Baupläne für grünere Häuser

Baupläne für grünere Häuser
Baupläne für grünere Häuser(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Energieeffizienz und Ökologie werden in der Baubranche immer wichtiger – und damit zur gefragten Qualifikation für angehende Architekten und Bauingenieure.

Was Filmstars vor Kurzem das Dolby-Theater in Los Angeles bedeutet hat, ist den Vertretern der energieeffizienten Architektur der Orange County Great Park in Irvine. Die Rede ist vom Schauplatz des „Solar Decathlon“, einer Veranstaltung, die gern als Oscar-Verleihung der Solartechnologie bezeichnet wird. Das heimische Pendant zu Waltz und Haneke hört im Oktober 2013 in Kalifornien auf den Namen LISI („Living Inspired by Sustainable Innovation“) und ist das Werk des ersten österreichischen Teams, das am weltweit anerkanntesten Wettbewerb für nachhaltiges Bauen teilnehmen wird. Das großteils aus Holz und recycelbaren Materialen bestehende Haus, das mehr Energie produziert, als es verbraucht, wurde von Studenten der TU Wien, der FH St. Pölten und der FH Salzburg gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) entwickelt.

Energieeffizienz ab 2020 Pflicht

LISI symbolisiert eine neue Generation von Gebäuden, die nicht nur Arbeits-, Wohn- und Lebensräume mit gesteigerter Funktionalität sein wollen, sondern sich auch durch effiziente Energie- und Kostennutzung auszeichnen. Die Entwicklung dieses Wertewandels verstärkt sich durch die EU-Gebäuderichtlinie EPBD 2010, die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, ab 2020 nur Gebäude zu errichten, die durch hohe Energieeffizienzstandards und den Einsatz dezentraler erneuerbarer Energieträger nahezu energieautark sind.

Für den öffentlichen Sektor mit seiner Vorbildfunktion soll dieses Ziel bereits ab 2018 gelten. Von Fachleuten im Bauwesen wird daher immer öfter erwartet, nachhaltige und energieproduzierende Gebäude entwerfen und planen zu können. Mit der steigenden Nachfrage nach Experten geht ein wachsendes Angebot an einschlägigen Ausbildungen einher.

An der FH Campus Wien startet im Herbst 2013 das neue Bachelorstudium Green Building (sechs Semester, berufsbegleitend, Abschluss mit Bachelor of Science Engineering, BSc). Von verwandten Studienrichtungen unterscheidet sich Green Building in mehrfacher Hinsicht. „Während im Schwesterstudium Bauingenieurwesen/Baumanagement der Schwerpunkt im Bereich der Konstruktion liegt, steht im Studium Green Building die Architektur im Mittelpunkt“, erläutert Studiengangsleiter Christian Polzer. Anders als im TU-Architekturstudium ist der Studienplan an der FH auf Gebäude für Wohn- und Gewerbezwecke fokussiert und widmet den künstlerischen und historischen Aspekten der Architektur weniger Aufmerksamkeit. „So bleibt genügend Zeit für Theorie und Praxis zum Schwerpunktthema Gebäudenachhaltigkeit. Interesse an der Gestaltung der gebauten Umwelt, räumliches Vorstellungsvermögen, Kreativität, Koordinationsfähigkeit und Organisationstalent sind uns wichtig“, sagt Polzer. Die wichtigsten Studienfächer befassen sich mit Green-Building-Grundlagen, Darstellungsmethoden, Architektur, Konstruktion und Hochbau. Auf dem Lehrplan stehen zudem Fragen zu Recht, Bauklimatik, Gebäudetechnik sowie Projekt- und Kostenplanung.

Sanierung im Fokus

In der Baubranche immer wichtiger werden die Bereiche Altbausanierung, Baustoffentwicklung und Bauverfahren. Diesen Themen widmet sich an der FH Campus Wien das Masterstudium Nachhaltigkeit in der Bautechnik (vier Semester, berufsbegleitend mit Fernlehre-Elementen). „Der Markt an zu renovierender Bausubstanz nimmt zu, der Baustoffsektor zeichnet sich durch permanente Innovationen aus. Wir fokussieren auf die Erhaltung und Erneuerung von Bauwerken und die Material- und Ressourcenbewirtschaftung wie etwa Recycling und Entsorgung von Baustoffen“, umreißt Studiengangsleiterin Doris Link die Inhalte des Masterstudiums. Abgezielt wird auf die Ausbildung von Allround-Bauingenieuren, die für leitende Positionen in allen Fachbereichen des Hochbaus – Revitalisierung und Stadterneuerung, ökologisches Bauen, Konzeption und Errichtung von Hochbauten – geeignet sind.

Lebenszyklus betrachten

„Die Bauwirtschaft verursacht den größten Anteil an Ressourcenverbrauch. Da steht die Forderung im Raum, schon in der Planungsphase den Lebenszyklus des Gebäudes einzubeziehen und für soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu sorgen“, betont Hubert Rhomberg, Geschäftsführer der Rhomberg Holding, Entwicklungspartner des Masterstudiums Life Cycle Management-Bau an der Donau-Universität Krems. Der Master kann in vier Semestern berufsbegleitend absolviert werden, die Ausbildung zum Akademischen Experten dauert drei Semester. „Ziel ist es, den Studierenden alle Fähigkeiten zu vermitteln, um komplexe Bauprojekte auch im Sinn des ganzheitlichen Life-Cycle-Management-Ansatzes in Richtung Umsetzung, Betrieb und Umnutzung weiterzudenken“, unterstreicht der wissenschaftliche Leiter Rainer Stempkowski.

An die heranwachsende Generation von Gebäudeplanern und -konstrukteuren, die mit einer ganzheitlichen Sichtweise an ein nachhaltiges Bauen für die Zukunft herangehen, richtet sich ebenfalls der im Herbst erstmals startende Bachelorstudiengang der FH Salzburg Smart Building (sechs Semester, berufsbegleitend, Bachelor of Science in Engineering, BSc), der im engen Kontakt und Wissensaustausch mit den beiden Salzburger Studiengängen Holztechnologie & Holzbau sowie Informationstechnik & System-Management steht. Vermittelt werden Kenntnisse im konstruktiven Hausbau (Statik, Bauphysik, Planung, Management) und der Bautechnik (Heizung, Klima, Installation) in Verbindung mit Know-how zu zukunftsträchtigen Technologien der umweltschonenden Energienutzung. Neben den klassischen Disziplinen der Bauingenieurausbildung stehen in diesem Sinn auch Gebäudetechnik sowie Sensorik (Mess- und Regelungstechnik) und Aktorik (Antriebstechnik) im Fokus des Studiums. Geschult werden auch sozial-kommunikative und wirtschaftliche Kompetenzen, um die Studierenden auf projekt- und teamorientiertes Arbeiten vorzubereiten.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.fh-campuswien.ac.at

www.donau-uni.ac.at

www.fh-salzburg.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

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