Deutsche Terrorzelle: Komplize in Österreich?

Hatten Terrorverdächtige Komplizen in Österreich?
Hatten Terrorverdächtige Komplizen in Österreich?(c) dapd (Daniel Kopatsch)
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Al-Qaida bereitete in Deutschland einen Sprengstoffanschlag vor. Die drei Festgenommenen hatten Kontakt zu einem Marokkaner in Wien.

Wien/Düsseldorf  War ein in Österreich lebender Marokkaner Mitglied einer deutschen al Qaida-Terrorzelle, die Anschläge in Deutschland geplant hatte? Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe gab am Wochenende bekannt, dass jene drei in Düsseldorf verhafteten mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen (zwei Deutsch-Marokkaner und ein Deutsch-Iraner) „Verbindungen“ nach Österreich hatten. Die drei Männer hatten einen Sprengstoffanschlag geplant, möglicherweise auf „Veranstaltung im Raum Düsseldorf“, so der Generalbundesanwalt.

„Die Presse am Sonntag“ erfuhr, dass der Kontakt der „Düsseldorfer Zelle“ über einen in Wien lebenden Marokkaner lief, den die österreichischen Behörden schon seit einiger Zeit observierten, und zwar nicht auf Grund eines eigenen Verdachts, sondern nach einem Hinweis aus Deutschland.

Bereits im Dezember 2010 langte diesbezüglich ein deutsches Rechtshilfeersuchen in Österreich ein. Beigelegt war eine Reihe von ermittelten Indizien, die offenbar stark genug waren, dass ein heimischer Richter eine genauere Durchleuchtung der Aktivitäten des Verdächtigen genehmigte. Laut gegenwärtigem Ermittlungsstand hat sich der Mann seit damals jedoch nichts zu Schulden kommen lassen. „Es reichte nicht einmal für eine Anzeige“, hieß es am Samstag im Innenministerium.

Als am Freitag in Düsseldorf die Handschellen klickten, wurde auch der Marokkaner aus Wien noch einmal von den Behörden einvernommen. Er gibt auch zu, mit den deutschen Verdächtigen telefoniert zu haben. Mit Terrorismus habe das jedoch nichts zu tun gehabt: Die al-Qaida-Kämpfer aus Düsseldorf, sagt er, kenne er noch aus der Schule. Für die österreichischen Ermittler klingt das glaubhaft.

Einer der drei Verhafteten, ein 29-Jähriger, soll in Pakistan an einem al-Qaida-Trainingslager teilgenommen haben und zur Durchführung eines Anschlags nach Deutschland zurückgekehrt sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass sieben bis acht Personen der „Düsseldorfer Zelle“ angehörten. Das Bundeskriminalamt hatte bereits seit Monaten ermittelt und Computer und Handys der Verdächtigen überwacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 1.Mai 2011)

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