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Auflaufkind, Burkini, Flexitarier, Guerillagärtnerei, Mietnomade, Regenbogenfamilie, Slackline.Junge Wörter des 21. Jahrhunderts, die bereits den Weg in den allgemeinen Sprachgebrauchgefunden haben. Gesammelt und beglaubigt von der Duden-Redaktion. Eine Auswahl.

Analogkäse
Der Analogkäse, auch Kunstkäse oder Käseimitat, wird aus Wasser, Pflanzenfett, Milcheiweiß, Stärke und Geschmacksverstärkern hergestellt. In Deutschland werden jährlich rund 100.000 Tonnen, in Österreich 10.000 Tonnen verbraucht. Dabei war der Analogkäse ursprünglich als Produkt für Länder gedacht, die selbst wenig Milch produzieren. Da die Kennzeichnungspflicht für Kunstkäsesehr vage gehalten ist, können die Verbraucher in Supermärkten nur schwer erkennen, ob es sich um richtigen Käse handelt oder nicht. Dass der Analogkäse überhaupt Verwendung findet, liegt daran, dass er aufgrund seiner minderwertigen Zutaten bis zu 40Prozent billiger ist. Als Kunde sollte man im Supermarkt hellhörig werden, wenn auf der Verpackung etwa „überbacken“ steht und von „Käse“ keine Rede ist. Denn nach der EU-Verordnung über den „Schutz der Bezeichnung der Milch und Milcherzeugnisse bei ihrer Vermarktung“ darf nur dort Käsedraufstehen, wo auch Käse drin ist.

Auflaufkind
Als ein Auflaufkind wird ein Kind bezeichnet, das bei einem Sportereignis mit einem Sportler an der Hand mit auf das Spielfeld laufen darf. Im Fußball sind Auflaufkinder normalerweise bei Welt- und bei Europameisterschaften vertreten. Bisweilen werdenauch die Wörter Einlaufkind oder Eskortenkind verwendet.

Burkini
Der Burkini ist ein zweiteiliger Badeanzug für muslimische Frauen. Er hat eine integrierte Kopfbedeckung und erfüllt die Anforderungen der Hidschab, der Körperbedeckung für Frauen im Islam. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern Burka und Bikini zusammen und ist somit ein Kofferwort. Erfunden hat ihn die libanesisch-australische Designerin Aheda Zanetti im Jahr 2003.

Digital Native
Der Ausdruck Digital Natives umfasst, genauso wie der Begriff Generation@, die Altersgruppe, die bereits mit dem Internet aufgewachsen und daher mit ihm vertraut ist. Daraus ergibt sich wohl auch ein anderer Umgang mit dem Internet. Während die Generationen vor den Digital Natives das Internet befürworten, anzweifeln oder ablehnen, ist es für die Generation@ ganz normaler Alltag. Der Begriff wurde 2001 von dem Pädagogen Marc Prensky geprägt mit seinen Artikeln „Digital Natives, Digital Immigrants“ und „Do They Really Think Differently?“. Dabei bezieht er sich auch auf das Antonym Digital Immigrant, mit dem eine Person umschrieben wird, die die digitalen Technologien wie das Internet, Computer, Mobiltelefone und Tablets erst im Erwachsenenalter kennengelernt hat.

Dunkelrestaurant
In Dunkelrestaurants speist man in absoluter Dunkelheit. Sie sollen sehenden Menschen die Welt blinder Menschen näherbringen und zudem die Konzentration der Gäste ganz auf das Geschmackserlebnis richten. Hierfür kann man am Eingang einige grundlegende Details für das bevorstehende Menü festlegen. Die eigentlichen Inhalte der Speisen muss man jedoch entweder erschmecken, oder man kann sie nach dem Essen am Ausgang erfragen. Als Kellner werden zumeist Blinde angestellt.

Emo
Der Ausdruck Emo (kurz für englisch emotion= Gefühl) bezeichnet ursprünglich ein Subgenre des Hardcorepunk, das Emocoregenannt wird und seine Hochphase in den 1980er-Jahren hatte. In den Texten dieser Musikrichtung liegt die Betonung auf Gefühlen wie Verzweiflung und Trauer. Seit dem Jahr 2000 wird mit Emo überdies eine Jugendbewegung bezeichnet, die gleichwohl von Emotionalität geprägt ist und die ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen versucht. Sensibilität und Melancholie prägen das Erscheinungsbild dieser Jugendkultur.

FAQ
FAQ ist die Abkürzung für frequently asked questions, was so viel wie „häufig gestellte Fragen“ bedeutet. Auf vielen größeren Internetseiten gibt es die Rubrik FAQ, in der der entsprechende Onlineredakteur die häufigsten Fragen sowie die dazu passenden Antworten zusammengestellt hat. Das Prinzip der FAQ hat sich darüber hinaus in vielen Foren, Newsgroups (Internetforen) und dem Usenet (Unix User Network, dem Netzwerk für Unix-Nutzer) etabliert. Mit ihm können die meisten Nutzeranfragen im Vorfeld beantwortet werden, ohne dass der Nutzer eine E-Mail an den Webmaster oder Administrator schreiben muss.

Flatrateparty
Eine Flatrateparty ist eine öffentliche Feier, die auch als All-you-can-drink-Party bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um eineVeranstaltung, bei der es alkoholische Getränke ohne Mengenbegrenzung zu einem Pauschalpreis gibt. Bisweilen bezieht sich die unbegrenzte Menge Alkohol auf ein bestimmtes Getränk oder einen zuvor definierten Zeitrahmen. Der Begriff Flatrate stammt übrigens aus der Internet- beziehungsweise der Telefonbranche. Hier werden Verträge zu einem monatlichen Festpreis angeboten, deren monatliches Volumen meist unbegrenzt ist.

Flexitarier
Der Flexitarier isst eigentlich alles gerne. Er zeichnet sich nicht dadurch aus, dass er etwas meidet oder seine Ernährung auf weniges reduziert. Dennoch lebt er bewusst und genussorientiert. Wichtig für ihn ist vor allem die Qualität der Produkte, die er zu sich nimmt. Beim Essen spielt zwar das Gemüse die Hauptrolle, allerdings ist Fleisch keineswegs ausgeschlossen. Dieses erwirbt er im Bioladen oder direkt beim Bauernhof, dem er vertraut. Denn: Wenn er Fleisch isst, soll es von guter Qualität und artgerecht gehaltenen Tieren sein.

Floating
Als Floating bezeichnet man eine Entspannungstechnik, bei der Personen in einer bestimmten Anlage in konzentriertem Salzwasser schwimmen, als seien sie schwerelos. Anwendung findet das Floating in der Sportmedizin, in der Dermatologie wie auch im Bereich des Stressmanagements.

Gabione
In der Landschaftsarchitektur hat die Gabione Einzug gehalten. Sie wird auch Steinkorb, Schüttkorb oder Schotterkasten genannt und besteht aus einem Drahtgehäuse, das mitden unterschiedlichsten Steinarten aufgefüllt ist. Sie dient zwei unterschiedlichenZwecken: Einerseits verzieren Gabionen Gartenanlagen und öffentliche Plätze, weiters dienen sie als Befestigung von Deichen und Wällen sowie als Sicht- oder Lärmschutz.

Gehirnjogging
Gehirnjogging ist eine Form des Trainings der geistigen Leistungsfähigkeit. Im Detail ist Gehirnjogging ein spezielles „mentales Aktivierungstraining“ (MAT), das die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und die Merkspanne optimiert. Bekannt wurde der Ausdruck durch diverse Buchveröffentlichungen und durch das Konsolenspiel „Dr. Kawashimas Gehirnjogging“.

Gendoping
Unter dem Begriff Gendoping versteht man die gezielte Manipulation der DNA von außen. Weiter ist der Begriff dadurch definiert, dass die Beeinflussung zu einem nicht therapeutischen Zweck geschieht und dass Zellen und Gene dahingehend beeinflusst werden, die eigene Leistungsfähigkeit steigern zu können. Die langfristigen Auswirkungen der Änderung an der DNA sind noch nicht bekannt, sodass ein hohes Gesundheitsrisiko nicht ausgeschlossen werden kann.

Gentrifizierung
Gentrifizierung beschreibt die urbane Verwandlung eines ehemals sozial schwachen Gebiets oder eines Industriegebiets durch den Zuzug von höher gestellten Mittelklassefamilien und Künstlern. Dadurch wird in der Regel das gesamte Wohnviertel aufgewertet, sodass weitere statushöhere Einwohner hinzuziehen.

Gigaliner
Der Gigaliner, auch Eurocombi genannt, ist ein Lastkraftwagen, der die gewöhnlich zugelassene Gesamtlänge von 18,75 Metern überschreitet. Er erreicht eine maximale Länge von 25,25 Metern. Mit der Zulassung dieser Gigaliner wollte der Gesetzgeber die Effizienz von Lastkraftwagen erhöhen. Auf bestimmten Strecken dürfen diese nun – auch mit zwei Anhängern – die Straßen befahren, solange die Gesamtlänge nicht überschritten wird.

Guerillagärtnerei
Dieser Ausdruck, oder die englische Entsprechung Guerilla Gardening, beschreibt eine subtile Form des Protests. Ausgangspunkt war eine Protestaktion am 1.Mai 2000 in London, als Globalisierungsgegner und Umweltaktivisten, mit Gartengeräten ausgestattet, öffentlichkeitswirksam ein Beet in der Mitte der Stadt anlegten. Diese Aktion verbreitete sich schnell in politisch aktiven Kreisen. Wie echte Guerillakämpfer vermeiden auch die Guerillagärtner die offene Konfrontation und säen lieber heimlich in Großstädten Pflanzensamen aus, um auf die Umweltverschmutzung hinzuweisen.

Hirnschrittmacher
Der Begriff Hirnschrittmacher ist zwar weitverbreitet, jedoch irreführend. Medizinisch spricht man von einer „tiefen Hirnstimulation“. Hierbei werden dem Patienten eine oder zwei Elektroden implantiert, die über ein Kabel mit einem Impulsgeber verbunden sind. Am häufigsten wird der Hirnschrittmacher bei Patienten eingesetzt, die unter der Parkinsonkrankheit leiden. Weltweit gab es im Jahr 2012 rund 75.000 Patienten mit Hirnschrittmacher.

Klebefleisch
Klebefleisch, bisweilen auch als Formfleischbezeichnet, ist ein Fleischprodukt, das aus kleineren Fleischstücken zusammengesetzt wird. Auf diese Weise können vor allem Reste von Schlachttieren verwertet werden. Verwendung findet das Klebefleisch in Kochschinken, Schnitzel und ähnlichen, vor allem später panierten Speisen und Fertiggerichten. Klebefleisch muss immer als solches ausgewiesen werden.

Lotuseffekt
Abgeleitet aus der Natur der Lotuspflanze, beschreibt der Lotuseffekt die geringe Benetzbarkeit einer Oberfläche. Das Wasser perlt von ihr ab, wird zu einem einzigen Tropfen und nimmt dabei auch allenSchmutz mit. Solche selbstreinigendenOberflächen werden mittlerweile künstlichhergestellt und kommen etwa in der Lack- und Farbenherstellung zum Einsatz.
Mietnomade
Einschlägige Unterhaltungsdokus im Privatfernsehen scheinen diesen Typus Mieter berühmt gemacht zu haben: den Mietnomaden. Er mietet sich in eine Wohnung ein, zahlt freilich keine Miete, reagiert auch nicht auf Mahnungen des Vermieters und verschwindet irgendwann in eine andere Wohnung – ohne die Mietschulden beglichen zu haben. Häufig hinterlässt er ein Chaos in der Wohnung, sodass der Vermieter gezwungen ist, das Objekt renovieren zu lassen.

Poetry-Slam
Man könnte diesen englischen Ausdruckmit Dichterwettstreit übersetzen. Im Grunde ist es ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem die Vortragenden vor Publikum und teilweise auch mit begleitenden Darstellungen wetteifern. Im Anschluss kürt das Publikum einen Sieger. Ausgehend von einer ersten Veranstaltung in Chicago, verbreitete sich diese Form des literarischen Wettbewerbs nach der Jahrtausendwende auch in Europa.

Prequel
Der Begriff Prequel setzt sich aus der Vorsilbe pre für vor und dem englischen Wort für Fortsetzungen, sequel, zusammen. Der Begriff hielt Einzug in unseren allgemeinen Sprachgebrauch, nachdem ab 1999 die Prequel-Trilogie der „Star-Wars“-Filme in die Kinos gekommen war. Der deutschsprachige Begriff Vorsetzung drang nicht durch.

Regenbogenfamilie
Eine Regenbogenfamilie besteht aus einem gleichgeschlechtlichen Elternpaar und aus Kindern, die gemeinsam als eine Familie leben. Der Begriff ist von der Regenbogenflagge entlehnt, die weltweit als Symbol für den selbstbewussten Umgang mit Homosexualitat gilt, und befindet sich seit 2009 im Duden.

Slackline
Slackline, auch Slacklinen, kurz slacken, ist eine Trendsportart. Sie ist dem Seiltanz ähnlich und wird auf einem Gummigurt betrieben. Das Slacken erfordert ein perfektes Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination, daher dient es auch anderen Sportarten, bei denen Körperspannung und Balance von Bedeutung sind, als gute Übung.

Spin-off
Ganz allgemein bezeichnet der Ausdruck Spin-off einen Ableger. Traditionell werden in den Unterhaltungs- und Massenmedien beispielsweise Serien als Spin-offs bezeichnet, deren Hauptfigur zuvor eine Nebenfigur in einer anderen Serie oder einem anderen Film war. In der Wirtschaft bedeutet der Begriff eine Abspaltung einer Geschäftseinheit aus einem Unternehmen samt Firmenneugründung dieser Einheit zu einer eigenständigen Firma. Eine besondere Bedeutunghaben Spin-offs bei börsennotierten Unternehmen, weil die Anteilseigner desbestehenden Unternehmens auch Anteile der neuen Firma erhalten.

Zahnbleaching
Zahnbleaching oder auch Zahnaufhellungist eine Methode, um menschliche Zähne aus kosmetischen Gründen aufzuhellen. Zahnverfärbungen können durch den Einfluss von Lebens- und Genussmitteln entstehen. Da jedoch von jeher weiße Zähne zu unserem Schönheitsideal zählen, ist der häufigste Grund für eine Zahnaufhellung ein rein ästhetischer. Eine medizinische Notwendigkeit ist letztlich nur aus psychologischen Gründen gegeben, für den Fall nämlich, dass Zahnverfärbungen einenPatienten schwer belasten. Es gibt verschiedene Methoden zur Aufhellung: dasHome Bleaching, hierzu wird eine Kunststoffschiene mit Aufhellungsgel überzogen; ferner das Power Bleaching, bei dem der Zahnarzt das Aufhellungsmittel direkt auf die Zähne aufträgt; schließlich die Walking-Bleach-Technik für einen abgestorbenen Zahn, bei dem die Krone geöffnet und das Aufhellungsmittel in den Zahn verabreicht wird. ■


Aus dem Duden-Band „Frisches Wissen. Smartphone, Smoothie, Sommermärchen: Neue Begriffe des 21. Jahrhunderts“, der Mitte März im Bibliographischen Institut, Mannheim/Berlin, herauskommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

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