Markovic: Jugoslawiens letzter Premier ist gestorben

ZERFALL JUGOSLAWIENS: SLOWENIEN 20. JAHRESTAG DER LOSL�SUNG
ZERFALL JUGOSLAWIENS: SLOWENIEN 20. JAHRESTAG DER LOSL�SUNG(c) APA/GERT EGGENBERGER (Gert Eggenberger)
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Ante Markovic, der letzte Regierungschef des kommunistischen Jugoslawien, ist im 88. Lebensjahr gestorben. Der gebürtige Bosnier brachte dem Land die "letzte Periode des Optimismus in der SFRJ".

Der letzte Regierungschef des kommunistischen Jugoslawien (SFRJ), Ante Markovic, ist im 88. Lebensjahr gestorben. Dies meldete die bosnische Tageszeitung "Dnevni avaz" in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf Familienangehörige des Ex-Premiers. Der Unternehmer wechselte Anfang der 1980er Jahre in die Politik und wurde zunächst Präsident der Teilrepublik Kroatien. Im März 1989 wurde er Ministerpräsident Jugoslawiens und konnte dabei einige Erfolge bei der Stabilisierung der Wirtschaft verbuchen. Den Zerfall des Vielvölkerstaates konnte der gebürtige Bosnier aber nicht aufhalten.

Der am 25. November 1924 im bosnischen Konjic geborene Markovic studierte Elektrotechnik in Zagreb und war lange Zeit im dortigen Maschinenbauunternehmen Rade Koncar tätig. Dort hatte er schon fast sein Pensionsalter erreicht, als er in die Politik eintrat und zunächst kroatischer Präsident wurde. Als Jugoslawien in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre in Misswirtschaft und Hyperinflation versank, wurde der Unternehmer auserkoren, das Ruder herumzureißen.

Nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident im März 1989 gelang es ihm, die jugoslawische Währung Dinar zu stabilisieren und die Inflation zu senken. Laut "Dnevni avaz" bleibt diese Zeit als letzte Periode des Optimismus in der SFRJ in Erinnerung. Ante Markovic gelang es mit seiner Reformpolitik jedoch nicht, den Zerfall Jugoslawiens aufzuhalten. Für seine Partei, den "Bund der Reformkräfte Jugoslawiens" hatte er zwar landesweit viele Anhänger, blieb aber in den einzelnen Republiken in der Minderheit.

Während in Slowenien und Kroatien die anti-kommunistische Opposition in freien Wahlen an die Macht kam, setzten sich die in Serbien dominierenden Sozialisten für eine Zentralisierung des Staates ein. Markovic wurde zwischen diesen beiden Mühlsteinen zerrieben. Als sich Slowenien und Kroatien am 25. Juni 1991 für unabhängig erklärten, war das Schicksal Jugoslawiens besiegelt. Markovic hatte im serbisch dominierten Rest-Jugoslawien kaum noch Handlungsspielraum.

So musste auch der von Markovic im Jahr 1990 in Sarajevo gegründete TV-Sender Yutel bald schließen. Mit Yutel wollte der Regierungschef ein Gegengewicht zu den national orientierten Medienöffentlichkeiten der einzelnen Teilrepubliken schaffen. Am 20. Dezember 1991 trat Markovic schließlich zurück. Er lebte danach als Unternehmer eine Zeit lang in Graz, wo er das Unternehmen Tehel gründete, das Wasserkraftanlagen baut. Vor einigen Jahren zog der einstige jugoslawische Regierungschef nach Sarajevo um.

(APA)

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