SAP-Gründer Hasso Plattner verschenkt ein paar Milliarden

(c) EPA (Frank May)
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Der geniale Softwareingenieur ist der erste Deutsche im Gates/Buffett-Klub der Superspender. Mit einem Vermögen zwischen fünf und sechs Milliarden Euro gehört zu den Top Ten der Reichen in Deutschland.

Berlin. Kein Verein hat einen so hohen Mitgliedsbeitrag wie „The Giving Pledge“: Man muss gleich den Großteil seines Vermögens für gemeinnützige Zwecke opfern, um beim „Spendenversprechen“ dabei zu sein. Das Minimum: die Hälfte. Nun gut, kontrolliert wird nicht, und es genügt auch, wenn man sich erst nach dem Ableben von seinen Schätzen trennt.

Aber in dem Klub, den Bill Gates und Warren Buffett vor knapp drei Jahren ins Leben riefen, sollte Handschlagqualität genügen. Die mittlerweile 105 Superreichen, die da mitmachen, haben ja um so viel mehr, als sie und ihre Nachkommen für ein schönes Leben brauchen können. Ein medialer Heiligenschein ums Haupt tut dem Ego besser als jeder Zuwachs an Vermögen. So sieht das schon fast ein Viertel aller US-Milliardäre – und geloben Selbstenteignung. In Europa aber: Fehlanzeige. Die Deutschen zumal rümpften die Nase: wie marktschreierisch, indiskret, wie nouveau riche. Bis Hasso Plattner kam.

Der amerikanische Deutsche

Der Mitbegründer des Software-Giganten SAP ist seit Dienstagnacht der erste Kontinentaleuropäer, der dem Aufruf folgt. Er hält immer noch zehn Prozent der Aktien und gehört mit einem Vermögen zwischen fünf und sechs Milliarden Euro zu den Top Ten der Reichen im Land. Plattner ist freilich in so mancher Hinsicht viel amerikanischer als der deutsche Durchschnittsreiche.

Es war 1972, die Zeit der tonnenschweren Rechner, Lochkarten und Endlosschlangen Druckpapier, da verließ der junge Programmierer mit vier anderen Ingenieuren den US-Konzern IBM, um in der Provinz Baden-Württembergs herumzuspinnen: Dateneingabe am Bildschirm, Standard statt Maßanfertigung, lauter Revolutionen. Aus dem Nichts bauten sie den Weltmarktführer für Unternehmenssoftware auf. Plattner spricht Englisch wie seine Muttersprache. Er ist hemdsärmelig und sagt, was Sache ist. Bei Bürgerversammlungen in Potsdam, wo man über seine Kunsthalle streitet, stellt sich der vitale 69-Jährige hin und weist Zwischenrufer mit Berliner Schnauze routiniert in die Schranken. Seinen Mitarbeitern knallt er um die Ohren, dass manche ihrer Produkte weder praxistauglich noch begehrenswert sind.

Den Staat nicht allein lassen

Aber Hasso ist auch „stolz wie Oscar“, weil seine Firma nach ein paar holprigen Jahren wieder das Tempo vorgibt. Der multiple Ehrendoktor und Honorarprofessor hat keine Scheu, sich als Mäzen der Wissenschaft in Szene zu setzen. Die Gesellschaft hat ihm einst ein fast kostenloses Studium geschenkt, „die Grundlage für meinen Erfolg“. Heute dürfe man den Staat mit der sündteuren Überlebensaufgabe Bildung nicht allein lassen. Plattner will etwas zurückgeben. Und indem er sich unter Studenten mischt, noch einmal von vorn beginnen.

2003 zog er sich in den Aufsichtsrat zurück, wie so viele Firmengründer. Der verheiratete Vater von zwei Kindern spielt nun Golf, fährt Porsche und sammelt Kunst, wie so viele. Aber nach zehn Tagen Segeltörn in der Karibik reicht es ihm. Dann geht er wieder entwickeln, holt sich Anregungen bei den Doktoranden im Hasso-Plattner-Institut. Viel zu kompliziert denken seine Studenten. Also noch einmal: Wie würde man eine Software für Ressourcenplanung heute ganz neu aufsetzen? Heraus kam der Prototyp für Hana, ein Datenbanksystem, so blitzschnell, dass es alle abhängen soll. Aber auch so revolutionär, dass Larry Ellison von Oracle (auch einer vom Klub) die Konkurrenz von SAP nun für einen Laden von „Spinnern“ hält. Das gefällt Plattner.

Überhaupt soll das ja alles Spaß machen. Plattner versteht die reichen Deutschen nicht. Sein Kompagnon Dietmar Hopp ist auch ein Stifter-Großkaliber, der hat mit Hoffenheim sogar einen Fußballklub in die Bundesliga hinauffinanziert. Aber bei vielen drehe sich alles darum, wie man sein Geld am Fiskus vorbeischleust – obwohl sie „einen Teil ihres Reichtums den komfortablen Rahmenbedingungen der Bundesrepublik verdanken“, wie Plattner einmal zum „Spiegel“ sagte. Unmoralisch, sicher. Aber vor allem auch verschwendete Energie und Kreativität. Stattdessen könnte man doch so viel erfinden, weiterbringen, in gute Dinge investieren – und Freude daran haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2013)

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