"Schmäh, Schein, Schwein": Was Promis brauchen

Roland Girtler
Roland Girtler(c) APA (Schlager Roland)
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"Leistung alleine zählt nicht", aus Sicht des Soziologen Roland Girtler gelten für Prominente ganz andere Eitelkeiten.

Was braucht der Mensch, um prominent zu sein? "Schmäh, Schein und eine Menge Schwein." Das sagt der Wiener Soziologe und Anthropologe Roland Girtler. Wer es verstehe, sich gut zu verkaufen, komme in die Schlagzeilen und werde einer breiten Öffentlichkeit bekannt. "Leistung alleine zählt nicht."

Für Girtler sind Menschen eitle Wesen, die nach Beifall heischen, um sich gut zu fühlen. Sie schaffen sich Adelstitel, erklimmen die höchsten Berge, verkörpern einflussreiche Politiker und Wirtschaftsmanager oder den sympathischen Gauner. "Ich habe einen Glücksspieler gekannt, der hatte 20 Vorstrafen. Er war richtig stolz, dass er in der Zeitung genannt wurde."

Das Lugner-Prinzip

Gelinge es, seine Persönlichkeit mit Hilfe der richtigen Förderer zu vermarkten - hier kommt laut Girtler die Portion Glück ins Spiel - und mit Charisma die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken - hier sei eben der richtige Schmäh gefragt -, dann springe der Funke über, der ein Blitzlichtgewitter auslöst. "Auch wenn Prominente dann einen Blödsinn sagen, lassen sich die Leute gerne mit ihnen fotografieren." Girtler nahm 1989 "die feinen Leute" in dem gleichnamigen Buch unter die Lupe.

Der Schein wird zum Sein

Mit der Medienpräsenz steige nicht nur das Selbstwertgefühl des Darstellers, sondern auch jenes des Zaungastes. Trifft der "gewöhnliche" Bürger bei einer Veranstaltung auf einen Prominenten, "tritt dieser in seine Wirklichkeit und erscheint ihm wie ein Engel". Sehen und im Rampenlicht gesehen werden, das macht Girtler zufolge auch die Anziehungskraft von Events wie die Salzburger Festspiele aus. "Der eine profitiert vom anderen. Die sich einen Namen machen möchten, laufen hier zusammen." Der Schein wird zum Sein. "Je prominenter die Gäste, desto höher steigt auch die gesellschaftliche Wertigkeit der Veranstaltung."

Ich bin besser als du

Reiht der Society-Reporter den vermeintlichen Star nicht unter die A-Prominenz, sondern ordnet ihn nur der Kategorie B oder C zu, "will er ihn degradieren, um ihn zu ärgern", meint der Soziologe. Hier würden persönliche Befindlichkeiten oder die Blattlinie ins Spiel kommen. Andererseits gebe es Adelige aus Liechtenstein oder Bayern, die in den Medien nicht erwähnt werden wollten, weil sie sich über den prominenten Adel wie beispielsweise die Grimaldis erhaben fühlten. Hier komme die gekränkte Eitelkeit ins Spiel.

Hauptsache der Name stimmt

Ob die Reden der Prominenten inhaltlich korrekt abgedruckt würden oder nicht, das sei für sie offenbar weniger relevant. "Einer sagte zu mir: 'Schreiben Sie was Sie wollen, aber schreiben Sie meinen Namen richtig'". Diesen Wunsch beansprucht Girtler auch für sich selbst. "Geben Sie bitte mein Buch an. Das ist auch Angeberei", scherzte er. Denn auch er sei ein eitles Wesen.

(APA)

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