NÖ: Soll hinter Erwin Prölls Heimatdorf ein Windrad stehen?

Windkraftwerke NÖ
Windkraftwerke NÖ(c) Michaela Bruckberger
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Mit drei anderen Gemeinden im Schmidatal stimmt Ziersdorf, Heimat von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), morgen ab, ob einige Zonen für Windkraftwerke umgewidmet werden sollen.

St. pölten. Es gibt doch tatsächlich politische Fragen, zu denen Erwin Pröll einfach nichts sagen will. Morgen, Sonntag, ist Niederösterreichs Landeshauptmann (ÖVP) gemeinsam mit 3290 anderen Bürgern seiner Heimatgemeinde Ziersdorf aufgerufen, per Volksbefragung seine Meinung zur Umwidmung einiger Flächen zu Windkraftstandorten kundzutun.

„Die Presse“ wollte wissen, ob Pröll an der Befragung teilnehmen wird – und wie er zu dem Projekt, das mittelfristig die Errichtung von bis zu zehn je 200 Meter hohen Windrädern zur Folge haben könnte, steht. „Ich denke nicht, dass er sich da einmischen will“, heißt es von Prölls Sprecher auf Anfrage, und: „Wenn er etwas dazu sagen will, melden wir uns.“ Bis Freitagabend war das nicht der Fall.

Was einigermaßen schade ist, ist Windkraft in Niederösterreich doch gerade ein intensiv diskutiertes Thema. „Die Schlagschatten zu vieler Windräder dürfen nicht den Blick auf unsere schöne Landschaft trüben“, hatte Pröll kurz nach seiner Wiederwahl als Landeshauptmann Ende April dem Landtag entgegengedonnert – der daraufhin einen einjährigen Widmungsstopp beschloss, sodass bis auf weiteres keine neuen Windkraftprojekte in dem Land gestartet werden können. Zunächst sollen nun Voraussetzungen geschaffen werden, um Windrad-„Wildwuchs“ einzudämmen und auf speziell dafür designierte Zonen zu beschränken.

Was die Schmidatal-Gemeinden Sitzendorf, Heldenberg, Hohenwarth-Mühlbach und eben Ziersdorf aber nicht davon abhielt, für morgen Volksbefragungen zu Umwidmungen anzusetzen. Das Waldviertler Windkraftunternehmen WEB würde hier nämlich gern mehrere Anlagen errichten – was den Gemeinden ein nettes Körberlgeld bringen würde: Über die Laufzeit von 25 Jahren brächte jedes Windkraftwerk Ziersdorf 630.000 Euro, sagt Bürgermeister Johann Gartner. „Und landschaftlich schaue ich lieber auf ein Windrad als auf ein Atomkraftwerk.“

Ziersdorf
Ziersdorf(C) DiePresse

Gemeinde warb mit WEB-Sujet

Auch wenn das Projekt wegen des Widmungsstopps nicht sofort umgesetzt werden könne, hofft Gartner auf Zustimmung – mit einem starken „Pro“-Ergebnis wäre es einfacher, das Land zu überzeugen, im Schmidatal Raum für Windkraft einzuplanen.

Argumente, mit denen er seine Gemeinde in den vergangenen Wochen zu überzeugen versucht hat – einige davon finden sich auch in einer Aussendung des Bürgermeisters, die einen „Windenergie bringts“-Aufdruck des Betreiberunternehmens WEB trägt.

Aus Sicht der Bürgerinitiative „Pro Lebensraum Wald“, die durch die Windkraftprojekte einen Verlust an Lebensqualität fürchtet, eine glatte Unvereinbarkeit. „Wir sind nicht prinzipiell Windkraftgegner“, sagt Josef Pendl, ein Sprecher der Initiative. Pendl weiß, dass fast alle Volksbefragungen in Niederösterreich wie diese bisher pro Windkraft ausgegangen sind. Er fühle sich aber „wie viele Gemeindebürger“ zu wenig über die Pläne informiert – weswegen er hofft, dass die Abstimmung zumindest nicht allzu deutlich für die Kraftwerke ausgeht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2013)

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