Tessa Worley: Hattrick auf dem Zauberberg

Tessa Worley Hattrick Zauberberg
Tessa Worley Hattrick Zauberberg(c) AP (Pier Marco Tacca)
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Die Französin gewann mit 62 hundertstel Sekunden Vorsprung auf die Deutschen Maria Riesch und Kathrin Hölzl. Österreichs geschlagene Damen hoffen auf den Nachtslalom am Mittwoch.

Semmering. Ted Ligety, der US-Amerikaner, scheint Tessa Worley mit seinem Riesentorlauf-Hattrick kurz vor Weihnachten angespornt zu haben. Denn die Französin zog am Semmering mit ihrem dritten Sieg in einem Riesentorlauf in Folge nach: In Aspen und St.Moritz hatte sie jeweils mit nur einer hundertstel Sekunde Vorsprung gewonnen. Am Zauberberg aber zeigte sie ihre Überlegenheit: Sie gewann mit 62 hundertstel Sekunden Vorsprung auf die Deutschen Maria Riesch und Kathrin Hölzl.

„Diese Siegesserie überrascht mich selbst“, gestand Worley und wertete die Siege als Lohn für die harte Arbeit im Sommer, die sich besonders auf den Flachstücken auswirkt. Ihr fünfter Weltcupsieg – alle fünf im Riesentorlauf – habe ihr zudem einen gewaltigen Lerneffekt beschert: Erstmals ging sie als Führende in den zweiten Durchgang, bei den Siegen zuletzt in Aspen und St.Moritz war sie in der Rolle der Angreiferin gewesen: „Es ist schwierig, so lange warten zu müssen, bis man endlich selbst an der Reihe ist“, sagte die Tochter einer Französin und eines Australiers, die ihre Kindheit in Neuseeland verbracht hat. Die Geduldprobe glückte, der Sieg, mit dem sie selbst nicht gerechnet hatte, ebenfalls.

Einmal offensiv, einmal defensiv

Das Geheimnis von Worleys Dominanz liegt vor allem in ihrem Schwung. Keine setzt ihn so dosiert ein wie die nur 1,57 Meter große 21-Jährige, keine findet die Balance zwischen Offensive und Defensive so gut wie sie.

Das musste auch Maria Riesch anerkennen. Theoretisch hätte sie allen Grund gehabt, über den zweiten Platz enttäuscht zu sein. Denn mit ihrem ersten Riesentorlaufsieg hätte sie sich endgültig in allen Disziplinen in die Siegerliste eintragen können. Doch Riesch war dennoch glücklich: „Ich hatte vor Weihnachten ein kleines Tief. Aber da darf man sich nicht gleich verrückt machen.“ Schließlich holte sie sich die Führung im Gesamtweltcup von der US-Amerikanerin Lindsey Vonn zurück. Die quittierte die Leistung ihrer Freundin kopfschüttelnd: „Punkte in Riesentorlauf und Slalom auf Maria zu verlieren, das schmerzt besonders.“

Viel erhofft, wenig erwartet

Die Österreicherinnen hatten sich bei dem Heimrennen vor den Toren Wiens viel erhofft, aber wenig ausgerechnet. „Im Riesentorlauf sind wir mannschaftlich am stärksten aufgestellt und haben am wenigsten erreicht. Das tut ein bisserl weh“, sagte ÖSV-Damenchef Herbert Mandl. Es gelinge nicht, technische Perfektion im Rennen umzusetzen. Das war am Semmering nicht anders: Erstmals seit 2002 gab es keinen Heimsieg. Es reichte auch nicht für den ersten Podestplatz in dieser Disziplin.

Elisabeth Görgl wurde als Vierte beste Österreicherin, neben ihr schaffte es nur noch die Niederösterreicherin Kathrin Zettel, die 2006 und 2008 ihr Heimrennen gewonnen hatte, als Achte in die Top Ten. Zettel zeigte sich angesichts ihrer Knie- und Hüftprobleme zufrieden. „Ich bin dabei, mich zurückzukämpfen“, sagte die 24-Jährige. Zufrieden war auch Görgl: „Ich habe gute Arbeit gemacht.“ Den Vergleich mit Worley scheut sie nicht, verschwendet damit aber auch keine Zeit: „Ich muss mich ganz auf mich konzentrieren und an mir arbeiten.“

Das gilt auch für Marlies Schild, die 22. wurde. Doch sie hat ihren Blick längst auf heute Abend und den Nachtslalom auf dem Zauberberg (15, 18Uhr/ORF1) gerichtet. Und dann darf auch mit einem Heimsieg einer Österreicherin spekuliert werden. Schließlich hieß die Siegerin in zwei der drei Torläufen in dieser Saison Marlies Schild.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2010)

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