöst. Er habe zunächst gar nicht gewusst, ob es Darsteller gebe, „mit denen man diesen Film machen kann“. Bis er Götze und Urbanski auf der Bühne in Berlin gesehen – und sie dann zur endlich stattfindenden Hochzeit nach Wien geholt hat.

Auf einen Blick

Dreharbeiten. Der Film „So wie Du bist“ handelt von einem Liebespaar mit Down-Syndrom und seinen Heiratsplänen. Die Hauptdarsteller Sebastian Urbanski und Juliana Götze kommen aus Berlin und sind Mitglieder der Theatergruppe „RambaZamba“. Regie führt Wolfgang Murnberger, das Drehbuch stammt von Uli Brée. In weiteren Rollen: Gisela Schneeberger, Cornelius Obonya, Lukas Resetarits und Karlheinz Hackl. Der Film – eine Koproduktion von ORF und MDR – wird voraussichtlich 2012 ausgestrahlt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2011)

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