Acht Tote bei Sturm auf Camp der Volksmujahedin. Der Sprecher des irakischen Premierministers rechtfertigte den Einsatz: Die Exiliraner hätten sich geweigert, eine Polizeiwache auf dem Gelände errichten zu lassen.
WIEN/BAGDAD. Bulldozer rissen Mauern des Camps Ashraf nieder. Dann stürmten hunderte irakische Soldaten und Polizisten mit Tränengas, Rauchgranaten und Schlagstöcken das Lager der größten iranischen Exil-Oppositionsbewegung. Bei der von Teheran schon lange geforderten Aktion gegen das Camp der sogenannten Volksmujahedin, 80 Kilometer nördlich von Bagdad, sollen 50 Personen verhaftet, acht getötet und über 400 verletzt worden sein. Der Gouverneur der irakischen Provinz Diyala sprach von acht getöteten und 425 verletzten Exiliranern sowie von 30 verwundeten irakischen Polizisten.
Der Sprecher des irakischen Premierministers Nouri al-Maliki rechtfertigte den Einsatz: Die Exiliraner hätten sich geweigert, eine Polizeiwache auf dem Gelände errichten zu lassen. Zudem „ist es unser Territorium, und es ist unser Recht, irakische Gesetzgebung für jeden geltend zu machen“, sagte General Mohammed Askari vom irakischen Verteidigungsministerium. Tatsächlich haben Iraks Sicherheitskräfte vor drei Monaten von den USA die Verantwortung für das Camp Ashraf übernommen. US-Streitkräfte hatten das Lager nach ihrem Einmarsch im Irak 2003 besetzt und die Volksmujahedin entwaffnet.
Ein Sprecher des US-State Departments sagte, Washington sei von der Aktion im Vorhinein nicht informiert worden, es handle sich aber um eine irakische Angelegenheit. Die USA seien sich sicher, dass keine Mitglieder der Volksmujahedin in den Iran abgeschoben werden.
Hilfe von Saddam Hussein
Die militante Oppositionsbewegung wurde 1965 im Iran gegründet. Ihre ideologische Basis ist ein Konglomerat von marxistischen, nationalistischen und islamistischen Ideen.
Zunächst kämpfte die Organisation gegen den Schah und nach seiner Absetzung 1979 gegen die islamische Republik. Iraks Diktator Saddam Hussein erlaubte den Volksmujahedin 1986, während des Ersten Golfkriegs gegen den Iran, das Camp Ashraf einzurichten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2009)