Der große Angriff auf die Überraschungs-Eier

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Um ein Haar wäre das Kinder-Überraschungs-Ei verboten worden. Denn Kinder könnten die Plastikteile verschlucken und daran ersticken.

Berlin/Wien (cim). Fast wäre es eine richtig böse Überraschung für Schoko-Konzern Ferrero geworden: Die Kinderkommission des deutschen Parlaments meldete mitten im Sommerloch, man wolle das Überraschungsei verbieten. Denn Kinder könnten die Plastikteile verschlucken und daran ersticken. Erboste Proteste von Fans des Überraschungseis, liebevoll Ü-Ei genant, folgten, die FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß relativierte: Man fordere nun nur mehr einen „expliziten Hinweis auf die Gefahren“, kein Verbot.

Das steht ohnehin auf jeder der orange-weißen Alufolen, in die die Eier gewickelt sind. Im Beipackzettel wird die Warnung wiederholt: Diese Süßigkeit sei nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet, Aufsicht wird empfohlen.

Das Spielzeug zum selbst zusammenbauen ist aber ohnehin weniger beliebt als die Monopezzi, die Figuren in jedem siebten Ei. Die erste dieser Figuren wurde 1983 in einem Schoko-Ei versteckt, elf Jahre nachdem Chocolatier Michele Ferrero das Überraschungsei erfand, um den Zauber des Eiersuchens zu Ostern Tag für Tag zu wiederholen. Die Schlümpfe der ersten Monopezzi-Serie sind längst Kult. Der Schlumpf mit der roten Flöte, derzeit der teuerste, werde um 7000 Euro gehandelt, erzählt Klaus-Peter Eller, Veranstalter der größten Ü-Ei-Börse der Welt. Von diesem Schlumpf aus dem Jahr 1983 gibt es nur mehr drei oder vier Stück. Für einzelne Figuren wurde doppelt so viel bezahlt.

Vier Mal im Jahr treffen sich die größten Überraschungsei-Fans im Hessischen Dreieich. Eller schätzt die Ü-Ei-Community, die professionell sammelt, auf 10.000 bis 15.000 Menschen, allein in Deutschland. Eine durchschnittliche Sammlung dürfte zwischen 5000 und 6000 Euro wert sein.

Investment Schlumpf

Diejenigen, die ohnehin zu alt sind, um Plastikteile zu schlucken, haben eine eigene Schüttel- und Lausch-Technik erfunden, um an die Monopezzi zu kommen. Wie das geht – darüber diskutiert man auf unzähligen Ü-Ei-Fanseiten im Internet. Die Profis wollen auf Trefferquoten von 75 Prozent kommen.

Eine eigene Kunst, die sich lohnen könnte. Für ein Ei bezahlt man gut 75 Cent. Für 20 Gramm Milchschokolade ein stolzer Preis, hat man Glück und erwischt eine Figur, die Jahre später Sammlerwert hat, könnte es lukrativ sein.

Den Wert der alten Figuren aus den 1980er-Jahren würden die neueren Monopezzi ohnehin nicht mehr erreichen, sagt Eller. Zu viele professionelle Sammler seien unterwegs. Allerdings, so Eller, würden auch Figuren aus jüngeren Serien, etwa die Looney Tunes, schon um zwei bis vier Euro gehandelt. Nur Sammler in den USA könnten mehr bieten. Dort sind die Eier, international Kinder-Surprise, Kinder-Egg oder Kinder-Sorpresa genannt, schon seit Jahren verboten. Zu gefährlich, heißt es.

Ferrero verkauft seine Schokolade auf vier Kontinenten, nur nicht in Afrika. Das Überraschungsei wurde weltweit mehr als 30 Milliarden Mal verkauft, für das Gelbe im Ei hat Ferrero mehr als 12.000 verschiedene Mini-Spielzeuge entworfen.

Der Schoko-Konzern weist nun abermals darauf hin, dass das Spielzeug durch die Kapsel von der Schokolade getrennt ist. Außerdem würde die Sicherheit von externen Instituten geprüft und auch die EU-Richtlinie zur Spielzeugsicherheit Nr. 378 sehe kein Verbot von Kombinationsprodukten vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2008)

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