Ski: Der sensationelle Konter von Marcel Hirscher

Marcel Hirscher
Marcel Hirscher(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Christian Walgram)
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Der Salzburger lieferte im Super-G mit Rang drei die große Überraschung. Der Vorsprung des ausgeschiedenen Beat Feuz im Gesamtweltcup ist auf 75 Punkte geschmolzen. Svindal gewann die kleine Kugel.

Sein größter Konkurrent hatte ihn am besten eingeschätzt. „Ich traue ihm eine Top-Ten-Platzierung zu", hatte der Schweizer Beat Feuz vor dem finalen Super-G in Schladming gemeint. Aber Marcel Hirscher machte seine Sache noch viel besser als gedacht. Der 23-jährige Salzburger lieferte die Überraschung des Tages, nutzte die Gunst der frühen Stunde und kurvte auf Platz drei. Feuz schied hingegen aus und ging leer aus. Damit schmolz der Vorsprung des Schweizers im Gesamtweltcup vor den technischen Disziplinen (Riesentorlauf, Slalom) auf 75 Zähler.

Das erste Experiment war schiefgegangen, in Crans Montana konnte sich Marcel Hirscher nicht unter den Top 30 einordnen. Auf der Planai aber herrschten andere Bedingungen. Mit Startnummer zwei erwischte der Feinmechaniker einen Traumlauf und kurvte erstmals seit Junioren-WM-Zeiten in einem Speedbewerb auf das Podest. Auch dank der Hilfe des Kurssetzers, der US-Coach hat eher eine technisch anspruchsvolle Variante gewählt. Und auf das Tempobolzen verzichtet.

Marcel Hirscher hat nach dem Angriff von Beat Feuz in der Abfahrt gekontert, alle seine Kritiker widerlegt. Auch seinen eignen Präsidenten, denn Peter Schröcksnadel hat erst vor wenigen Tagen Bedenken geäußert. Der ÖSV-Chef hat dem Salzburger sogar geraten, auf den Super-G beim Weltcupfinale zu verzichten. „Es ist interessant", sagt Hirscher, „welche Experten sich im In- und Ausland zu Wort melden, wie ich Super-G zu fahren habe. Oder der Meinung sind, ich soll's überhaupt bleiben lassen."

„War ein Hosenscheißer"

Der Salzburger hat auf der Reiteralm und auf der Planai die schnelleren Bewerbe zu imitieren versucht, bei der Besichtigung ist ihm dann aber doch ein wenig das Rennfahrerherz in die Hose gerutscht. „Bisher war ich bei den Rennen immer ein Hosenscheißer, aber heute ist es mir gelungen, mich zu überwinden. Der Mut hat mich nicht verlassen!" Hirschers Frechheit wurde zum Sieg über sich selbst. „Aber ich musste niemanden etwas beweisen. Ich wollte befreit fahren, die Strecke einfach kennenlernen für den Riesentorlauf. Was dann passiert ist, hat keiner erwartet. Ich selbst auch nicht. Ich denke, mein dritter Platz im Super-G ist die Überraschung des Winters."

Im Ziel begann für den Salzburger jedoch die folternde Warterei. „Die Stimmung war megageil", beschrieb es Hirscher auf seine Art. „Das Skistadion ist einzigartig. Ich hatte a richtige Gaudi, einen riesigen Spaß. Einfach cool."
In der Favoritenrolle in Sachen Gesamtweltcup sieht sich der Edeltechniker jetzt nicht. „Also wenn wir schon beim Rechnen sind, dann brauche ich 80 Punkte. Das heißt, ich muss in beiden Rennen volles Risiko gehen, sonst wird sich das nicht ausgehen. Wenn ich es nicht schaffen sollte, wird sich die Welt aber auch weiter drehen." Präsident Schröcksnadel warnte davor, den 23-Jährigen, der den Teambewerb am Freitag auslässt und stattdessen Riesenslalom trainiert, jetzt nicht noch zusätzlich unter Druck zu setzen. „Er ist jung, er wird uns noch lange viel Freude bereiten."

Feuz, dem ein Innenskifehler zum Verhängnis wurde, war ob des ungünstigen Rennverlaufs dementsprechend enttäuscht. „Aber solche Fehler können passieren. Ich bin in dieser Saison erst zwei Mal ausgefallen." Möglicherweise aber einmal zu viel.

Die Kristallkugel für den erfolgreichsten Super-G-Fahrer heimste der Norweger Aksel Lund Svindal ein, die Sammlung umfasst nun bereits sieben Stück. Den Tagessieg holte sich der Südtiroler Weltmeister Christoph Innerhofer vor dem Franzosen Pinturault.

>>> Alle Infos im Weltcup-Special

("Die Presse", Printausgabe vom 16. März 2012)

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