Wiener Opernball: „Überhaupt nicht hochnäsig...“

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Junges Design und Sisi-Nostalgie, Sehnsucht nach der Monarchie und ein Treffen mit dem Jedermann: Ein Besuch mit dem New Yorker Schmuckdesigner Prinz Dimitri von Jugoslawien auf dem Opernball.

Er wurde in Paris geboren, lebt als Juwelendesigner in New York und trägt den Titel eines Prinzen – auch wenn das Reich seiner Vorfahren längst ebenso untergegangen ist wie die Donaumonarchie: Wie schon im Vorjahr hat Prinz Dimitri von Jugoslawien auf Wunsch Nadja Swarovskis die Tiaras für die Debütantinnen des Opernballs kreiert. Tiaras, wohlgemerkt, nicht Krönchen: „Man muss sie oval und offen machen, dann können sie zwei Mal so schwer sein, und man spürt es nicht“, erklärt er. Ursprünglich habe seine Ballvorgabe auf 100Gramm gelautet. „Ich sagte: Hören Sie zu, die Tiara meiner Großmutter hatte 1,3 Kilo!“

Vom Opernball hatte Dimitri Karageorgewitsch, Enkel des Prinzregenten Paul von Jugoslawien und, mütterlicherseits, von Umberto II., dem letzten König von Italien, freilich bis vor zwei Jahren nichts gewusst. Heuer war er zum ersten Mal hier und erkundete gemeinsam mit der „Presse“ das Terrain. Nach einem Tag in MAK, Hofburg und Demel und dem obligatorischen Prä-Ball-Dinner im Sacher verfolgte er den Einsatz seiner (diesmal Sisi-inspirierten) Tiaras aus der Loge von Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh.

Und kommentiert das Geschehen höflich, historisch fundiert und sehr zurückhaltend. (Zum Schmuck der Gäste meint er schlicht, dass man hier „nur wenig“ trage; frühere Krönchen nennt er „artig“.) Als „fantastisch“ lobt er indes die Eröffnung. „Glamouröser, als ich gedacht hätte. Es ist sehr formell, aber gleichzeitig leicht und natürlich, überhaupt nicht hochnäsig, die Leute haben wirklich Spaß. Das macht es wirklich elegant. Außerdem ist Walzer meine Lieblingsmusik.“


Er habe (nach strenger Erziehung inklusive Handkuss) mit 16 tanzen gelernt und den Walzer auf Partys in Paris getanzt – ehe er nach New York ging, wo er erst an der Wall Street arbeitete, dann lange als Juwelen-Schätzexperte bei Sotheby's. Seit fünf Jahren hat er sein eigenes Unternehmen, ins New Yorker Gesellschaftsleben ist der Europäer mit Exotenstatus bestens integriert. Drei, vier Mal pro Woche geht er aus, Galas und private Bälle sind oft dabei. „Aber das hier“, sagt er, „ist eine der elegantesten Veranstaltungen, die ich je gesehen habe. Was mich beeindruckt, ist, wie unangestrengt alles ist. Wenn die Dinge leicht scheinen – dann sind sie perfekt.“

Nächster Programmpunkt ist der Künstlerempfang in der neu geschaffenen Crystalbar, einem der vielen Orte, wo man an diesem Abend den berühmten Glitzersteinchen begegnet, 800.000 sind es hier. (Etwas weniger, aber ebenfalls viele, finden sich im Gesicht des Designers Harald Glööckler, der sich auf dem Ball mit seinem Partner verlobte.) Auf dem Weg dorthin trifft man Cornelius Obonya, den neuen Jedermann. Er ist ebenfalls zum ersten Mal hier. „Ich habe eine Einladung bekommen und mir gedacht: Tust das eben doch einmal.“ Früher sei er allenfalls, „wenn mir langweilig war“, vor der Fernsehübertragung gesessen. „Es ist aber doch eine wunderbare Atmosphäre, ein Erlebnis. Vor allem, dieses Orchester live zu hören.“ Gleichzeitig, fügt Obonya dann hinzu, erinnere das Ganze an „Der Kongress tanzt“. „Hier begreift man, wie Wien es geschafft hat, nach Napoleon die Machthaber Europas einzulullen.“ Man müsse nur wissen, „dass man hier auch Leute trifft, die man nicht so gern trifft. Man überlegt sich sehr genau, wem man die Hand gibt“, erklärt er lächelnd, während seine Frau, die Regisseurin Carolin Pienkos, einem roten Lackkleid hinterherschaut: „Schatz, jetzt bin ich wieder ganz kurz sprachlos.“

In der Crystalbar ist es schon ziemlich voll: Lena Hoschek ist hier, Desirée Treichl-Stürgkh fällt gerührt ob des Erfolgs Designer Thomas Kirchgrabner um den Hals, im Hintergrund bewegen sich langsam Mozart'sche Scherenschnitte. Prinz Dimitri erinnern sie an den französischen Maler Carmontelle, „er hat im 18.Jahrhundert eine frühe Magische Laterne erfunden. Das hat dort schon das Ende der Monarchie angedeutet: Etwas ist da und doch nicht da...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2013)

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